Wie verbreitet ist die Corona-Variante Omikron im Norden?
Die EU-Gesundheitsbehörde geht davon aus, dass die Omikron-Variante zu Beginn des neuen Jahres dominieren wird. Wie ist der aktuelle Stand in Norddeutschland?
"Omikron breitet sich mit einer Geschwindigkeit aus, die wir bei keiner vorherigen Variante gesehen haben", sagte in dieser Woche der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Laut WHO haben 77 Länder Nachweise gemeldet. Vermutlich sei Omikron jedoch bereits in den meisten Ländern angekommen, nur bislang noch unerkannt. Zum Beispiel in Südafrika und Großbritannien werden deutliche Anstiege der Fallzahlen auf Omikron zurückgeführt. Ähnlich ist die Situation in Dänemark. In Deutschland scheint die Verbreitung nach den aktuellsten verfügbaren Daten noch sehr gering zu sein, aber es werden auch längst nicht alle positiven Proben auf Varianten untersucht. Außerdem gibt es einen Zeitverzug bei der Auswertung. Laut Robert Koch-Institut (RKI) hat die Delta-Variante noch klar die Oberhand.
Schleswig-Holstein: Weitere Fälle in der Abklärung
Das Ministerium für Gesundheit in Schleswig-Holstein kann derzeit von neun bestätigten Omikron-Fällen berichten. Der Stand ist allerdings bereits drei Tage alt und beinhaltet nur Fälle, die bereits der Landesmeldestelle bekannt sind. Wie eine Recherche von NDR Schleswig-Holstein nahe legt, konnten Labore im Land schon mehr Omikron-Fälle im Labor nachweisen. Das Gesundheitsministerium weist darauf hin, dass sich aktuell weitere Fälle in der Abklärung befänden und endgültige Ergebnisse noch ausstünden.
"Aufmerksamkeit in den Laboren diesbezüglich ist hoch"
Auf die Frage, in welchem Umfang die neue Variante des Virus zum Beispiel durch Sequenzierungen im Labor kontrolliert wird, erläutert das Ministerium, dass Proben mit Verdacht auf Virusvarianten in der Regel autonom durch die Diagnostik-Labore veranlasst werden. Die Aufmerksamkeit in den Laboren diesbezüglich sei hoch. Sobald eine auffällige Variante beim PCR-Test festgestellt wird, werde eine Sequenzierung veranlasst. Mithilfe der Sequenzierung können die Labore die verschiedenen Mutationen erkennen. Sobald ein Verdacht auf die Omikron-Variante bei einer Corona-Infektion besteht, greifen in Schleswig-Holstein strengere Maßnahmen als bei anderen Varianten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gelten dann für die Betroffenen besonders strenge Quarantäneregelungen, um die weitere Ausbreitung soweit wie möglich zu bremsen.
Ausbreitung von Omikron in Niedersachsen hat begonnen
Niedersachsen meldet derzeit im norddeutschen Vergleich die meisten nachgewiesenen Omikron-Fälle: Insgesamt wurden 25 Fälle aus verschiedenen Landkreisen und kreisfreien Städten bekannt. Niedersachsen hat im norddeutschen Vergleich allerdings auch mit etwa acht Millionen Menschen mit Abstand die meisten Einwohnerinnen und Einwohner. Das Landesgesundheitsamt prüfe derzeit alle positiven Proben mittels der speziellen Target-PCR auf Omikron, heißt es auf Nachfrage. In der Regel betreffe das zwischen zehn und 15 am Tag. Mithilfe dieser Methode könne gezielt untersucht werden, ob es sich um eine bestimmte Variante handelt. Die Sequenzierung werde hingegen stichprobenartig durchgeführt. Nicht in allen Fälle lassen sich Rückschlüsse auf den Infektionsweg ziehen - wie zum Beispiel etwa eine Reise in ein Virusvariantengebiet. Der Sprecher des Landesgesundheitsamtes geht daher davon aus, dass die Ausbreitung der Omikron-Variante in Niedersachsen bereits begonnen habe.
"Es kommt auf jeden und jede an, sich impfen zu lassen"
Auch in Niedersachsen müssen Kontaktpersonen bei bekannten Nachweisen der Omikron-Variante in eine zweiwöchige Quarantäne, auch wenn sie bereits geimpft oder genesen sind. Das Land folgt damit den RKI-Empfehlungen. Dr. Fabian Feil, Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitamts, geht davon aus, dass es trotzdem praktisch unmöglich sein wird, die weitere Ausbreitung mit der ansteckenderen Variante zu verhindern: "Bereits bei der Alpha- und Delta-Variante wurde deutlich, dass sich ansteckendere Varianten des Virus durchsetzen." Um die Dynamik trotzdem zu bremsen, komme es daher auf jeden an. Feil ruft dazu auf, Kontakte zu reduzieren, die allgemeinen Abstands- und Hygieneregelungen einzuhalten und sich impfen zu lassen.
Hamburg: Delta-Variante dominiert nach wie vor
In Hamburg dominiert nach Angaben der zuständigen Sozialbehörde nach wie vor die Delta-Variante. Geprüft werde das durch ein sogenanntes Surveillance-Verfahren. Bei entsprechenden Kapazitäten werden dafür fünf bis zehn Prozent der Proben für eine Sequenzierung ausgewählt. Nach Angaben des Sprechers ist diese Zahl stark von den aktuellen Laborkapazitäten und dem Infektionsgeschehen abhängig. Bislang konnte die Hansestadt die Omikron-Variante innerhalb der zufällig ausgewählten Stichproben nicht nachweisen. Die Behörde geht daher davon aus, dass sie bislang nicht in freier Verbreitung ist. Die bisher bekannt gewordenen sieben Fälle habe man auf nachvollziehbare Infektionen oder Reisen zurückführen können.
Mecklenburg-Vorpommern: Bislang keine Omikron-Fälle gemeldet
In Mecklenburg-Vorpommern ist nach Angaben eines Ministeriumssprechers bisher kein Omikron-Fall bekannt geworden. Man sei aber darauf eingestellt, dass es jeden Tag soweit sein könnte.
