Das Bild zeigt Altkanzler Gerhard Schröder. © picture alliance/dpa/Kay Nietfeld Foto: Kay Nietfeld

Was Ex-Kanzler und -Bundespräsidenten erhalten

Stand: 18.05.2022 14:54 Uhr

Die Ampel-Koalition will Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) das Büro im Bundestag samt Mitarbeitern streichen. Welche Privilegien stehen Ex-Staats- und Regierungschefs eigentlich zu?

von Carsten Pilger

Es wird einsam um Altkanzler Gerhard Schröder. In einem gemeinsamen Antrag der Haushaltspolitiker von SPD, Grünen und FDP an den Haushaltsausschuss des Bundestages wird eine Streichung von diversen Sonderrechten des früheren SPD-Kanzlers beantragt. Zuvor forderte die Union zusätzlich, dass Schröder wegen seiner Russland-Kontakte auch seine Versorgungsleistungen verlieren solle.

Sieben Mitarbeiter für Schröder - aber Kündigungen im Frühjahr

Schröder stehen maximal sieben Stellen für sein Altkanzler-Büro zu. Allein für das Personal sind laut Bundestag im Jahr 2021 Kosten von 407.000 Euro entstanden. Viele der Stellen sind derzeit unbesetzt, weil die Mitarbeiter nach dem russischen Überfall auf die Ukraine gekündigt hatten.

Altkanzler: Ruhegehalt, Büro, Mitarbeiter, Personenschutz

Altkanzlern steht nach Ausscheiden aus dem Amt ein Übergangsgeld zu, nach Erreichen der Altersgrenze ein Ruhegehalt, das rund 35 Prozent des Gehalts des jeweils aktuellen Kanzlers beträgt. Zuletzt waren dies monatlich 8.300 Euro für Schröder. Hinzu kommen noch Bezüge für seine Zeit in der niedersächsischen Landesregierung und als langjähriger Bundestagsabgeordneter.

Einen gesetzlichen Anspruch auf ein eigenes Büro nach dem Amtsende gibt es nicht. In der Staatspraxis gewährt der Haushaltsausschuss des Bundestags aber ehemaligen Kanzlern eine Ausstattung zur Wahrnehmung nachfolgender Aufgaben zu. Die Personalkosten für Mitarbeiter trägt dabei das Bundeskanzleramt, die Büroräume werden hingegen von der Fraktion zur Verfügung gestellt, der der jeweilige Altkanzler angehörte - in Schröders Fall die SPD. Zusätzlichlich wird Schröder Personenschutz gewährt - dieser wird durch das BKA nach Einschätzung der Sicherheitslage eines Ex-Kanzlers übernommen. Diesen soll Schröder nach Plänen der Ampel behalten dürfen.

Altbundespräsidenten: Debatte seit Rücktritt von Wulff

Christian Wulff (CDU), Bundespräsident a.D., kommt zur Verleihung des 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreises. © picture alliance/dpa | Henning Kaiser Foto: Henning Kaiser
Sein Rücktritt 2012 löste die Debatte um die Versorgung von Altbundespräsidenten aus: Christian Wulff

Für ehemalige Bundespräsidenten regelt ein eigenes Gesetz die Ruhebezüge nach Ende der Amtszeit. Sie betragen die "Höhe der Amtsbezüge mit Ausnahme der Aufwandsgelder" - im Haushalt 2020 waren das etwa 254.000 Euro. Diese stehen Altbundespräsidenten zu, unabhängig vom Erreichen der Altersgrenze. So sorgte es 2012 für Diskussionen, als der damals 52-jährige Bundespräsident Christian Wulff nach weniger als zwei Jahren im Amt zurücktrat. Es gab Forderungen, dass Wulff keinen Ehrensold beziehen dürfe - aber er durfte.

Kritik vom Bundesrechnungshof

Zudem erhält Wulff wie die beiden weiteren lebenden Altbundespräsidenten Horst Köhler und Joachim Gauck Büroräume und Personal, die aus dem Bundeshaushalt bezahlt werden - auch hier ohne gesetzlich festgelegten Anspruch. Der Bundesrechnungshof kritisierte 2018 in einem Bericht, dass die Ex-Präsidenten Reisekosten für Privatbesuche oder "Geburtstage von Bekannten oder Ehefrauen" über das Bundespräsidialamt abrechneten. Kostenpunkt: Jährlich zwischen knapp einer und 2,3 Millionen Euro. Ihre Büros nutzen die Altpräsidenten dabei durchschnittlich 2,6 Tage pro Monat.

Neues Gesetz könnte Klarheit bringen

Trotz der Kritik des Bundesrechnungshofes konnte sich die Große Koalition damals nicht auf eine einheitliche, gesetzliche Regelung einigen. Das könnte sich mit dem Fall Schröder ändern. Mögliche Varianten wären eine Kopplung der Zuwendungen an Nebentätigkeiten oder eine Verringerung der Ansprüche mit fortlaufender Zeit. Betroffen wäre von einer solchen Regelung dann auch Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) - ihr Büro verfügt aktuell über neun Stellen und kostet monatlich etwa 66.000 Euro.

Weitere Informationen
Gerhard Schröder im Fußball-Stadion © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Ampel-Koalition: Kein Büro für Altkanzler Gerhard Schröder

Dem 78-Jährigen sollen Mitarbeiter und Räume gestrichen werden. Der Antrag soll am Donnerstag eingebracht werden. mehr

Das Bild zeigt Altkanzler Gerhard Schröder. © picture alliance / Geisler-Fotopress | Ulrich Stamm/Geisler-Fotopress Foto: Ulrich Stamm/Geisler-Fotopress

Uni Göttingen: Schröder soll Ehrendoktor zurückgeben

Wegen des Angriffs auf die Ukraine seien Schröders Ämter in russischen Konzernen mit dem Leitbild der Uni unvereinbar. (28.04.2022) mehr

Eine Bildkombo zeigt Stephan Weil und Gerhard Schröder (beide SPD) nebeneinander. © picture alliance/dpa | Ole Spata /Geisler-Fotopress/Xinhua News Agency | Zhang Yuan Foto: Ole Spata/Zhang Yuah

Weil: "Schröder ist mit seiner Haltung komplett isoliert"

Niedersachsens Ministerpräsident kritisiert den Altkanzler für dessen Nähe zu Putin und dem Festhalten an seinen Posten. (25.04.2022) mehr

Gerhard Schröder (SPD), ehemaliger Bundeskanzler. © dpa Foto: Kay Nietfeld

Schröder: Bei russischem Gas-Stopp "würde ich zurücktreten"

In einem Interview mit der "New York Times" sagt der Altkanzler jedoch, dass er nicht mit einem solchen Szenario rechne. (23.04.2022) mehr

Ex-Bundespräsident Christian Wulff neben seiner Frau Bettina im Schloss Bellevue in Berlin bei der Pressekonferenz zu seinem Rücktritt. © picture alliance / dpa Foto: Michael Kappeler

Zehn Jahre nach Rücktritt von Christian Wulff: Was bleibt?

Am 17. Februar trat Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurück. Warum der Fall auch heute noch Fragen aufwirft. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 18.05.2022 | 14:00 Uhr

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Mehr Nachrichten

Eine Ermittlerin sitzt im Landeskriminalamt Hessen vor einem Monitor mit Fotodateien. © picture alliance/dpa Foto: Arne Dedert

Kampf gegen Missbrauch von Kindern: Hunderte Durchsuchungen im Norden

Allein in Niedersachsen wurden 180 Wohnungen durchsucht. Insgesamt waren 634 Ermittler in sechs Bundesländern im Einsatz. mehr