Chronologie des Hasses: Rechte Übergriffe auf Gedenkstätten
In den vergangenen sechs Jahren hat es einer Recherche von NDR und "Süddeutscher Zeitung" zufolge mehr als 100 rechtsextreme Übergriffe auf Gedenkstätten aus der NS-Zeit gegeben. Die tatsächliche Zahl ist wohl deutlich höher.
Immer wieder attackieren Rechtsextreme in Deutschland Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Alle paar Wochen werden Gedenktafeln, Stolpersteine oder ehemalige Konzentrationslager beschmiert oder teilweise zerstört. Nach Recherchen von NDR und "Süddeutscher Zeitung" hat es in den vergangenen sechs Jahren mehr als 100 rechtsextreme Übergriffe gegeben. Die tatsächliche Zahl ist vermutlich noch deutlich höher, da die Vorfälle deutschlandweit nicht zentral erfasst werden. Bei der Recherche wurden spezifisch Angriffe auf Gedenkorte dokumentiert. Die Chronologie erfasst keine Fälle etwa von Holocaust-Leugnungen auf Demonstrationen oder Hakenkreuzschmierereien auf Hauswänden.
Zahlreiche Vorfälle auch im Norden
In Braunschweig beschmieren unbekannte Täter etwa im Mai 2016 Wände und Infotafeln der KZ-Gedenkstätte Schillstraße. Wenige Tage zuvor hatten Rechtsradikale eine Gedenkveranstaltung gestört. Nach einer Veranstaltung abgelegte Kränze wurden zertrampelt. Ein Jahr später besprühen Unbekannte dutzende Gedenktafeln der KZ-Gedenkstätte mit silbernem Lack und dem Wort "Lüge". In Hannover wird im September 2018 die Beleuchtung des Holocaust-Denkmals auf dem Opernplatz gewaltsam zerstört.
Gedenkstätten in Norddeutschland
Doch nicht immer richten sich die Übergriffe gegen Gedenkorte für Jüdinnen und Juden. Im November 2018 wird in Boldtshof in Mecklenburg-Vorpommern etwa ein Denkmal für 22 desertierte und im Frühjahr 1945 erschossene Wehrmachtssoldaten mit roter Farbe übergossen. In Bohmte in Niedersachsen beschmieren Unbekannte auf einem Friedhof eine Informationstafel mit dem Wort "Adolf". Auf dem Friedhof sind NS-Opfer, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter bestattet.
Kulturstaatsministerin Roth verurteilt Angriffe als "zutiefst beschämend"
NDR und "Süddeutsche Zeitung" haben die politisch motivierten Übergriffe auf Gedenkstätten unter anderem aus Zeitungsartikeln, Gesprächen mit Gedenkstätten-Mitarbeitern und Protokollen von Stadtratssitzungen zusammengetragen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth verurteilt die Angriffe auf die Gedenkorte als zutiefst beschämend. Die Zahl der Übergriffe sei höchst alarmierend und zeige einmal mehr, dass Deutschland in der Verantwortung stehe, das Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen wach zu halten.
