VIDEO: Hacker-Angriff auf Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (1 Min)

Attacken auf Behörden-Internetseiten: "Angriff ist nicht beendet"

Stand: 05.04.2023 19:28 Uhr

In Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern hat es Hackerangriffe auf Internetseiten von Regierungen, Behörden und anderen Einrichtungen gegeben. Betroffene rechnen mit Lösegeldforderungen, die Angriffe gehen indes weiter.

In Schleswig-Holstein wurde die Internet-Domain des Landes, schleswig-holstein.de, gehackt und war zeitweise nicht erreichbar. Eine Sprecherin der Staatskanzlei in Kiel sagte, als Gegenmaßnahme sei die Seite vorübergehend gesperrt worden. Am Mittwochnachmittag konnte sie aber wieder freigeschaltet werden. Auch das Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft in Kiel (ZBW) ist betroffen. Das bestätigte eine Sprecherin der weltweit größten Spezialbibliothek für wirtschaftswissenschaftliche Literatur NDR Schleswig-Holstein. Die ZBW-Sprecherin sagte, sie gehe davon aus, dass es eine Lösegeldforderung geben werde. Außerdem könnten die Einschränkungen mehrere Wochen andauern - das hätten ähnliche Attacken auf andere Einrichtungen gezeigt.

MV-Innenminister Pegel: "Angriff ist nicht beendet"

Das Landeskriminalamt in Mecklenburg-Vorpommern erstattete Anzeige wegen der Attacken. Innenminister Christian Pegel (SPD) sagte: "Die betroffenen Internetseiten sind wieder online. Der Angriff ist aber nicht beendet." Es gebe weiterhin extrem viele Zugriffe auf die Seiten, was offenbar das Ziel habe, diese lahm zu legen. Die Staatsanwaltschaft Rostock als Schwerpunktstaatsanwaltschaft habe Ermittlungen wegen des Verdachts der Computersabotage aufgenommen, so Pegel. Die zuständige Task Force des Landes arbeite am Schutz der Server und sperre den Zugriff für erkannte IP-Adressen. In MV betroffen waren unter anderem Webseiten der Ministerien, die öffentliche Homepage der Landespolizei und das MV-Serviceportal. Aufgrund der andauernden Angriffe hieß es von Pegel: "Im Zuge der Schutzmaßnahmen kann es teilweise zu verzögerten Reaktionszeiten kommen. Das bedeutet, dass sich die Webseiten zeitweise nicht oder nur sehr langsam auf dem Bildschirm öffnen." Die Arbeit von Polizei und Regierung sei hierdurch nicht beeinträchtigt.

Niedersachsen: Internetseiten der Polizei lahmgelegt

Auch in Niedersachsen legte ein Cyberangriff mehrere Internetseiten der Polizei zeitweise lahm. Es tauchte ein Bekennerschreiben auf. Demnach könnte eine pro-russische Gruppe hinter der Attacke stecken. Das passt auch zum aktuellen Stand der Ermittlerinnen und Ermittler. Nach deren Erkenntnissen kommt die Attacke aus dem Ausland, wie NDR Niedersachsen berichtet.

Laut niedersächsischem Innenministerium wurden durch massenhafte gleichzeitige Zugriffe Server blockiert. Den Angreifern sei es offenbar nicht darum gegangen, Daten abzugreifen. Das Landeskriminalamt ermittelt wegen Computer-Sabotage.

Andere Bundesländer ebenfalls betroffen

In Brandenburg und Sachsen-Anhalt gab es ebenfalls Probleme mit staatlichen Internetseiten. Der Angriff sei "scheinbar Teil einer deutschlandweiten Kampagne", hieß es aus dem Ministerium für Infrastruktur und Digitales in Magdeburg. Das Bundesentwicklungsministerium meldete ebenfalls einen solchen Angriff. Dort sei versucht worden, eine neue Plattform für den Wiederaufbau in der Ukraine zu stören.

 

Weitere Informationen
Auf dem Bildschirm eines Laptops ist ein Binärcode zu sehen. © picture alliance/dpa

Websites lahmgelegt: Razzia gegen mutmaßliche Hacker

Bundesweit wurden acht Wohnungen durchsucht. Die Verdächtigen kommen unter anderem aus Braunschweig und Ostfriesland. mehr

Ein Hackerprogramm ist auf einem Laptop geöffnet. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Messe zur IT-Sicherheit gegen Hackerangriffe und Erpressung

Um eine Firma zu hacken, braucht man Geld, keine IT-Kenntnisse. Um die Abwehr solcher Angriffe geht es auf der secIT in Hannover. mehr

Das Gebäude des Hannover Airport in Langenhagen in der Außenansicht. © NDR Foto: Julius Matuschik

Flughafen Hannover: Vermutlich Hacker-Angriff auf Homepage

Reisende können sich somit vor den Warnstreiks am Freitag nicht über mögliche Flugausfälle oder Verspätungen informieren. mehr

Krypische Zahlenkombinationen wandern über einen Bildschirm. © NDR

Cyber-Attacke: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so krass ist!"

Das Handwerksunternehmen PLA aus Kaltenkirchen wird Opfer eines Hackerangriffes. Was folgt, ähnelt einer Geiselnahme - einer Daten-Geiselnahme. mehr

Schwerin: Auf dem Monitor eines Informationsterminals im Bürgerbüro klebt ein Zettel mit der Aufschrift "Außer Betrieb". © dpa Foto: Jens Büttner

Cyberangriffe in MV: Jedes dritte Unternehmen laut Umfrage betroffen

Das Thema IT-Sicherheit wird nach Einschätzung einiger Industrie- und Handelskammern noch nicht in allen Unternehmen ausreichend behandelt. mehr

Schattenriss einer Person mit Computercodes © Fotolia.com Foto: Glebstock

Hackerangriffe auf HAW und Friedhöfe: Folgen immer noch spürbar

An der Hochschule müssen wegen des Cyberangriffs Prüfungstermine verlegt werden. Auch an den Hamburger Friedhöfen gibt es Probleme. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 05.04.2023 | 16:35 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Datenschutz

Netzwelt

Cyberkriminalität

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Fischerboote fahren auf der Nordsee. © picture alliance/dpa | Frank Molter Foto: Frank Molter

EU-Fangquoten für Nordsee: Weniger Hering, mehr Scholle

Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr rund ein Viertel weniger Hering aus dem Meer ziehen. Bei anderen Fischen gibt es ein Plus. mehr