Die drei häufigsten Irrtümer über Omikron - und was Fakt ist
Omikron ist die vorherrschende Coronavirus-Variante in Deutschland. Manche Eigenschaften sind anders als bei der Delta-Variante, die zuvor die Pandemie hierzulande dominierte. In der Öffentlichkeit kursieren verschiedene Missverständnisse und Irrtümer über Omikron. Korinna Hennig aus der Wissenschaftsredaktion von NDR Info klärt über den aktuellen Stand der Forschung auf.
Irrtum 1: Omikron verursacht fast nur noch milde Verläufe.
Vorsicht, Falle! Ja, es gibt die guten Nachrichten über Omikron: Die krank machende Wirkung schwächt sich ab. Für Ungeimpfte allerdings womöglich nur um rund ein Viertel gegenüber der Delta-Variante - das legen die jüngsten Studien nahe. Das heißt: Wer bei den bisherigen Varianten ein hohes Risiko hatte zu erkranken - durch Alter oder Vorerkrankungen, zu denen übrigens auch Übergewicht zählt -, der hat auch jetzt noch ein solches Risiko, nur eben leicht verringert.
Für dreifach Geimpfte sind schwere Verläufe eher nicht zu erwarten, wenn sie nicht zur Risikogruppe zählen.
Allerdings ist ganz wichtig: Wenn die Weltgesundheitsorganisation von "mildem Verlauf" spricht, meint sie etwas anderes als das, was wir in der Alltagssprache meinen. Die WHO-Definition für "mild" bezieht sich streng genommen auf fast alles, was man noch zu Hause im Bett aushalten kann: also auch Fieber, tagelange Gliederschmerzen, beginnende Atemnot, solange man nicht beatmet werden muss.
Übrigens: Je mehr Virus man abbekommt, desto höher ist das Risiko, schwere Symptome zu entwickeln. Wer also nur kurz oder entfernt Kontakt mit einem Infizierten oder einer Infizierten hat oder durch eine Maske geschützt ist, hat bessere Karten im Falle einer Infektion.
Irrtum 2: Man kann eine Infektion jetzt sowieso nicht mehr verhindern, auch wenn man geimpft ist.
Das ist nicht ganz falsch! Denn die Forschung geht davon aus, dass auch Geimpfte sich früher oder später infizieren. Und trotzdem ist es auch nicht ganz richtig! Denn das gilt vor allem für die Phase, in der sämtliche Maßnahmen fallen gelassen werden können, weil die Krankenhäuser nicht mehr überlastet sind und nicht das halbe öffentliche Leben durch Quarantäne lahmgelegt ist.
Bis dahin - und das ist die gute Nachricht - kann jeder sich gegen Omikron mit den gleichen Mitteln schützen wie gegen die anderen Varianten: gut sitzende FFP2-Masken, Abstand, lüften, große Menschengruppen meiden.
Denn eine Erkenntnis ist zuletzt dazugekommen: Anders als noch vor wenigen Wochen angenommen wurde, ist Omikron offenbar nicht per se deutlich übertragbarer. Die Forschung spricht von "keiner intrinsischen Fitness". Das heißt: Die Variante ist womöglich gar nicht grundsätzlich ansteckender als ihre Vorgänger. Sondern sie verbreitet sich vor allem deshalb so schnell, weil sie dem Impfschutz ausweicht, also auch Geimpfte das Virus weitergeben können.
Und: Die Viruslast bei Omikron steigt oft in kurzer Zeit sehr steil an, deshalb kann das Ergebnis eines Schnelltests schon nach ein paar Stunden hinfällig sein.
Irrtum 3: Die Impfstoffe wirken nicht mehr gegen Omikron, deshalb lohnt sich ein Booster gar nicht.
Das ist ein fataler Irrtum! Denn mittlerweile weiß man ziemlich genau, dass die Impfung auch bei Omikron noch einen guten Schutz gegen die Krankheit Covid-19 bietet. Allerdings nur, wenn man auch geboostert ist.
Anders als man noch vor ein paar Monaten glaubte, ist der Booster nicht bloß eine Auffrischungsimpfung, die die Zahl der Antikörper wiederherstellt, die sich ein paar Monate nach der zweiten Dosis verflüchtigt haben. Sondern: Die Impfung ist erst nach drei Dosen vollständig, so wie zum Beispiel die Impfung gegen Polio oder Tetanus auch. Das heißt: Mit dem Booster wird eine Schutzwirkung erreicht, die auch zwei Wochen nach der zweiten Dosis noch nicht da war.
Für Omikron gilt das ganz besonders, auch wenn der Booster noch nicht an die Variante angepasst ist. Das Risiko, ins Krankenhaus zu kommen, ist halb so groß wie für zweifach Geimpfte. Dazu kommt: Dreifach Geimpfte geben das Virus untereinander seltener weiter, selbst innerhalb einer Familie. Das zeigen mittlerweile große Untersuchungen über Omikron-Ansteckungen aus England. Wie es sich bei Kindern und Jugendlichen ohne Booster verhält, muss noch genauer untersucht werden.
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