Klotzen statt kleckern: Saisonvorschau von Oper und Schauspiel Hannover
Die kommende Spielzeit der staatlichen Bühnen Hannovers bietet ein opulentes Programm. Allein beim Schauspiel Hannover sind 23 Neuproduktionen geplant, darunter elf Erst- und Uraufführungen.
Ein italienischer Katholik beschäftigt sich mit dem urdeutschen Faust-Mythos: Mit der romantischen Oper Mefistofele von Arrigo Boito und einem großen Ensemble, darunter Kinderchor und Extrachor, startet die Opernsaison in Hannover. Märchenhaft geht es dann weiter: Pinocchios Abenteuer für die Jungen, die Operette "Die Zirkusprinzessin" aus den 1920er-Jahren und nicht zuletzt Rusalka von Dvořák nehmen das Motto der Spielzeit "Glück und andere Versprechen" auf.
Debussy, Sibelius und Mahler im Programm
"Wir wollen zeigen, wie das Theater Menschen trösten kann, wie das Theater Menschen Hoffnung schenken kann, das schwingt mit in dem Spielplan", sagt Intendantin Laura Berman und ergänzt: "Und in härteren Zeiten wird der Glücksbegriff umso wichtiger, dann lernen wir das Ganze zu schätzen. Dann sehen wir, mit wie wenig wir eigentlich glücklich sein können und wie wichtig das uns ist in der Gesellschaft."
Große Orchesterwerke - darunter Debussy, Sibelius und Mahler - hat das Niedersächsische Staatsorchester im Programm. Dazu kommt Musik von heute, eine Uraufführung der schwedischen Komponistin Lisa Streich und eine europäische Erstaufführung der Britin Hannah Kendall. Am Dirigentenpult werden sowohl Stars wie Tomáš Hanusch oder Mario Venzago sowie Vertreter der jüngeren Generation wie Baldur Brönnimann oder Hossein Pishkar stehen. Und auch das Ballett der Staatsoper Hannover hat den Nachwuchs eingeladen.
"Hamlet" eröffnet die Spielzeit
Zu den Klängen der kanadischen Inuit Tanya Tagaq wird Guillaume Hulot eine Uraufführung erarbeiten, sagt der stellvertretende Ballettdirektor, Christian Blossfeld, und ergänzt: "Das ist ein korsischer Choreograph, der hier in Hannover seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat, der auch deutschlandweit schon choreografiert. Und der macht eine Uraufführung für uns mit dem Titel 'Milk'. Da geht es um die Mutterrolle und das Verhältnis jedes Menschen zur Mutter und welche Auswirkungen oder Einflüsse diese haben kann auf das Leben."
Politischer wird es am Schauspiel Hannover. Marie Bues inszeniert Kevin Rittbergers Stück "Wir sind nach dem Sturm", das unsere heutige Lebensweise anhand der Klimakrise hinterfragt. Psychische Gewalt ist ein Thema in der Adaption von Thomas Vinterbergs Film "Das Fest". Die Spielzeit eröffnen wird "Hamlet", in der Regie von Lisa Nielebock, die zuletzt mit "Der zerbrochne Krug" intensives Sprechtheater präsentierte. Das Stück beleuchtet nicht zuletzt die Frage von Gewalt durch politische wie familiäre Konstellationen und ist auch heute wieder traurig aktuell.
Ukraine-Krieg auch hier Thema
"Durch den Einmarsch jetzt in der Ukraine ist diese Frage nach Gewalt noch einmal viel virulenter geworden", findet Nora Khuon, Chefdramaturgin am Schauspiel Hannover, und sagt weiter: "Also die Frage, wie gehen wir mit Gewalt um? Wie kommen wir aus dem Zirkel der Gewalt heraus? Wie finden wir andere Handlungsweisen? Das ist was, was uns beschäftigt, nicht die Reproduktion von Gewalt, sondern die Frage: Wie begegnen wir Gewalt und wie entgehen und wie überwinden wir sie?"
Für das Familienstück "Mio, mein Mio" kehrt Florian Fiedler, langjähriger Leiter des Jungen Schauspiels, nach Hannover zurück. Und auch der Choreograph Guy Weizman inszeniert erneut, diesmal in einer interkulturellen Aufführung zur Auseinandersetzung von Okzident und Orient. Märchenhafte und politische Stoffe - das Programm der nächsten Spielzeit von Staatsoper und Schauspiel Hannover bietet für jeden und jede etwas.
