Detect Classic Festival 2022: Klangwolken von Club bis Klassik
Das Detect Classic Festival ist ein Crossover-Festival. Von Klassik über Avantgarde bis hin zur Club-Musik ist alles in den drei Tagen rund um Schloss Bröllin in Mecklenburg-Vorpommern zu erleben.
Baden im Sinfonieorchester, schwimmen bei Nacht und Nebel durch elektronische Klangwolken, Livemusik aus den Bereichen Klassik, Avantgarde und aus dem Club - das verspricht die diesjährige Ausgabe des Detect Classic Festivals auf Schloss Bröllin in Mecklenburg-Vorpommern. Charlotte Oelschlegel ist mit Zelt, Schlafsack und Isomatte losgefahren, um beim Kooperationsprojekt der jungen norddeutschen philharmonie und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern dabei zu sein.
Das Detect Classic Festival findet in diesem Jahr das erste Mal auf Schloss Bröllin statt. Eignet sich die Location für ein Festival?
Charlotte Oelschlegel: Es ist wirklich traumhaft. Das hier ist eine 800 Jahre alte, denkmalgeschützte Gutsanlage und ein ehemaliges Rittergut. Mittlerweile ist es dank eines Vereins, der auch sehr engagiert ist, ein wichtiger Ort für Kultur auf dem Land. Und zwischen diesen alten Orten hier gibt es ganz unterschiedliche Floors. Man kann Konzerte in einer großen Scheune erleben, man kann im Keller oder vor der großen Bühne im Gras tanzen, das ist wirklich wunderschön. Dazu muss man auch sagen, dass sich dieses Klassikfestival, welches sich ja auch mit elektronischer Musik anreichert, auch an einer Tradition bedient: Viele Kollektive haben über Tage lang Bars aufgebaut und künstlerisch gestaltet. Vor allem abends, wenn die Sonne untergeht, ist das wirklich herrlich mit dem ganzen Licht. Ein richtiges Märchenbild!
Diese beiden Welten, die klassische Musik und die Clubmusik, passen sie richtig zusammen oder existieren diese verschiedenen Genres einfach nur nebeneinander?
Oelschlegel: Dieser Spagat ist ja manchmal so ein bisschen erzwungen. Aber hier beim Detect Festival ist das ganz natürlich. Zum Beispiel haben die Musiker in der jungen norddeutschen philharmonie Glitzer im Gesicht, wenn sie mit dem Orchester spielen. Man sieht sie danach auf dem Dancefloor. Diese ganzen Klassik-Klischees, die sucht man hier eigentlich vergeblich. Später spielt zum Beispiel Christian Löffler, ein ganz berühmter elektronischer Produzent und DJ, zusammen mit dem eigens gegründeten Detect Ensemble, die aus der klassischen Musikwelt kommen.
Und was waren bisher aus Deiner Sicht die musikalischen Highlights?
Oelschlegel: Ich kann nicht nur ein Highlight definieren, weil es wirklich Spaß macht, so herumzuschlendern. Freitagabend war ich zum Beispiel bei Stimming, ein elektronischer Produzent, und dann wurden meine Beine ein bisschen schwer und ich bin weiter in die Scheune gelaufen. Da war die Cellistin Anastasia Kobekina, die hat ganz wunderbare Tänze aus der Renaissance auf dem Cello gespielt und die Frage in den Raum geworfen: Wie tanzen wir heute? Und wie hat man eigentlich damals getanzt? Das Detect Festival ist für mich auch das einzige Klassikfestival, auf dem man zelten kann. Ich glaube schon, dass es wirklich eine wegweisende Kooperation ist, hier zwischen der jungen norddeutschen philharmonie und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern.
Das Gespräch führte Eva Schramm.
