CD der Woche: Yoav Levanons beeindruckendes Debüt
Virtuose Werke, gespielt von einem 17-jährigen Pianisten: Der junge Israeli Yoav Levanon hat bei Warner Classics seine Debüt-CD herausgebracht. Vielversprechend oder "nur" sehr flink auf der Klaviatur?
Die h-Moll Sonate von Franz Liszt ist technisch anspruchsvoll, aber auch vom Gestalterischen her eine Herausforderung. Ein Mount Everest der Klavierliteratur. Wer damit debütiert und das Stück auch noch an den Anfang der CD setzt, weiß, dass die Messlatte hoch hängt. Das muss schon richtig gut sein.
Yoav Levanon zeigt trotz seiner 17 Jahre eine große klangliche und spieltechnische Sicherheit und Raffinesse: das Rhythmisch-Unnachgiebige, das diabolisch Lauernde, das Feuer, die Raserei, die schwermütige Innenschau.
Gestaltungskraft, rhythmische Präzision und beeindruckende Kontraste
Levanon überzeugt mit Gestaltungskraft ebenso wie mit rhythmischer Präzision. Jeden Ton eines solch heiklen und komplexen Werkes perfekt zu spielen, wäre aber fast vermessen.
Es kommt auf das große Ganze an, auf den Wurf, nicht unbedingt auf jeden Akkord, auf einzelnen Ton in einem virtuosen Lauf. Und der junge Israeli ist erstaunlich reif, das Wesentliche herauszuarbeiten. Das zeigt er auch in den anderen romantischen Solowerken. Liszt bildet die Klammer: zu Beginn die Sonate, am Ende die Campanella-Etüde, dazwischen Werke von Chopin, Mendelssohn und Schumann.
Ob in den "Variations sérieuses" von Mendelssohn, Chopins Prélude oder in Schumanns schwelgerischer Fantasie - Yoav Levanon setzt beeindruckende Kontraste zwischen einem lyrischen Erzählton, trockener Virtuosität und grammgenau abgewogener Tongestaltung.
Intensive und herausfordernde Werke
"A Monument for Beethoven" - mit diesem Titel bezieht sich Yoav Levanon auf die Einweihung des Beethoven-Denkmals 1845 in Bonn zum 75. Geburtsjubiläum, für die alle Komponisten der CD sich eingesetzt und damit künstlerische Solidarität gezeigt haben.
So recht erschließt sich das nicht als Klammer des Programms. Ein informatives Booklet, das außer den Komponistennamen den musikalischen Bezug vermissen lässt. Doch das ist nebensächlich. Es sind allesamt intensive und herausfordernde Werke von Komponisten, die sich an Beethoven orientiert haben, wie die Musikwelt nach Beethoven im Allgemeinen. Das Entscheidende ist: Yoav Levanon spielt diese Werke mühelos virtuos. Technisch scheinen ihm keine Grenzen gesetzt zu sein. Und bei alledem spricht auch ein hohes Verständnis aus seinen Interpretationen, Emotion, Klangempfinden und Tiefe, die einen staunen macht.
A Monument for Beethoven
- Label:
- Warner Classics