CD der Woche: Joseph Moog spielt Werke von Max Reger
Pianistisch gesehen ist Max Regers Klavierkonzert f-Moll eines der furchteinflößendsten des gesamten Repertoires. Jeder Versuch einer Neueinspielung verdient daher besondere Beachtung, meint Rezensent Philipp Cavert.
Von Anfang an war das Klavierkonzert von Max Reger aus dem Jahr 1910 umstritten. Die Kritik nannte es "maximal irritierend", einen "kaleidoskopartigen Mischmasch von Ideen". "Mein Klavierkonzert wird für Jahre noch unverstanden bleiben; die Tonsprache ist zu herb, zu ernst." Das schrieb Max Reger zwei Jahre nach der Uraufführung an Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen und sollte recht behalten.
Regers Klavierkonzert: Ein sperriges Werk
Das f-Moll-Konzert ist vertrackt und undankbar zu spielen; mit dicken Akkorden, extremer Dynamik, vierfachem Piano und Forte. Laut dem Pianisten und Musikschriftsteller Maurice Hinson sollte es "nur von einem Pianisten gespielt werden, der über großen Verstand und sehr gute Technik verfügt".
Es sei ein sperriges Werk, sagt Joseph Moog und für Pianistinnen und Pianisten ein Hürdenlauf. Weshalb dann die Mühe? "Das ist das Verblüffende an dem Stück: So komplex die Sprache selbst eigentlich ist, so traditionell ist die Form. Wenn man so ein Werk aufnimmt - und das ist das Reizvolle daran -, will man all diese Herausforderungen perfekt umsetzen. So sind wir auch rangegangen: Man muss die Partitur genau studieren, es ist vieles verdoppelt. Man muss sehr genau wissen, was hervortreten muss und was ein bisschen in den Hintergrund rücken kann."
Keine Furcht vor dichten Strukturen
Die Knoten entwirren - dieser Herausforderung hat sich Joseph Moog gemeinsam mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern gestellt unter Leitung von Nicholas Milton. Das Bekenntnis zu Klarheit und Detailtreue wirkt sich auf die Spieldauer aus: Die Sätze sind jeweils rund eine Minute länger als bei Markus Becker oder Marc-André Hamelin. Gerade vor diesem Hintergrund hätte ich mir vom Orchester mehr Finesse gewünscht, besonders im lyrischen Mittelsatz.
Auf Spielbarkeit und Publikumsgeschmack hat der Spätromantiker Reger auch in seinen sechs Intermezzi keine Rücksicht genommen. Zwei der bis heute selten eingespielten Stücke hat Max Reger sogar selbst aufgenommen, 1905 mit Welte-Mignon-Klavierrollen. Joseph Moog zeigt auch hier keine Furcht vor dichten Strukturen, sondern Freude an deren Durchdringung und am Setzen eigener Akzente. Ganz nach Max Regers Devise: "Das Schaffen muss vollständig frei sein."
Reger: Piano Conerto / 6 Intermezzi
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- ONYX
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