Ausnahme-Sopranistin Nadine Sierra: Gemacht für die Oper
Die US-amerikanische Sopranistin Nadine Sierra präsentiert auf ihrer neuen CD Ausschnitte aus Opern von Verdi, Donizetti und Gounod, begleitet vom Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI unter Leitung von Riccardo Frizza.
Ihre Möglichkeiten sind schier grenzenlos - das demonstriert Nadine Sierra auch auf dem neuen Album. Die US-amerikanische Sopranistin, Mitte 30, vereint Leuchtkraft und einen herrlichen Klang mit technischer Perfektion. Sierra führt ihre Stimme bruchlos und traumwandlerisch sicher durch alle Lagen und Koloraturen. Und die Spitzentöne, mit denen sie das Orchester überstrahlt, wirken total stabil, als wäre da immer noch locker Luft nach oben.
Frauenfiguren in Extremsituationen
Aber das ist zum Glück nicht alles. Nadine Sierra zeigt hier keine vokale Leistungsshow, sondern stellt ihr Können in den Dienst der Musik. Ihr Album vereint Szenen aus "La Traviata", "Lucia di Lammermoor" und "Romeo et Juliette". In allen drei Werken verkörpert die Sopranistin Frauenfiguren in Extremsituationen.
Die Violetta Valéry aus Verdis "Traviata" ist eine Kurtisane, die echte Liebe findet - aber dabei schon weiß, dass sie bald an Tuberkolose sterben wird. Sierra durchlebt ihr Bühnenschicksal mit sensibler Textgestaltung und feinem Farbsinn. In Violettas Abschiedsarie findet sie einen anrührend zarten Ton.
Riccardo Frizza und das Orchester des italienischen Rundfunks begleiten die Solistin zuverlässig, aber ohne denselben Zauber zu erreichen wie sie. Das gilt auch für die Ausschnitte aus Donizettis "Lucia di Lammermoor". Ein Drama über emotionale Abgründe und tiefen Liebesschmerz, der Lucia den Verstand raubt und sie zur Mörderin macht. In der berühmten Wahnsinsszene verbindet Nadine Sierra Ausdruckskraft mit dem Schönklang des Belcanto.
Unwiderstehlicher Sog
Die dritte tragische Heldin des Albums ist die Julia aus Charles Gounods Oper "Romeo et Juliette" nach Shakespeare. Als die junge Frau das Gift trinkt, das sie scheintot machen soll, beschwört sie die Kraft der Liebe. Getragen vom Klang des Orchesters, schwelgt die Sopranistin in romantischer Sinnlichkeit.
Mit ihrem edlen Timbre und ihrem dichten Legato entfacht Nadine Sierra auch hier einen unwiderstehlichen Sog. Das neue Album bestärkt ihren Ruf als Ausnahmesängerin. Sie ist offenbar wirklich für die Oper gemacht, ganz so, wie es der Titel "Made for Opera" verspricht.
Made for Opera
- Zusatzinfo:
- Auszüge aus La Traviata, Lucia di Lammermoor und Roméo et Juliette Nadine Sierra, Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, Riccardo Frizza
- Label:
- Deutsche Grammophon
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Klassik
