"Candle In The Wind" und Co.: Der Sound royaler Begräbnisse
Bei der Trauerfeier für Queen Elizabeth II. hat auch die Musik eine wichtige Rolle gespielt - wie bei den Begräbnissen der britischen Royals zuvor. Ein Rückblick auf die Trauermusik von Thomas Morley bis Elton John.
Die Trauerfeier für Queen Elizabeth II. hat in der Westminster Abbey stattgefunden. Es war ein Tag der großen Emotionen und einer Zeremonie, die ihresgleichen suchen wird.
Mit dem Gottesdienst in der Westminster Abbey, einem Geleitzug und einer Militärprozession durch London ist die Jahrhundertmajestät geehrt, gewürdigt und schließlich in der Kapelle auf Schloss Windsor zu Grabe getragen worden. Wie wurden frühere royale Begräbnisse musikalisch gestaltet?
1603: Königin Elisabeth I. - Motetten von Thomas Morley?
Der Gottesdienst in der Westminster Abbey lief nach anglikanischem Ritus ab und ist bis heute Vorbild für kirchliche Trauerfeiern. Ganz genau wissen wir nicht, was damals musikalisch auf dem Programm stand, neben Kirchenliedern und Hymnen dürften - das verraten Gemälde aus der Zeit - die Trompeter ihrer Majestät gespielt haben. Der Chor von Westminster Abbey hat gesungen, vermutlich Trauermotetten von Thomas Morley - dem berühmtesten englischen Komponisten des 16. Jahrhunderts.
1695: Königin Mary II. - Purcells Trauermarsch
Zum ersten Mal schrieb ein Komponist eigens eine Trauermusik für die Königin. Mit "Music for the Funeral of Queen Mary" lieferte Henry Purcell einen düsteren und zugleich heroischen Trauermarsch ab, mit dumpfen Trommeln und klagenden Trompeten.
1714: Königin Anne - Trauerzyklus wird zum Evergreen
William Croft ist damals Organist der Westminster Abbey und für die royale Musik zuständig. Er schreibt einen Trauerzyklus für Chor, der bis heute bei Begräbnissen gesungen wird - zuletzt für Prinz Philip, den Ehemann der Queen. Aber auch bei den Trauerfeiern für Georg Friedrich Händel, Queen Mum, Lady Di und Maggie Thatcher erklang das Stück.
1737: Caroline, Ehefrau von George II. - Trauermusik von Händel
Caroline von Brandenburg-Ansbach war nicht nur Schülerin, sondern auch eine Freundin Georg Friedrich Händels. Er hat es sich also nicht nehmen lassen, eine Trauermusik für ihre Beerdigung zu schreiben - dabei heraus kam die "Funeral Anthem for Queen Caroline". Das Hauptthema hat Mozart später in seinem Requiem zitiert.
1901: Königin Victoria - kein einziger britischer Komponist
Zur Überraschung vieler hatte Königin Victoria in ihrem Testament vermerkt, dass Mendelssohn, Beethoven und Verdi bei ihrer Beisetzung gespielt werden sollen, also kein einziger britischer Komponist. Auf das Protokoll hatte die Königin zeitlebens gepfiffen - und so wollte sie diese Welt wohl auch verlassen.
1997: Prinzessin Diana - "Candle In The Wind"
Zweieinhalb Milliarden Menschen verfolgten die Trauerfeier für Prinzessin Diana an den Fernsehgeräten. Im Gottesdienst in der Westminster Abbey gab es eine Art Best-of der klassischen Trauermusik mit Werken von Dvořák, Pachelbel und Elgar. Und nach Purcell, Croft und Händel in den Jahrhunderten zuvor schreibt erneut ein zeitgenössischer Komponist eine Trauermusik, oder in diesem Fall besser: schreibt einen bestehenden Hit um. Aus "Candle In The Wind" (erschienen 1973) machte Elton John den Millionenseller "Goodbye, England's Rose".
Das Erste begleitet die Beisetzung von Queen Elizabeth II. am Montag, 19. September, ab 9 Uhr mit einer Sondersendung. Im NDR Fernsehen läuft um 20.15 Uhr eine Zusammenfassung der Zeremonie. Außerdem ist um 18.45 Uhr die ARD Königshausexpertin Leontine von Schmettow in der Sendung DAS! zu Gast.
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