Das Dampfschiff "Schaarhörn" auf der Elbe. © Stiftung Hamburg Maritim Foto: Michael A. Schwartz

Die "Schaarhörn": Hamburgs eleganter Dampfer

Stand: 04.05.2023 15:50 Uhr

Mit ihrem leicht geschwungenen Rumpf und dem golden verzierten Bug ist die "Schaarhörn" ein besonders elegant anmutendes Schiff. Der 1908 erbaute Dampfer zählt zu den Schmuckstücken unter den Hamburger Museumsschiffen.

Sein stilvolles Aussehen hat das Schiff nicht ohne Grund: Die "Schaarhörn" sollte ursprünglich vor allem als sogenannter Bereisungsdampfer illustre Gäste der Stadt wie Kaiser Wilhelm II. durch den Hamburger Hafen fahren. Außerdem will das Amt für Strom und Hafenbau das 1907 in Auftrag gegebene Schiff als Peildampfer zur Vermessung von Wassertiefen einsetzen. Doch dazu kommt es zunächst nicht. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nutzt die kaiserliche Marine den Zweischrauben-Dampfer stattdessen zum Minensuchen. In dieser Zeit ist auch Joachim Ringelnatz häufig an Bord. Der Dichter, der sich direkt zu Kriegsbeginn freiwillig zur Marine gemeldet hatte, feiert 1917 auf dem Schiff sogar seine Beförderung zum Leutnant.

Peildampfer und Flüchtlingsschiff

Vermesser auf dem Dampfschiff "Schaarhörn" bei der Arbeit (undatiertes Foto). © Stiftung Hamburg Maritim
Bis 1972 dient die "Schaarhörn" als Vermessungsschiff und ermittelt die Gewässertiefen in der Elbmündung.

Nach dem Ersten Weltkrieg wird die "Schaarhörn zeitweilig als Wohn- und Verpflegungsschiff des Arbeiter- und Soldatenrats in Cuxhaven eingesetzt. 1919 wird sie aufgelegt und erst 1925 wieder in Betrieb genommen. Nun dient sie ihrem ursprünglichen Zweck als Peil- und Bereisungsdampfer.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, ab März 1945, wird das Dampfschiff auf der Ostsee eingesetzt, um Flüchtlinge aus Sassnitz, Swinemünde und verschiedenen ostpreußischen Orten zu evakuieren. Danach ist es wieder als Peil- und Vermessungsschiff in der Elbmündung bei Cuxhaven im Einsatz. Bis 1972 verrichtet die "Schaarhörn" ihren Dienst.

Schiffsdaten der "Schaarhörn"

Schiffstyp: Kohlebefeuerter Zweischrauben-Dampfer aus Stahl 
Baujahr: 1908
Bauwerft: Janssen & Schmilinsky in Hamburg-Steinwerder 
Länge: rund 42 Meter
Maschinenleistung: 2 x 412 PSi (indizierte Pferdestärken)
Liegeplatz Winter: Sandtorhafen (Hafencity)
Liegeplatz Sommer: Anleger Norderelbstraße
Weitere Informationen auf der Website des Schiffes

Nach England verkauft

1973 wird der Dampfer nach Newcastle in Nordostengland verkauft und 1979 in das nordwestenglische Maryport überführt. Dort soll die "Schaarhörn" Exponat in einem künftigen Museumshafen werden. Doch stattdessen verfällt das Schiff zusehends. 1990 kauft schließlich das Commerz-Collegium Altona, ein Zusammenschluss Altonaer Kaufleute, das Schiff und lässt es zurück nach Hamburg bringen. Dort wird der Dampfer im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Jugendliche restauriert und fünf Jahre später dem Förderverein "Schaarhörn" übergeben.

Seit 1995 Museumsschiff

Seit 1995 ist die "Schaarhörn" als fahrendes Museumschiff in Betrieb. Eigner ist die Stiftung Hamburg Maritim, Ehrenamtliche kümmern sich um den Erhalt des Schiffes. Weitere Freiwillige sind stets willkommen. Während der Saison von Mai bis Oktober lädt die "Schaarhörn" normalerweise regelmäßig zu Gästefahrten auf die Elbe sowie zu längeren Törns durch den Nord-Ostsee-Kanal ein. Durch die Fahrten werden die laufenden Kosten für den Unterhalt des Schiffes finanziert. Dann haben Gäste Gelegenheit, das Schiff näher zu erkunden und auch einen Blick in Maschinen- und Kesselraum zu werfen. Weil ein neuer Dampfkessel eingebaut werden soll, sind die Fahrten allerdings vorerst ausgesetzt.

Wichtige Gäste der Stadt schipperten auf der "Schaarhörn"

Das Dampfschiff "Schaarhörn" in Fahrt  Foto: Uwe Messenbrink
Mehrmals im Jahr geht die "Schaarhörn" auf Gästefahrt.

Der schöne historische Jugendstilsalon mit seinen großen Fenstern erinnert bis heute daran, dass das Schiff ursprünglich vor allem dazu dienen sollte, wichtige Gäste der Stadt durch den Hafen zu schippern. Im Sommerhalbjahr liegt die "Schaarhörn" im Hansahafen Bremer Kai/bei den 50er Schuppen, im Winterhalbjahr dann im Traditionsschiffhafen am Sandtorhafen in der Hamburger Hafencity.

Bug des 1908 erbauten stählernen Zwei-Schrauben-Dampfers Schaarhörn  im Sandtorhafen © NDR Foto: Ulla Brauer
AUDIO: So klingt die "Schaarhörn" (1 Min)
Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 11.10.2020 | 19:30 Uhr

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