"Die letzten Strahlen eines Sterns": Roman über Marlene Dietrich
Ein neuer Roman widmet sich der Faszination Marlene Dietrich: "Die letzten Strahlen eines Sterns". Geschrieben hat ihn Amanda Lee Koe, eine junge Autorin aus Singapur.
Sie liebte das Rampenlicht, die großen Auftritte - doch die letzten Jahre ihres Lebens war Marlene Dietrich allein. Einsam in ihrer Wohnung in Paris, abgeschottet aus Angst vor der Aufmerksamkeit.
Es war lange her, seit Marlene zuletzt in einen Spiegel geschaut hatte, und noch länger, dass sie natürliches Licht gesehen hatte. Seit über einem Jahrzehnt hatte sie das Haus nicht mehr verlassen. Abgesehen von der mit Perlen besetzten Glaslampe und dem Fernseher nahe dem Fußende ihres Betts war es dunkel in ihrer Wohnung." Leseprobe
Licht bringen ihr nur ihre Erinnerungen an einstige Erfolge und Eroberungen - und Bébé, ihr Hausmädchen. Bébé ist nicht ihr richtiger Name, sie reiste illegal von China nach Frankreich ein, träumt hier von einem glanzvollen Leben und arbeitet nun als Altenpflegerin. Den Namen Marlene Dietrich hat sie noch nie gehört.
Die Frau, für die sie sonntags arbeiten sollte, ging auf die neunzig zu, und früher war sie einmal eine sehr berühmte Schauspielerin gewesen. Sie musste mit der allerhöchsten Diskretion behandelt und stets mit Madame angesprochen werden. Bébé wusste nicht, wer Madame war, aber beim Abstauben der Vitrinen und Regale und beim Betrachten der ganzen Fotos sah sie, dass Madame der Mittelpunkt eines jeden Bildes war, selbst wenn sie nicht im Mittelpunkt stand. Leseprobe
Marlene Dietrich, Leni Riefenstahl und Anna May Wong: Drei Frauen träumen von Hollywood
Was aber machte es mit den Menschen, die Marlene in den Schatten stellte? Wie gingen sie damit um, wenn sie aus ihrem Licht verschwanden? Davon erzählt Amanda Lee Koe, anekdotenreich und einfühlsam, aber ohne Marlene Dietrich auf einen falschen Sockel zu stellen. Koe erzählt über Marlenes Männer, aber auch über ihre Kolleginnen. Zwei von ihnen sind auf einem Foto gemeinsam mit der Dietrich zu sehen, das ganz am Anfang des Buches abgebildet ist - ein zufälliges Zusammentreffen dreier Frauen im Jahr 1928: Rechts Leni Riefenstahl, die sich später als Regisseurin in den Dienst des Nationalsozialismus stellte und damals genau wie Marlene von einem Erfolg in Hollywood träumte. Links Marlene Dietrich und in der Mitte Anna May Wong - damals bereits eine erfolgreiche Schauspielerin, die später aber in "Shanghai Express" von Marlene an die Wand gespielt wurde.
Neben Marlenes lässiger Shanghai Lily wirkte Anna May durchsichtig und unkoordiniert, und sie hatte ihren Text vermasselt. In ihrer gesamten Schauspielkarriere war Anna May noch nie von einem Regisseur gerügt worden. [...] Marlene war bereits wieder auf Position. Leseprobe
Marlene Dietrich fasziniert bis heute
Die Idee, den Roman an der Geschichte des Fotos aufzuziehen, geht wunderbar auf: Wir folgen den drei Frauen durch die Jahrzehnte, durch Höhen und Tiefen. Und am Rande begegnet man vielen weiteren historischen Zeitgenossen: Walter Benjamin, Joseph von Sternberg und vielen anderen. Reizvoll ist dabei besonders der außereuropäische Blick auf Dietrich: Wie wirkte sie auf das chinesische Hausmädchen, auf die chinesische Schauspielerin? Wie beeinflusste sie deren Lebensweg? Wie auf den Fotos bleibt Marlene aber der Mittelpunkt dieses Buches. Sie strahlt durch alle Seiten dieses wunderbaren, warmherzigen Romans. Und ein wenig wird auch spürbar, warum dieses Strahlen auch heute, 30 Jahre nach ihrem Tod, noch immer zahlreiche Fans fasziniert.
Die letzten Strahlen eines Sterns
- Seitenzahl:
- 472 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Zoë Beck
- Verlag:
- CulturBooks
- Bestellnummer:
- 978-3-95988-153-1
- Preis:
- 28 €
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Romane
