Papiermangel: Kulturveranstalter verzeichnen zusätzliche Kosten
Der Papiermangel ist nun auch in den Veranstaltungsbereichen der Kultur angekommen. Broschüren, Museumskataloge und Flyer werden teilweise teurer und die Organisation dafür aufwendiger.
Es ist ein Zustand, den unsere Wohlstandsgesellschaft kaum noch kennt: Mangel. Verschiedene Faktoren führen gerade dazu, dass bestimmte Produkte und Rohstoffe knapp werden. Zum einen kommen dabei langfristige Auswirkungen der Pandemie ans Tageslicht. So auch im Transportwesen. Zusätzlich hat die Blockade des Suez-Kanals durch das Containerschiff "Ever Given" nach wie vor weitreichende Folgen für die Wirtschaft - der Transport-Sektor muss sich immer noch mit Rückstaus an den Terminals auseinandersetzen.
Die unterbrochenen Lieferketten haben die Container-Preise explodieren lassen, Transporte sind also deutlich teurer und viele Rohstoffe dadurch knapper geworden. Zum anderen verschärfen der Krieg in der Ukraine und die dadurch gestiegenen Preise für Kraftstoffe die Lage zusätzlich. Auch Kultureinrichtungen bekommen das zu spüren, zum Beispiel bei den Energiekosten. Aber auch der Papiermangel macht sich bemerkbar.
Schleswig-Holstein Musik Festival erlebt Engpass bei Papiermengen
Daniel Weth, der Marketingleiter vom Schleswig-Holstein Musikfestival, hatte schon vergangenen Herbst große Probleme, ausreichend Papiermengen für die SHMF-Journale zusammenzubekommen. Darin wird das Gesamtprogramm des Festivals vorgestellt, zusätzlich gibt es spannende Hintergrundinformationen und Interviews.
Das Papier, welches er für einen pünktlichen Druck im Februar gebraucht hätte, sollte erst im März geliefert werden. So musste er viel Zeit aufwenden, um sich auf die Suche nach Ersatzlösungen zu machen und ausreichend Papier für die Drucksachen zusammenzubekommen. Kleiner Tipp: Das SHMF-Programmjournal gibt es auch als PDF-Datei und E-Paper.
Hamburger Theater Festival: Steigerung der Druckkosten um 70 Prozent
Auch für das Hamburger Theater Festival, das in diesem Jahr am 29. April beginnt, sind der aktuelle Papiermangel und vor allem die damit verbundenen Kosten ein großes Thema. Das Festival musste sogar die Druckerei wechseln, mit der zuvor eine langjährige Kooperation bestanden hatte. Denn die angestammte Druckerei konnte infolge von Lieferengpässen die Deadline zur Erstellung des Programmflyers nicht einhalten.
Den Erfahrungen des Theaterfestivals zufolge ist der Flyer aber das wichtigste Kommunikationsmittel mit dem Publikum. Der Wechsel der Druckerei schlug sich deutlich im Gesamtbudget des Festivals nieder. Der Druck kostete 70 Prozent mehr als in den vergangenen Jahren, Was für eine Herausforderung für traditionell eher knapp bemessene Kulturbudgets.
Umdenken bei den Festspielen MV: 25 Prozent Preissteigerung
Auch die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern mussten sich zwangsläufig mit der Thematik auseinandersetzen. Laut Sprecherin Manuela Domke geht der Mangel für die Festspiele mit einer Preissteigerung um die 25 Prozent einher. Daher habe man kritisch die Auflage geprüft und sich für einen Druck in zwei Schritten entschieden: "Mit der Überlegung, ob die zweite Auflage nötig ist."
Ohne eine langjährige Partnerschaft und Zusammenarbeit mit einer flexiblen Druckerei wäre das wohl eher nicht möglich gewesen. Domke gibt auch zu Bedenken, dass die Festspiele als privatfinanziertes Unternehmen den Vorteil haben, größtenteils keine öffentlichen Ausschreibungen machen zu müssen. So könne das Festival einigermaßen flexibel auf die aktuelle Lage reagieren.
Bucerius Kunstform spürt deutlich erhöhte Druckpreise
Die Deichtorhallen in Hamburg merken bisher vom Papiermangel nichts. Auf Anraten der beauftragten Druckerei hatte das Haus vorsorglich schon Ende des letzten Jahres das Papier für die anstehenden Drucksachen bestellt. Anders sieht es hingegen beim Bucerius Kunstforum in Hamburg aus. Auch dort habe man den Papiermangel schon zu spüren bekommen, schließlich veröffentliche es Ausstellungskataloge, Einladungskarten oder Flyer. Wie Sprecherin Ineke Rickert auf Nachfrage von NDR Kultur mitteilt, müsse infolgedessen die ohnehin schon sehr langfristige Planung für Ausstellungen daher teilweise noch früher stattfinden: "Zum Beispiel bei der Festlegung des Katalogumfangs, um das Papier zum Angebotspreis zu bestellen."
Wie in vielen anderen Häusern gehe das auch beim Bucerius Kunstform mit deutlichen erhöhten Preisen einher. Doch dem Kunstmuseum komme zugute, dass es in den letzten Jahren schon zunehmend auf eine Digitalisierung der Kommunikation gesetzt habe. Das sei nicht nur mit Blick auf den akuten Papiermangel, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit ein Vorteil. Über dieses Thema werden Kultureinrichtungen sich in diesen Wochen wohl noch mehr Gedanken machen müssen, als je zuvor.
