Papierkrise: Insolvenz bei Traditionsdruckerei Hubert & Co.
Eine gefragte Adresse in der Buchbranche ist die Göttinger Traditionsdruckerei Hubert & Co., bei der viele renommierte Verlage drucken lassen. Mitte Februar hat sie nun Insolvenz angemeldet, trotz voller Auftragsbücher.
Eine Papierrolle, größer als ein LKW-Reifen, ist in einer riesigen Maschine eingespannt. Über Rollen läuft das Papier durch einen modernen Tintenspritzdrucker, vor fünf Jahren angeschafft, der ohne Druckraster und damit fotorealistisch druckt.
Die Produktion läuft also bei Hubert & Co. weiter, Geschäftsführerin Ramona Weiß-Weber hat aber vermehrt Probleme mit Nachschub beim Papier: "Bei der Verfügbarkeit gibt es Situationen, in denen wir erst in einem Vierteljahr das Papier bekommen - dann sind es aber fünf Monate. Gelegentlich ist es auch so, wenn zum Beispiel in Papierfabriken über Monate hinweg auch gestreikt wird, bekommen wir das Papier erst ein halbes Jahr später."
Unsichere Planung - Grund für Insolvenzantrag
Zwar hat Hubert & Co. noch Papierreserven, aber durch die coronabedingte Papierkrise kann die Geschäftsführerin nicht mehr sicher planen. Das ist ein Grund für den Insolvenzantrag. Hinzu kommen aber auch fehlende Investitionen. Bis 2021 gehörte die Traditonsdruckerei Hubert & Co. der Göttinger Verlegerfamilie Ruprecht. Die hat dann an Investoren aus Stuttgart verkauft.
Aus Sicht der Geschäftsführerin hätten schon die alten Gesellschafter mehr investieren müssen. Aber auch beim Stuttgarter Investor sieht Ramona Weiß-Weber Defizite: "Diese Aufgabe muss man mit Demut antreten und man muss sehr intensiv arbeiten und man muss die Überlegungen, die man hat, mehrfach überprüfen. Das ist ein sehr spezieller Markt, da kommt man nicht einfach und kennt ihn, man muss ihn kennenlernen. Das hätte man intensivieren können."
Hubert & Co. steht für kurze Wege und komplette Buchproduktion
Auf Nachfrage wollten sich die Investoren nicht äußern. Sie begründen das mit dem laufenden Insolvenzverfahren. Einer der wichtigsten Kunden von Hubert & Co. ist der Göttinger Wallstein-Verlag. Die Druckerei bietet das, was der Verlag braucht: kurze Wege und die komplette Buchproduktion aus einer Hand für kleinere Auflagen von 500 bis 1.500 Exemplare.
Für Verleger Thedel von Wallmoden ein gutes Angebot. Sonst müsste er für jeden Produktionsschritt einzelne Firmen anfragen, mit mehr Aufwand und mehr Kosten: "Da organisiert man sich einen Wolf für einen vergleichsweise kleinen Geschäftsgang, deswegen brauchen wir so einen Betrieb. Wir als Wallstein aber auch vergleichbare Verlage, der das alles aus einer Hand kann."
Unterstützung von Verlagen und Zuliefererbetrieben
Der Markt für Hubert & Co. ist also da. Gute Voraussetzungen für die Zukunft also. Und dass Hubert & Co. nicht in die Pleite geschlittert ist, sondern sozusagen vorausschauend Insolvenz beantragt hat, stimmt Insolvenzverwalter Daniel Goth optimistisch: "Wir haben nicht die Situation, dass wir verbrannte Erde erstmal aufarbeiten müssen, dass wir hier also in eine intakte Struktur kommen und dadurch eben eine ganz andere Basis haben, anzuknüpfen in den Gesprächen mit den Lieferanten und den Kunden."
Von den Verlagen und Zuliefererbetrieben kommt viel Unterstützung. Aber wird das Göttinger Traditionsunternehmen unter einem neuen Investor als Ganzes bestehen bleiben? Das wäre sinnvoll, meint Verleger Thedel von Wallmoden: "Mir fehlt die Fantasie mir auszudenken, dass es jemanden gibt, der nur Teile dieses Betriebs brauchen könnte. Da wird nach meinem Verständnis gar kein Schuh draus. Also, entweder will man genau das: Diese hochspezialisierte Fertigung von diesen Buchtypus oder man sollte sich eine andere Druckerei kaufen. Wäre mein Verständnis." Bis Mai soll möglichst ein Investor gefunden werden.
