Dracula, Moby Dick, Beethoven: Lesetipps für Graphic Novels
Zum 250. Mal jährt sich in diesem Jahr der Geburtstag des Komponisten Ludwig van Beethoven. Am 17. Dezember ist sein Geburtstag - darauf hat man sich irgendwann geeinigt, weil es keine Überlieferung des Datums gibt. Übertragen aber hat sich ein Bild des später tauben Komponisten: Im Alter soll Beethoven ein ewig grantelndes Genie gewesen sein. Dem Mythos auf der Spur ist eine Graphic Novel. Wir stellen sie und zwei weitere Geschenkempfehlungen vor.
Graphic Novel "Mythos Beethoven" von Moritz Stetter
Zu Lebzeiten verkannt, heute als Genie gefeiert: Die Graphic Novel "Mythos Beethoven" konzentriert sich auf das Seelenleben des Komponisten, der ein nicht ganz einfacher Zeitgenosse war. Wurde bei seinem Spiel geplaudert, flippte er aus und sagte auch schon mal: "Für solche Schweine spiele ich nicht!"
Zeit seines Lebens haderte Beethoven mit seiner Kunst und ihrer Wahrnehmung bei seinem Publikum. Das fängt die Graphic Novel mit einer rasanten Strichführung und kräftiger Farbgebung auf. So ist Beethoven mal schwitzend, mal freudig erregt oder mit zornesrotem Kopf zu sehen.
Unverstanden von der Welt, zu eitel um auf seine Taubheit aufmerksam zu machen und mit starkem Hang zur Cholerik - Ludwig van Beethoven war zu seiner Zeit ein Popstar und hat sich auch entsprechend benommen. Die Graphic Novel "Mythos Beethoven" nähert sich nicht mit einer durcherzählten Geschichte, sondern in Episoden-Form. Ein kluger Trick, der sein sprunghaftes Wesen wunderbar einfängt.
Bildband "Bram Stoker. Dracula"
Bram Stockers "Dracula" ist zwar keine Graphic Novel, strotzt aber vor Bildern und weiterführenden Informationen. In einer kommentierten Ausgabe zu lesen, das ist wie einen Film gucken und mal kurz anhalten, weil da doch ein interessantes Detail entdeckt wurde.
In München erfordert es ein Gesetz, dass alle Verstorbenen drei Tage in einem Leichenschauhaus ausgestellt werden müssen. Jede trug am Daumen einen Ring, der mit einer Schnur verbunden war, die über eine Rolle in den Warteraum geführt wurde, wo eine Glocke an ihr befestigt war. Diese Vorrichtung sollte den Wärter alarmieren, falls sich eine der Leichen bewegte. Leseprobe
Die Kommentierungen sind ein bunter Haufen: Mal die damaligen Abfahrtszeiten der Züge, mal Zeitungsausschnitte, dann wieder Forschungsberichte aus dem 19. Jahrhundert, aber auch Streichung und Ergänzungen im Manuskript sowie amüsante Infohäppchen über die damalige Zeit erfährt man hier wie nebenbei.
Graphic Novel "Auf der Suche nach Moby Dick" von Sylvain Venayre

Beim Stichwort "Moby Dick" denken sofort alle an Käptn Ahab. Bei der Graphic Novel "Auf der Suche nach Moby Dick" von Sylvain Venayre aber geht es um die wirkliche Hauptfigur, den Wal. Ein junger Reporter aus der Jetzt-Zeit begibt sich auf Spurensuche nach dem sagenhaften Wal, seinem legendären Käptn und dem damaligen Walfang.
Mit leicht ausgefaserten Tuschezeichnungen skizziert die Graphic Novel ein düsteres Bild der damaligen Zeit. Armut und Hoffnungslosigkeit waren für Walfänger die Triebfeder. Autor Sylvain Venayre macht aus diesen Zutaten eine mitreißende Abenteuergeschichte. Das Ziel heißt zwar "Moby Dick", aber der Weg dahin ist genauso spannend.
