Deutscher Lesepreis für Einrichtungen im Norden
Der Kindergarten Holßel in Geestland und die Hermann-Billung-Schule in Soltau sind unter anderen Gewinner des Deutschen Lesepreis 2021.
Rund 400 Bewerbungen gab es für den Deutschen Lesepreis 2021. 50 Projekte und Personen in fünf Kategorien hatten es auf die Shortlist geschafft. Nun steht fest, wer die Gewinner sind. Unter ihnen sind zwei Einrichtungen im Norden: der Kindergarten Holßel in Geestland und die Hermann-Billung-Schule in Soltau. Ein Gespräch mit der Leiterin der Kindertagesstätte Holßel, Nina Horstkemper.
Was ging Ihnen denn durch den Kopf, als Sie erfahren haben, dass sie den ersten Preis in der Kategorie herausragende Sprach und Leseförderung in Kitas gewonnen haben?
Eva Horstkemper: Ja, zu allererst haben wir uns natürlich riesig gefreut, dass wir überhaupt im Vorfeld nominiert waren. Und dann kam ja natürlich die tolle Nachricht, dass wir den Preis wirklich gewonnen haben und zu uns nach Geestland geholt haben, in unsere Kita.
Haben Sie ein bisschen damit gerechnet, weil sie so tolle Sachen machen?
Nee eigentlich nicht, erst als der Anruf kam, haben wir ja erst so gedacht: Das ist ein Scherz - so in Richtung Werbeanruf. Wir mussten uns erst mal ein Augenblick setzen und das alles ein bisschen realisieren, dass wir es wirklich geschafft haben und gewonnen haben, weil wir eine relativ kleine Einrichtung der Stadt Geestland sind.
In der Begründung heißt es: Ihr "Team vermittle den Kindern ein Gefühl für ihre Herkunft und Stärke, mit Büchern und Geschichten ihre Eigenständigkeit." Wie genau machen Sie das?
Also, bei uns in der Einrichtung kommt immer am Dienstag eine Vorlese-Omi, die Erika. Die Erika kommt auch aus dem Ort Holßel der Stadt Geestland und liest den Kindern plattdeutsche Geschichten vor. Sie erzählt auch Geschichten von früher. Das vertiefen wir natürlich innerhalb der Woche, indem wir in Plattdeutsch einfach mal die Zahlen beim Würfelspiel zählen. So bringen wir einfach so plattdeutsche Begriffe mit rein.
Lesen Sie auch was nicht Plattdeutsches vor?
Ja, aber schon in Kombination. Wir schauen, dass die Bücher auch in Plattdeutsch bei uns im Kindergarten vorhanden sind. Also immer die Kombination im Hochdeutsch und dem Plattdeutsch, damit die beiden nicht gegeneinander arbeiten.
Wie wichtig ist denn die soziale Komponente beim Lesen?
Das ist natürlich schon bei uns sehr familiär. Auch durch den Stuhlkreis, beim dem alle Kinder im Alter von eins bis sieben das zusammen erleben. Das ist schon ein Wir-Gefühl, das wir natürlich hier in einer Stadt Geestland gerne weitergeben möchten. Und das wird bei uns in der Einrichtung natürlich auch gelebt.
Es wird ja schon manchmal gesagt, es wird gar nicht mehr so viel gelesen. Finden Sie, dass die Begeisterung, das Interesse am Lesen, bei Kindern weniger geworden ist?
Ich kann nur für unsere Einrichtungen sprechen, da können wir das nicht bestätigen. Durch die Vorlese-Omi und in dem wir immer ganz viele Bücher anschaffen, geht es eigentlich nicht verloren. Wir lesen auch recht viel und schlagen auch was in den Büchern nach, wenn wir bei den Projekten auf Fragen kommen. Bei uns ist das Vorlesen eigentlich schon vertiefend und interessant für die Kinder.
Sie erhalten ja nun auch ein Preisgeld. Was haben Sie damit vor? Wird auch Vorlese-Omi Erika einen Kuchen bekommen?
Das auf jeden Fall, und das wird noch ausgiebig mit den Kindern gefeiert. Das haben Sie sich schon gewünscht, dass wir ein kleines Fest machen, wo wir dem Preis dann auch gebührend einen Ehrenplatz in unserer Einrichtung verschaffen. Ein Herzenswunsch der Kindern war, dass wir vielleicht einen Bücherschrank mit so einem kleinen, integrierten Sofa anschaffen, wo sie sich gemütlich im Freispiel hinsetzen und einfach so die Bücher anschauen können.
Das Gespräch führte Eva Schramm.
