"Das Jahr des Dugong": Eindringlicher Appell John Ironmongers
Ironmonger schildert in seinem neuen Buch "Das Jahr des Dugong" mit dem Untertitel "Eine Geschichte für unsere Zeit" eine neue Gesellschaft, die mit den Ressourcen der Erde sorgsamer umgeht.
Eine Szene wie aus einem Psychothriller: Toby Markham schlägt die Augen auf - und verspürt starke Schmerzen:
Seine Ellbogen. Seine Hände. Seine Finger. Seine Leistengegend. "Das könnte ein bisschen weh tun", sagte eine Stimmer. Nadeln in seinem Schädel. Explosionen von Schwarz. Konnte sein, dass er schrie. Leseprobe
Unangenehmes Erwachen in einer fremden Welt
Unklar, wo er sich befindet oder was geschehen ist. Um ihn herum nur fremde Menschen mit merkwürdigen Namen:
"Ich werde ihre Anwältin sein. Ich bin Pangolin." Eine Hand streckte sich ihm entgegen. Sein eigener Arm war noch immer schwer, aber mit etwas Mühe hob er ihn an. "Pangolin?" "Und ich bin der Rechtsgehilfe", sagte der Mann. "Ich heiße Mauritius Sittich." Leseprobe
Aber das Schlimmste ist: Toby Markham sitzt im Gefängnis. Er wird eines Verbrechens beschuldigt:
"Sie sind der Komplizenschaft bei Terrazid und Genozid angeklagt. Ihnen wird zur Last gelegt, zwischen den Jahren eins neun fünf neun und zwei null eins neun vorsätzlich und wissentlich an der globalen Diversitätsreduktion beteiligt gewesen zu sein, an der Plünderung von Ressourcen sowie der Einleitung eines unwiderruflichen Massenaussterbens, in Verletzung des Naturrechts." Leseprobe
Verschwommene Erinnerungen an ein früheres Leben
Was ist passiert? Ganz allmählich kehrt Tobys Erinnerung zurück. In einem anderen Leben besaß er ein Unternehmen, fuhr Ferrari und Ski und jettete um die Welt. Ein typischer Vertreter des Turbo-Kapitalismus. Bei einem Unfall kam er ums Leben und sein Körper wurde eingefroren. In der Hoffnung, dass man ihn wieder auftauen und seine Verletzungen würde heilen können. Genau das ist nun geschehen. Im Jahr des Dugong sieht die Welt allerdings völlig anders aus:
"Wir haben kein Licht. Wenn es dunkel wird … wird es dunkel." "Ich dachte, Sie hätten hier Strom." "Wir haben nicht vergessen, wie man Strom erzeugt", sagte der Mann. "Aber wir erzeugen ihn nur, wenn wir ihn brauchen." Leseprobe
Eindringlicher Appell an die Menschen unserer Gesellschaft
Keine Sorge, "Das Jahr des Dugong" ist kein völlig dystopischer Roman, auch wenn er so beginnt. Zwar wird Toby der Prozess gemacht, aber das Ganze nimmt doch ein gutes Ende. Wie es dazu kommt - das soll und darf an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur so viel: Es geht um die Kraft des Erzählens und um ausgestorbene Tierarten.
"Das Jahr des Dugong" hat nur 135 Seiten, der eindringliche Appell, den der britische Autor John Ironmonger darin verpackt hat, wirkt aber noch sehr lange nach - im Herz und im Kopf der Leserschaft.
Für alle, die immer noch rätseln: Ein Dugong ist eine Gabelschwanz-Seekuh, die im Indischen Ozean und im Westpazifik zu finden ist - allerdings ist sie vom Aussterben bedroht.
Das Jahr des Dugong
- Seitenzahl:
- 144 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Tobias Schnettler.
- Verlag:
- S. Fischer
- Bestellnummer:
- 978-3103971316
- Preis:
- 14,00 €
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