Der Archäologe und wissenschaftliche Abteilungsleiter des Museums für Hamburgische Geschichte, Ralf Wiechmann hält am 18. März 2011 den Anfang 2010 entwendeten Schädel des Seeräubers Klaus Störtebeker. Der Schädel war tags zuvor der Polizei übergeben worden. © picture alliance / dpa Foto: Malte Christians

Von Diebesgut und Plänen: Das Museum für Hamburgische Geschichte

Stand: 29.08.2022 16:16 Uhr

Klaus Störtebeker, Cholera und Corona: Im Museum für Hamburgische Geschichte wird die Vergangenheit der Stadt lebendig. Der 100. Geburtstag ist auch so etwas wie ein Neubeginn - in den kommenden Jahren wird das Haus aufwendig renoviert.

von Daniel Kaiser

Plötzlich war der Schädel weg. Diebe haben im Jahr 2010 Hamburgs bekanntesten Totenkopf aus dem Museum gestohlen. Es handelt sich angeblich um den Schädel des Piraten Klaus Störtebeker, der am 20. Oktober 1400 auf dem Grasbrook enthauptet wurde. Nach einem Jahr war der Schädel wieder da, die Diebe zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Das Motiv: eher schillernd. Damals kam das Museum für Hamburgische Geschichte in die Schlagzeilen. Von wegen "trockene Geschichte"!

Anekdoten zwischen Cholera und Corona 

Dabei ist die mutmaßliche Störtebeker-Reliquie als Erinnerung an einen der zentralen Konflikte der Hanse-Zeit nur eines vieler interessanter Hamburg-Exponate im Hamburger Stadtmuseum. Hier hängt auch das Kneipenschild, das der weltbekannten Hamburger Straße "Schulterblatt" ihren Namen gab. Man sieht die Daguerreotypie von Hermann Biow mit der Binnenalster nach dem Großen Brand. Und da hängt auch das Schloss der Absturzkneipe "Elbschlosskeller" vom Kiez, die eigentlich rund und die Uhr geöffnet hat - wegen Corona aber zum ersten Mal geschlossen werden musste.

Das Museum erzählt Hamburgs Geschichte von den Anfängen um 800 bis zur Gegenwart und zeigt - mit kleinen und großen Geschichten -, wie aus dem Missionskastell Hammaburg eine der größten und wichtigsten Hafenstädte Europas wurde. Das Kulturjournal von NDR 90,3 gibt Einblick in die spannenden Geschichten, die hinter einem Teil der wichtigsten Exponate stehen:

Von der Kellerausstellung bis zum Museumspalast

Schon vor knapp 200 Jahren bemühten sich Bewohner der Stadt, wertvolle Zeugnisse ihrer Geschichte für die Zukunft zu sichern. Nach dem Großen Brand von 1842, bei dem große Teile Hamburgs zerstört wurden, sammelten und bewahrten sie Bilder und Kunstwerke, Dokumente und auch Alltagsgegenstände, um ein Bewusstsein für die Hamburgische Geschichte in der Bevölkerung zu entwickeln. Seit 1849 wurde die Sammlung im Keller des Akademischen Gymnasiums gezeigt und bald zur meistbesuchten Ausstellung in Hamburg. Aus dem ehrenamtlichen Betrieb wurde 1908 ein echtes Museum mit einem Fachmann als Direktor. Und auch ein neuer, repräsentativer Bau sollte nun her. 

Museum als Baudenkmal 

Blick auf Gebäude und Eingang des Museums für Hamburgische Geschichte, Aufnahme von 2018 © picture alliance / Markus Scholz/dpa Foto: Markus Scholz
Schon das Museumsgebäude von Fritz Schumacher bildet Fragmente der Hamburgischen Geschichte ab.

Der entstand zwischen 1914 und 1922 in der Nähe des Millerntors. Dort, wo sich früher die Bastion Henricus befand, ein Teil der alten Wallanlage, die Hamburg im Dreißigjährigen Krieg uneinnehmbar gemacht hatte. Der neue Bau vom Hamburger Star-Architekten Fritz Schumacher wurde zu einem der großartigsten Museumsgebäude des frühen 20. Jahrhunderts.

Schumacher verbaute in die Fassade Zeugnisse der Hamburger Architekturgeschichte: Man sieht Fragmente Hamburger Bürgerhäuser und die Statuen deutscher Kaiser vom Alten Rathaus. Auch drinnen finden sich Teile von Häusern, die beim Großen Brand von 1842 oder beim Bau der Speicherstadt zerstört worden waren. Das riesengroße ehemalige Südportal der Hauptkirche St. Petri steht im Innenhof des Museums.

Komplette Sanierung und Hinwendung zum Park

Der 100. Geburtstag des Museums, das vor einigen Jahren vorübergehend in "Hamburg Museum" umbenannt worden war - ein Name, der sich nicht durchgesetzt hat -, wurde am 28. August mit einem Tag der offenen Tür bis in die Nacht gefeiert. Mit dem Jubiläum begann auch etwas Neues: Das Haus wird in den kommenden Jahren teilweise schließen und für 36 Millionen Euro komplett saniert, barrierefrei gemacht und neu konzipiert. Außerdem will das Museum die Lage zum Park an der Rückseite stärker nutzen - auch gastronomisch.

Anfang 2023 wird zunächst die Dauerausstellung geschlossen und ausgeräumt. Die Renovierung des Museums beginnt 2024. Geplant ist allerdings, dass das Museum nie komplett geschlossen ist, sondern immer wieder Ausstellungen zu sehen sind. Nach der Fertigstellung 2026 ist die komplette Wiedereröffnung für 2027 geplant.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 25.07.2022 | 19:05 Uhr

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