Stand: 22.07.2005 16:23 Uhr

Gefangen im Schwimmbad der "Wilhelm Gustloff"

Die "Wilhelm Gustloff" bei einer Probefahrt am 15. März 1938 © picture-alliance / akg-images Foto: akg-images
1945 wird die "Wilhelm Gustloff" von einem sowjetischen U-Boot versenkt. Mehr als 9.000 Menschen sterben.

Am 30. Januar 1945 legt die "Wilhelm Gustloff" von Gotenhafen in Richtung Kiel ab, um sich an der Evakuierung Ostpreußens zu beteiligen. An Bord des völlig überfüllten Schiffes befinden sich vermutlich mehr als 10.000 Menschen. Etwa 8.800 davon sind Flüchtlinge, überwiegend Frauen und Kinder, die vor der vorrückenden Roten Armee fliehen. Mit an Bord sind auch die Marinehelferinnen Ursula Resas und ihre Schwester Rosemarie.

"Das ganze Meer war schwarz vor Menschen"

Es ist die letzte Fahrt der "Wilhelm Gustloff". Um 21.16 Uhr treffen drei Torpedos eines sowjetischen U-Boots das Flüchtlingsschiff. Die "Wilhelm Gustloff" versinkt in der eisigen Ostsee. Ursula und Rosemarie Resas sind im einstigen Schwimmbad der "Wilhelm Gustloff" eingeschlossen. Mit allen Mitteln versuchen sie, sich zu befreien:

"Wir waren auf dem unteren Promenadendeck und da waren splitterfeste Fenster. Wir versuchten, sie auszuschlagen mit den Schuhen, die ich noch an hatte. Aber das ging nicht. Da kam ein Offizier und schoss das Fenster durch. Die Reste drückten wir mit den Händen raus. Meine Schwester und ich sprangen dann aus dem Fenster heraus ins Wasser. Ich dachte, nun ist es zu Ende, bloß schnell zu Ende. Das Wasser gurgelte einem in Mund und Ohren. Aber ich bekam dann doch Luft und fing an zu schwimmen. Ich war ja noch jung und kräftig, war eine gute Schwimmerin. Ich schwamm also los, bis ich ein Floß zu fassen bekam.

Das ganze Meer war schwarz vor Menschen, kleine Kinder, denen die Schwimmwesten zu groß waren. Ihre Köpfe waren unter Wasser, die Beine ragten in die Höhe. Vom Schiff war schon nichts mehr zu sehen. Ich sah einen Scheinwerfer von einem Rettungsboot, aber dort wollten sie mich nicht mehr reinlassen. Das Boot sei voll, aber ich habe mich trotzdem hineingeschwungen."

Weitere Informationen
Heinz Schön steht auf dem Nachbau der Brücke der 'MS Wilhelm Gustloff'. © picture-alliance/ dpa Foto: Oliver Berg

"Wilhelm Gustloff": Zeitzeugen erinnern sich

1.200 Passagiere konnten beim Untergang der "Wilhelm Gustloff" 1945 gerettet werden. Einige haben dem NDR ihre Geschichte erzählt. mehr

Die "Wilhelm Gustloff" um 1938 in einem Hafen. © picture-alliance / akg-images Foto: akg-images

Die tragische Versenkung der "Wilhelm Gustloff"

Am 30. Januar 1945 treffen russische Torpedos das Schiff. Es ist das Todesurteil für Tausende Flüchtlinge an Bord. mehr

Das Passagierschiff "Wilhelm Gustloff" nach dem Stapellauf in Mai 1937. © picture alliance

Die "Wilhelm Gustloff": Das "Traumschiff" der Nazis

Am 5. Mai 1937 taufen die Nazis das Kreuzfahrtschiff für die Massen. Mit Tausenden Flüchtlingen an Bord wird es 1945 versenkt. mehr

Das Kreuzfahrtschiff "Wilhelm Gustloff" auf dem Meer. © picture-alliance / dpa Foto: dpa

Wer war der Namensgeber der "Wilhelm Gustloff"?

Adolf Hitler das Kreuzfahrtschiff zu Propagandazwecken nach dem Schweizer Landesgruppenleiter der NSDAP benennen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | ZeitZeichen | 30.01.2010 | 19:20 Uhr

Mehr Geschichte

Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) mit Günter Guillaume (links mit Brille) bei einer Veranstaltung am 08.04.1974 in Helmstedt. © picture alliance / Fritz Rust Foto: Fritz Rust

DDR-Spion Günter Guillaume bringt Willy Brandt zu Fall

Heute vor 50 Jahren wird Günter Guillaume als DDR-Spion verhaftet. Der folgenden Medienkampagne ist der Kanzler nicht gewachsen und tritt zurück. mehr

Norddeutsche Geschichte