Stand: 16.09.2019 15:15 Uhr

Neue Dino-Fährten auf Obernkirchener "Hühnerhof"

Ein lebensechtes Modell eines Raptoren aus der Familie der Troodontidae im Landesmuseum Hannover. © dpa/picture alliance Foto: Holger Hollemann
Vogelähnlich, aber nicht flugfähig: ein Modell des Sichelklauen-Dinosauriers, das nach den Fährtenfunden 2007 erstellt wurde.

Hunderte Dinosaurier-Spuren auf nur 400 Quadratmeter Fläche: Dieser sensationelle Fund im Obernkirchener Sandsteinbruch hatte 2007 die Fachwelt aufhorchen lassen. Weil die Fährten von einem Artverwandten der Vögel stammen und vor allem, weil sie kreuz und quer verlaufen, wurde die Fundstelle "Hühnerhof" genannt. Und nun geht es weiter mit den Entdeckungen im Landkreis Schaumburg: Direkt neben der ersten Fundstelle gibt es weitere Spuren.

Gefährlich für Beutetiere: Dino hatte Klauen wie Dolche

Mit Fugenkratzern legen Mitarbeiter des Landesmuseums Hannover und Ehrenamtliche Stück für Stück eine Dinosaurier-Fährte nach der anderen frei. Annette Richter, Paläontologin am Landesmuseum, zeigt auf Fußspuren am Boden: Es sind Abdrücke eines Sichelklauen-Dinosauriers, nicht viel größer als eine menschliche Hand. Der Dinosaurier selbst aber war rund drei Meter lang. Eine Art überdimensionaler Vogel, denn der Sichelklauen-Dinosaurier hatte auch Flügel. Zu kleine allerdings, um fliegen zu können. Seinen Namen hat er von scharfen Sichelklauen an den Füßen, mit denen er Beute regelrecht wie mit einem Dolch aufspießen konnte. Die sehr flinken Fleischfresser haben ihre Opfer wahrscheinlich im Rudel gejagt.

Vor 140 Millionen Jahren lag Fundstelle am Meer

Gelebt hat der Sichelklauen-Dinosaurier vor rund 140 Millionen Jahren. Damals war das Gebiet des heutigen Niedersachsen sandig und heiß. Die heutige Fundstelle in den Bückebergen lag damals am Meer. Wahrscheinlich hat eine trockengefallene Lagune all die Dinosaurier-Spuren konserviert, glauben die Experten.

"Wildes Kuddelmuddel" von Spuren

Paläontologin Richter hatte schon 2007 auf einer Fläche gleich nebenan die weltweit ersten Trittspuren dieses vogelartigen Dinos gefunden. Ähnlich wie im bereits freigelegten Teil des "Hühnerhofs" zeichne sich auch an der neuen Fundstelle "ein wildes Kuddelmuddel" von Spuren ab, berichtet die Wissenschaftlerin. "Deswegen sind wir ganz optimistisch, dass wir diesen Wildwechsel weiter werden erforschen können."

Im Winter helfen Fotos weiter

Die gesamte Fläche bis zu den Winterstürmen freizulegen, werde nicht zu schaffen sein, prognostiziert Richter. Wichtig sei, die Fährten fotografisch zu dokumentieren. An dem Fotomaterial könne dann im Winter weiter geforscht werden.

Später soll es Führungen geben

Der Fundort liegt mitten im Abbaugebiet des Obernkirchener Sandsteinbruches. Für die Öffentlichkeit sei das Gebiet nicht zugänglich, sagte Geschäftsführer Horst Heumann. Schließlich seien im Steinbruch große Maschinen im Einsatz. Es werde aber Führungen geben, um Interessierten die neuen Funde zu zeigen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 16.09.2019 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Frühgeschichte

Wissenschaft

Mehr Geschichte

Günter Guillaume mit seinem etwa drei Jahre alten Sohn Pierre auf dem Arm vor einem Weihnachtsbaum. © Pierre Boom, private Aufnahme

Pierre Boom: Sein Leben als Sohn des DDR-Spions Günter Guillaume

Als Pierre 17 ist, wird sein Vater Günter Guillaume als DDR-Spion verhaftet. Jahrelang wartet der Sohn auf Erklärungen - und bekommt sie nicht. mehr

Norddeutsche Geschichte