Yared Dibaba: "Ist das schön hier!"
"Das liebe ich am Norden!" heißt eine Serie auf NDR.de. Prominente erzählen, was sie an Norddeutschland mögen, was sie ganz persönlich mit Land und Menschen verbindet. Yared Dibaba, der in Hamburg lebt, fühlt sich hier so wohl, dass er am liebsten einen norddeutschen Pass hätte.
"Ich liebe es, dass in Hamburg das Wasser nie weit ist", sagt Yared Dibaba. Der NDR Moderator schaut über die Alster, das Wasser glitzert. Spätsommersonne. "Jedes Mal, wenn ich mit den verschiedensten Leuten über die Lombardsbrücke fahre, sich der Blick auf die Alster öffnet, sagt einer im Auto: 'Mensch, ist das schön hier!'. Immer. Da kannst du die Uhr nach stellen."
Er ist auch einer, der sich nicht satt sehen kann. Vor allem nicht am flachen Land im Norden. "Meine Frau, die aus Portugal kommt, lacht sich jedes Mal kaputt, wenn ich immer wieder sage: 'Ist das schön hier!' - und rechts und links ist einfach nichts, alles platt und grün. 'Ja, ja', sagt sie dann." Er grinst. "In Norddeutschland fühle ich mich einfach wohl, alles ist vertraut, es ist meine Heimat." Am liebsten wäre es ihm, wenn in seinem Pass "norddeutsch" stünde, nicht nur "deutsch", sagt er.
Von Äthiopien ins niedersächsische Dorf
Yared Dibaba hat nicht nur eine, sondern zwei Heimaten. Geboren wird er 1969 in Äthiopien, seine Familie gehört zum Volk der Oromo. Als kleiner Junge kommt er nach Deutschland. Das erste Mal mit vier Jahren für einige Zeit, dann geht es wieder zurück nach Afrika. 1979 flüchtet seine Familie wegen des Bürgerkriegs in der Heimat endgültig nach Norddeutschland, da ist er zehn Jahre alt. Sie landen in Falkenburg, einem kleinen Dorf in der Gemeinde Ganderkesee im Landkreis Oldenburg. Dort wächst er auf - und fällt auf. "Das war natürlich nicht immer einfach, gerade in einem Alter, in dem man sein möchte wie alle anderen und eben doch anders ist. Natürlich gab es auch Vorurteile, Schwierigkeiten, unangenehme Begegnungen, manchmal auch Angst - je nachdem, wo wir unterwegs waren."
Aber in seinem Dorf, in der Ecke wo er aufgewachsen sei, habe er sich wohl und sicher gefühlt. Er komme immer wieder gerne dorthin. Schon der Weg dahin, der Blick über die weiten Felder, sei einfach schön. In der Luft dieser leichte Güllegeruch, lacht er, der gehöre dazu. "Letztens war ich dort auf einer Landwirtschaftsmesse - wunderbar! Ich mag das einfach, die Menschen dort, die Sprache, überall Kühe und Landmaschinen - so wie ich es aus meiner Kindheit kenne." Vor allem habe ihn auch gefreut, dass sich alte Klassenkameraden bei der Aktion "Wünsch Dir Deinen NDR!" seinen Besuch in der früheren Schule gewünscht haben. "Die haben einen großartigen Tag für mich organisiert. Das hat mich sehr berührt."
"Plattdeutsch ist für mich ein Stück Heimat"
"Beim Dorfbäcker", erinnert er sich, "da habe ich als Junge auch das erste Mal Plattdeutsch gehört und war verwirrt. Mama, was reden die da?" Was die da reden, versteht er schnell, lernt es, begeistert sich dafür. Plattdeutscher Kinderchor, Lesewettbewerbe - er ist dabei, wächst damit auf. Die Sprache wird Teil seines Lebens. "Das ist für mich ein Stück Heimat."
- Teil 1: Von Äthiopien ins niedersächsische Dorf
- Teil 2: "Wo sind denn nun die Ostfriesen?"