Stand: 07.11.2018 09:57 Uhr

Übergewicht: Wenn Medikamente dick machen

Eine Schüssel voller Tabletten, darüber ein Löffel gefüllt mit Medikamenten. © colourbox Foto: -
Wenn die Waage immer mehr anzeigt, liegt das manchmal nicht am Essen, sondern an Medikamenten.

Einige Medikamente können als unerwünschte Nebenwirkung zu einer raschen Gewichtszunahme führen. Betroffen sind zum Beispiel Erkrankte, die Kortison, Betablocker oder Insulin einnehmen. In einigen Fällen kann eine andere Dosierung eine Gewichtszunahme verhindern. Manchmal müssen Betroffene auf einen anderen Wirkstoff ausweichen.

Kortison führt zu rascher Gewichtszunahme

Kortison kann Entzündungen im Körper schnell bekämpfen. Doch der Wirkstoff sollte sparsam eingesetzt werden, denn er kann zu einer raschen Gewichtszunahme führen:

  • Kortison senkt den Energieverbrauch: Die Entzündung wird reduziert, der Körper muss nicht mehr dagegen ankämpfen.
  • Kortison erhöht den Appetit: Das Stresshormon signalisiert dem Körper, dass er mehr essen muss, um sich für anstrengende Zeiten zu wappnen.

Lässt sich ein längerfristiger Einsatz von Kortison nicht vermeiden, sollte der Wirkstoff abwechselnd unterschiedlich stark dosiert werden. Das bedeutet: Hohe Dosen für kurze Zeit wechseln sich mit sehr niedrigen Dosen ab (um 10 Milligramm). So lässt sich dauerhafte Einnahme mittelhoher Dosen vermeiden, die zu einer besonders hohen Gewichtszunahme führen kann.

Im Gespräch
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Betablocker: Dauertherapie macht träge

Über eine rasche Gewichtszunahme klagen viele Menschen, die wegen Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder einer Herzschwäche Betablocker einnehmen. Die Mittel sorgen dafür, dass die Rezeptoren am Herzen unempfindlich gegen körpereigene Stresshormone werden. Dadurch werden die Gefäße nicht weiter geschädigt - das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sinkt.

Durch die Einnahme von Betablockern haben viele Betroffene weniger Energie. Sie haben das Gefühl, sich häufiger ausruhen zu müssen. In dieser Situation sollte man weniger essen und Sport treiben, um eine Gewichtszunahme zu verhindern.

Insulin führt zur Fetteinlagerung

Zu einer schnellen Gewichtszunahme führt oft eine Therapie mit dem Hormon Insulin bei Diabetes Typ 2. Als Nebenwirkung erhöht Insulin die Fettmasse, dadurch steigt das Körpergewicht - das wiederum macht eine höhere Dosis Insulin erforderlich. In diesem Teufelskreis fällt es Erkrankten oft schwer, ihr Gewicht zu halten. Eine Insulintherapie sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn alternative Behandlungsformen den Blutzuckerspiegel nicht ausreichend senken.

Alternativen zur Insulintherapie

In vielen Fällen lässt sich der Blutzuckerspiegel bei Diabetes Typ 2 auch ohne Insulin kontrollieren, zum Beispiel durch mehr Bewegung und eine Umstellung der Ernährung - weniger Kohlenhydrate, mehr Eiweiß und Gemüse. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können neue Medikamenten helfen:

  • DPP-4-Hemmer (Gliptine) reduzieren den Abbau eines Darmhormons, das den Blutzuckerspiegel senkt.
  • SGLT-2-Hemmer sorgen dafür, dass vermehrt Zucker aus dem Blut über den Urin ausgeschieden wird.

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Experten zum Thema

Dr. Matthias Riedl, Internist, Diabetologe, Ernährungsmediziner             
Medicum Hamburg GmbH
Beim Strohhause 2
20097 Hamburg
(040) 80 79 79-0
www.medicum-hamburg.de

Dr. Birgit Schilling-Maßmann, Ernährungsmedizinerin
Praxis Leeden - Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin
Ostlandweg 4
49545 Tecklenburg-Leeden
(05481) 93 990
www.adipositaszentrum.praxis-leeden.de

Prof. Dr. Gabriela Riemekasten, Klinikdirektorin
Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
www.rheuma.uni-luebeck.de

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Visite | 06.11.2018 | 20:15 Uhr

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