Oberarmkopfbruch: OP oder konservativ behandeln?
Ein Bruch des Oberarmknochens gehört bei Menschen über 60 zu den häufigsten Knochenbrüchen - Ursache ist oft eine Osteoporose. Eine Operation ist nicht immer notwendig, auch konservative Therapien helfen.
Oberarmkopfbrüche, auch Humeruskopffrakturen genannt, gehören zu den häufigsten Brüchen bei Menschen über 60 Jahren. Der Oberarmkopf ist das obere Ende des Oberarmknochens. Eine klein ausgelegte internationale Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich mit einer konservativen Therapie ebenso gute Ergebnisse erzielen lassen wie bei einer Operation, auch wenn die Knochen durch den Bruch um mehr als einen Zentimeter oder 45 Grad verschoben sind. Wichtig ist bei beiden Verfahren die richtige Physiotherapie und Mobilisation, um eine Versteifung des Gelenkes zu verhindern.
Ursache ist häufig Osteoporose
Oberarmkopffrakturen sind häufig der erste Hinweis auf eine Osteoporose. Frauen sind etwa zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Bei jüngeren Menschen führen meist Verkehrs- oder Sportunfälle zu Oberarmkopfbrüchen. Bei älteren Personen sind es Stürze auf den ausgestreckten Arm.
Diagnose mit Röntgenbild und CT-Aufnahme
Nach einem Oberarmkopfbruch halten Betroffene den verletzten, schmerzhaften Arm typischerweise in Schonhaltung eng am Brustkorb. Die Beweglichkeit des betroffenen Oberarmes ist in der Regel stark eingeschränkt. Röntgenaufnahmen gehören zur Standarddiagnostik der Verletzung. Eine Computertomografie kann bei komplizierten Brüchen zusätzliche Informationen liefern, zum Beispiel über die Größe und die Lage der einzelnen Bruchstücke und über begleitende Verletzungen.
Therapie: Operation oft nicht nötig
Das Ziel einer Therapie ist es, die Funktion und die Belastungsfähigkeit des betroffenen Armes wiederherzustellen. Die Wahl des geeigneten Therapieverfahrens ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, zum Beispiel der Form des Bruchs: Nicht verschobene Brüche können in der Regel gut konservativ behandelt werden. Verschobene Brüche werden häufig operiert.
Eine Operation ist in der Regel notwendig, wenn
- durch den Bruch Nerven oder Blutgefäße verletzt wurden.
- der Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne ausgetreten ist.
- es sich um einen Bruch mit vielen zueinander verschobenen Bruchteilen handelt.
- jüngere Menschen betroffen sind.
Mögliche Komplikationen einer operativen Therapie sind:
- Schraubenfehllagen
- Schraubenlockerungen
- Infektionen
Humeruskopffraktur: Zu viele Operationen?
Experten gehen davon aus, dass bei bis zu 30 Prozent der über 60-Jährigen, die wegen eines Oberarmbruchs operiert werden, eine OP nicht nötig wäre. Bei ihnen ließen sich mit Hilfe eines konservativen Behandlungsvorgehens vergleichbare Ergebnisse erzielen.
Konservative Behandlung erzielt gute Ergebnisse
Bei nicht oder nur gering verschobenen Brüchen des Oberarmkopfs führt eine konservative Therapie in der Regel zu guten Ergebnissen: Die vom Oberarmkopfbruch betroffene Schulter kann 85 Prozent der Beweglichkeit der anderen Schulter erreichen.
Bei einer konservativen Behandlung wird der betroffene Arm sechs Wochen ruhiggestellt. In der anschließenden Physiotherapie wird der Arm zunächst vom Therapeuten bewegt, es folgen Bewegungen mit dem Gewicht des Armes gegen die Schwerkraft und unter Belastung. Die Bewegungen werden in jeder Phase bis zur individuellen Schmerzgrenze durchgeführt.
Zu den möglichen Komplikationen der konservativen Behandlung zählen:
- anhaltende Bewegungseinschränkung
- anhaltende Schmerzen
- unvollständige Bruchheilung
Prinzipiell ist es möglich, die Therapie konservativ zu beginnen und bei ausbleibendem Erfolg eine Operation durchzuführen.
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