Gürtelrose: Wer soll sich impfen lassen?
Die Gürtelrose ist eine Infektion mit dem gefährlichen Herpes-Virus Varicella-Zoster. Sie verursacht heftige Nervenschmerzen, die nicht selten chronisch werden. Der neue Impfstoff Shingrix soll auch ältere Betroffene und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem schützen. Im Unterschied zum bereits länger erhältlichen Lebendimpfstoff Zostavax ist der neue Impfstoff wesentlich wirksamer und verträglicher. Denn er besteht aus einem Totimpfstoff mit zusätzlichem Wirkverstärker. Experten erwarten nun, dass der neue Impfstoff für alle Menschen ab 50 Jahren empfohlen wird.
Gürtelrose: So funktioniert der neue Impfstoff
Für den neuen Impfstoff haben Forscher zunächst ein Antigen aus dem Herpes-Zoster-Virus entnommen und isoliert. Dann haben sie das Virus-Antigen mit einem Wirkverstärker kombiniert: einem kleinen Fettkügelchen. Im Blut zieht der Wirkverstärker Abwehrzellen an wie ein Magnet. Durch den Kontakt mit dem Antigen erinnert sich das Immunsystem wieder an das Virus. Sollte jetzt das Virus wieder aktiv werden, wird es sofort ausgeschaltet. Der Wirkstoff ist auch geeignet bei Menschen, die Medikamente zur Schwächung des Immunsystems einnehmen.
Höheres Risiko für Gürtelrose im Alter
In Deutschland erkranken jährlich etwa 400.000 Menschen an einer Gürtelrose. Mehr als 60 Prozent von ihnen sind älter als 50 Jahre. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Das erhöhte Erkrankungsrisiko wird darauf zurückgeführt, dass das Immunsystem mit zunehmendem Alter weniger leistungsfähig ist.
Schmerzhafter Ausschlag am Rumpf
Meist tritt eine Gürtelrose einseitig im Bereich des Rumpfes auf. Gelegentlich können auch Arme, Beine oder das Gesicht betroffen sein. Die typischen Beschwerden sind Missempfindungen und starke brennende Schmerzen in dem betroffenen Hautbereich. Im Frühstadium können auch Symptome wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit auftreten.
Nach drei bis vier Tagen erscheinen Bläschen, die sich gürtelförmig ausbreiten und normalerweise innerhalb von acht Tagen bis vier Wochen wieder abheilen.
Sind das Gesicht oder die Augen betroffen, droht der Verlust des Sehvermögens. Bei immunschwachen Patienten kann sich die Gürtelrose über den Körper ausbreiten und lebensbedrohlich werden.
Rechtzeitig mit Medikamenten behandeln
Wird die Gürtelrose nicht rechtzeitig, also in der Regel innerhalb von 36 Stunden, mit virushemmenden Medikamenten wie Zovirax behandelt, verläuft sie oft chronisch. Selbst wenn die Hauterscheinungen verschwunden sind, können die starken Schmerzen dann noch anhalten. Experten sprechen von der sogenannten postherpetischen Neuralgie. Deshalb ist die frühe Schmerztherapie mit regelmäßigen Spritzen wichtig.
Windpocken-Erreger löst Gürtelrose aus
Eine Erstinfektion mit dem Herpes-Virus Varicella-Zoster äußert sich in Form der Windpocken. Etwa 90 Prozent der Jugendlichen über 14 Jahren sind bereits Träger von Varicella-Zoster-Viren. Nach Abklingen der Windpocken verbleiben die Viren in bestimmten Nervenschaltstellen, den sogenannten Ganglien des Rückenmarks und der Hirnnerven. Die Gürtelrose ist demnach keine Infektion im eigentlichen Sinn. Sie ist vielmehr die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus, häufig als Folge nachlassender Abwehrkraft des Immunsystems - zum Beispiel durch Stress oder auch Infektions- oder Krebserkrankungen.
Alter Impfstoff schützt nur jeden zweiten
Seit 2013 ist in Deutschland der Impfstoff Zostavax gegen Herpes Zoster, den Erreger von Windpocken und Gürtelrose, erhältlich. Die Impfung kann schwere Erkrankungsverläufe und auch das Auftreten von chronischen Nervenschmerzen in etwa 50 Prozent der Fälle verhindern. Der Impfstoff ist für gesunde Menschen ab 50 Jahren zugelassen. Er wird einmalig als Spritze unter die Haut verabreicht. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, dürfen Menschen, die eine Immunschwäche haben oder immunsuppressive Medikamente einnehmen, nicht geimpft werden.
Neuer Impfstoff: Empfehlung und Nebenwirkungen
Der neue Impfstoff Shingrix ist bereits erhältlich, aber noch nicht in den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) aufgeführt. Deshalb übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Dennoch raten Experten Betroffenen mit einem besonderen Risiko, sich impfen zu lassen und die Kosten von zwei Spritzen zu jeweils 136 Euro selbst zu bezahlen. Zu den Risikogruppen gehören Menschen mit einem durch Alter, Krankheiten oder Medikamente geschwächten Immunsystem.
Schwere Nebenwirkungen sind nach Einschätzung von Experten beim neuen Impfstoff nicht zu erwarten, allenfalls Schmerzen durch den Einstich der Nadel, vorübergehende Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen.
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