Essen oder Fasten: Was hilft bei Infekten?
Bei Virusinfektionen verspüren viele Appetit, bei bakteriellen Infekten mit Fieber haben die meisten keinen Hunger. "Schnupfen sollst du füttern, Fieber aushungern", heißt es im Volksmund. Um den Einfluss der Ernährung auf den Verlauf von Infektionen und auf die Toleranz des Körpers gegenüber Krankheitserregern zu erforschen, hat der Immunologe Ruslan Medzhitov an der Yale-Universität (USA) Untersuchungen an Mäusen durchgeführt.
Tierversuch: Bakterielle und virale Infektion
Im Experiment wurden die Mäuse in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe haben die Forscher um Ruslan Medzhitov mit dem Bakterium Listeria monocytogenes infiziert, das bei Mäusen und Menschen eine Lebensmittelvergiftung auslöst. Die zweite Gruppe wurde mit Grippeviren infiziert. Beide Gruppen wurden gefüttert. Eine Kontrollgruppe erhielt nur eine Kochsalzlösung. Das Ergebnis war eindeutig:
- Von den Mäusen mit der bakteriellen Lebensmittelvergiftung, die gefüttert wurden, starben 80 Prozent. In Gruppe ohne Futter wurde die Hälfte der Mäuse wieder gesund.
- Von den Mäusen mit Grippeviren, die gefüttert wurden, erholten sich 80 Prozent von der Infektion. Alle Mäuse ohne Futter starben.
Zucker wirkt wie Gift oder Medizin
Die Forscher haben auch untersucht, welche Rolle die Nahrungsbausteine Zucker, Eiweiß und Fett spielen. Dabei stellte sich heraus, dass Zucker bei bakteriellen Infekten wie Gift wirkt, bei viralen Infekten dagegen wie ein Medikament. Die Ursachen müssen noch erforscht werden.
- Bei bakteriellen Infektionen stellt der Körper möglicherweise aus Fettreserven eigenen Zucker (Ketonkörper) her, die bei der Abwehrreaktion entstehende Sauerstoffradikale unschädlich machen.
- Bei viralen Infektion hat der Zucker in den Versuchstieren die "Selbstmordrate" (Apoptose) von Zellen minimiert. Der Zucker könnte also den "Stress" der Zellen im Rahmen der Virenabwehr reduzieren.
Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass jeder Infektionstyp - bakteriell oder viral - unterschiedliche Areale im Gehirn beeinflusst. Möglicherweise ist dies abhängig davon, welche Bereiche des Immunsystems die Krankheitserreger aktivieren.
