Historische Gebäude in Rostock, im Vordergrund transparente Balkendiagramme. © Colourbox Foto: Rico Ködder

Rostock vor der Wahl - Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Stand: 03.11.2022 06:00 Uhr

17 Kandidierende für das Oberbürgermeisteramt in Rostock und nur Einer oder Eine kann das Rennen machen. Für die 99. Ausgabe unseres Podcasts "Dorf Stadt Kreis" sprechen wir unter anderem mit dem Finanzsenator über den Zustand der Stadt, haben den Stadtsprecher gefragt, was ein Oberbürgermeister den ganzen Tag macht, erfahren von einem Werbeexperten mehr über Wahlplakate und sprechen mit einem Politikwissenschaftler über den möglichen Wahlausgang.

von Jürgen Opel und Judith Greitsch, NDR Ostseestudio Rostock

Claus Ruhe Madsen (parteilos) hat im Sommer den Oberbürgermeisterposten in Rostock mit dem eines Ministers in Schleswig-Holstein getauscht. Nun braucht Rostock einen neuen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin - es wäre die Erste in der Stadtgeschichte. Die Neuwahl findet am 13. November statt. 17 Kandidatinnen und Kandidaten wollen das Amt. Da scheint eine Stichwahl fast unausweichlich. So viele wie in keiner anderen vergleichbaren deutschen Großstadt scheinen mehr oder weniger fest entschlossen, das Büro des Oberbürgermeisters der Hanse- und Universitätsstadt Rostock beziehen zu wollen. Den 173.000 Wahlberechtigten könnte ein Drittel der Bewerber aus der aktuellen Stadt- und Landespolitik bekannt sein, von einem zweiten Drittel haben sie vielleicht schonmal den Namen gehört, bei den restlichen Kandidierenden -  zumindest bis zum Beginn des Wahlkampfes - vermutlich nicht mal das.

Politologe hält Stichwahl für wahrscheinlich

Auch für Dr. Jan Müller, Politikwissenschaftler an der Rostocker Universität und Beobachter des üblichen Wahlgeschehens in Stadt und Land, ist die große Kandidatenschar eine Überraschung. Es könne ein mögliches Indiz für eine weitere Politisierung in der Stadtgesellschaft sein, sagt er. Offenbar auch dafür, dass mehr Menschen versuchen, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen und sich das auch persönlich zutrauen. Unwahrscheinlich sei es allerdings, so Müller, dass die eher unbekannten Bewerberinnen und Bewerber ohne Unterstützung einer Partei eine solche OB-Wahl gewinnen können. Seine Prognose: Eine Stichwahl wird nötig sein, der Termin dafür steht schon jetzt fest, der 27. November. Was dagegen wirklich offen ist, wie viele Rostockerinnen und Rostocker sich von der OB-Wahl mobilisieren lassen, zu wählen - ob per Brief oder in einem der 85 öffentlichen Wahllokale.

Wahlkampf: Der teure Weg ins Amt  

Für die Podcast-Folge haben wir auch nachgefragt, wieviel sich einige Bewerberinnen und Bewerber ihren Wahlkampf kosten lassen. Die Kandidatin der Partei Die Linke, Eva-Maria Kröger ist transparent, wenn es um ihr Wahlkampfbudget geht: Ihr Wahlkampf koste rund 58.000 Euro, also bis zum 13. November. Sollte es für sie in die Stichwahl gehen, dann könnte nochmal nachgelegt werden müssen, sagt sie auf Nachfrage.

Einzelbewerber Dr. Robert Uhde steckt laut eigenen Angaben rund 70.000 Euro in den Wahlkampf. Alles selbstverdientes Geld, versichert er. Er war beispielsweise als Impfarzt im Einsatz. Auch die Bewerberin, hinter der die SPD steht, Carmen Alina Botezatu, hat kein Problem, über ihren Etat zu sprechen: 80.000 Euro "wiegt" der Topf. Die Grünen um Kandidatin Claudia Müller benennen bei der Frage einen "mittleren fünfstelligen Betrag". Von anderen parteiunterstützten Kandidaten gab es entweder ausweichende oder keine Antworten - weitere Details beantwortet die Podcast-Folge.

Wie steht die Hansestadt derzeit da?

Die Amtszeit von Ex-OB Madsen war einerseits durch nationale Schlagzeilen gekennzeichnet - und da machte das dänische Stadtoberhaupt prominent von sich reden: Er war in vielen Talkshow, die überregionalen Medien rissen sich um ihn und nicht selten galt sein Management in Sachen Corona oder einem postulierten Bürokratie-Abbau als beispielhaft. Andererseits ist in seiner Zeit als OB einiges auch so richtig schiefgelaufen. Ein Stichwort: Die BUGA-Pleite. 

Doch das allein reiche nicht zur Beurteilung der Lage, so erklärt es der Erste Stellvertreter des Oberbürgermeisters und Finanzsenator Chris von Wrycz Rekowski. Die Stadt stehe gar nicht so schlecht da, die Steuereinnahmen würden besserlaufen, als prognostiziert. Was den Haushalt angeht, sei Rostock erste Bundesliga. Er rechne als "Kassenwart" sogar mit einem Überschuss in zweistelliger Millionenhöhe. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Rostock in der nahen Zukunft mit Auswirkungen auch der allgemeinen Preissteigerungen und bei der Energieversorgung zu kämpfen haben werde, betont der Senator.

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Ansicht des Rathauses in Rostock mit einem Fragezeichen (Montage) © Colourbox Foto: -

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NDR Berichterstattung zur Wahl

Klar wird in Folge 99 "Rostock vor der Wahl - Zwischen Wunsch und Wirklichkeit" des Podcasts "Dorf Stadt Kreis", dass der neue Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin ganz schön was auf dem Tisch hat. Sollte es zu einer Stichwahl am 27. November kommen - und davon gehen derzeit alle Expertinnen und Experten aus -, dann gibt es am 21. November eine Podiumsdiskussion mit den beiden Bestplatzierten der Wahl. Den Wahltalk organisiert das NDR Ostseestudio zusammen mit der Zeitung Norddeutsche Neueste Nachrichten. Gewählt wird am 13. November. Wir berichten an dieser Stelle sowie bei NDR 1 Radio MV und im Nordmagazin ausführlich.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 03.11.2022 | 06:00 Uhr