Frau betritt Geschäft in Rostock © dpa-Bildfunk Foto: Bernd Wüstneck/dpa

SH lockert die Corona-Regeln: Von Hoffnungen und Personalnot

Stand: 03.03.2022 05:00 Uhr

Gastronomie und Sportvereine stehen in den Startlöchern: Lange haben sie auf Lockerungen der Corona-Maßnahmen gewartet. Doch kommen mit 3G wieder genug Gäste und Sportler zurück ins Restaurant oder den Fußballverein?

von Christopher Gaube

Die Sonnenstrahlen der vergangenen Tage haben die Menschen wieder ins Freie gelockt. Der Frühling füllt normalerweise auch die Tische und Terrassen von Eiscafés, Restaurants und Ausflugslokalen. Passend dazu lockert Schleswig-Holstein die Corona-Auflagen und ermöglicht faktisch wieder allen Menschen den Besuch in der Gastronomie, aber auch im Sportverein. Der zweite von insgesamt drei Öffnungsschritten bringt die 3G-Regel zurück: Geimpfte, Genesene und Getestete können damit wieder recht uneingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen.

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Im Handel gilt die Rückkehr zu 3G bereits seit Anfang Februar. Insofern ändere sich für die Geschäfte gar nicht so viel, sagt Mareike Petersen, Sprecherin des Handelsverbands Nord: "Gerade die Händler in den Innenstädten sind auch abhängig vom Drumherum, was sonst noch in den Innenstädten passiert und da gehört zum Beispiel auch die Gastronomie dazu." Die Hoffnung sei nun, dass die Innenstädte wiederbelebt werden und folglich mehr Kunden in die Geschäfte kommen.

"Wir sind uns aber auch bewusst, dass das jetzt nicht von Anfang an so sein wird, wie früher", sagt Petersen. "Viele Kunden sind teilweise auch gezwungenermaßen in den Onlinehandel abgewandert und wir werden es nicht schaffen, das eins zu eins zurück in den stationären Handel zu bekommen." Weil viele Einzelhändler finanziell am Limit seien, wolle man gemeinsam an Lösungen arbeiten, die Innenstädte wieder attraktiv zu machen. Dafür ist der Verband auch in Gesprächen mit der Politik.

Gastronomie wartet sehnsüchtig auf den 20. März

Die Gastronomie ist ebenfalls von der Corona-Pandemie gebeutelt. Zuletzt waren es vor allem die aufwendigen Kontrollen am Eingang, die Personal und Zeit gebunden hätten. "Ich wage mal die Prognose, dass die Betriebe dankbar für jeden Wegfall der Kontrollen sind", sagt Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Schleswig Holstein. Sehnsüchtig warte man deshalb auf den 20. März, wenn auch 3G entfallen soll und nur noch wenige Hygieneregeln - wie die Maskenpflicht - übrig bleiben sollen.

Mit größerer Sorge blicken die Betreiber von Restaurants, Kneipen und Hotels auf die Personalsituation. "In den letzten zweieinhalb Jahren sind sehr viele Mitarbeiter aus dem Gastgewerbe abgewandert. Eine Zeit lang ist das Pendel wieder zurückgegangen, aber diese Abwanderung fand im letzten Winter noch einmal statt", sagt Scholtis. Ob diese Personalsorge berechtigt ist, würden erst die kommenden Monate zeigen.

Institut für Weltwirtschaft warnt vor zu großen Erwartungen

Holger Görg blickt ebenfalls gespannt auf die künftige Entwicklung. Der Wirtschaftswissenschaftler leitet das Kieler Institut für Weltwirtschaft und hat die Corona-bedingten Einflüsse auf Handel und Wirtschaft im Blick. Er warnt vor zu großen Erwartungen im Hinblick auf die Öffnungsschritte. "Es gibt Gruppen in der Gesellschaft, die sich eben gerade durch eine 2G-Regel sicher fühlen und gerade deswegen vielleicht Handel und Gastronomie in der letzten Zeit genutzt haben", sagt Görg.

Im Umkehrschluss könnte das bedeuten, dass ein Wegfall der 2G-Regeln diese Personen abschreckt. Görg hofft, dass diese Gruppe möglichst klein bleibt, aber die Auswirkungen von Ängsten auf das Einkaufs- und Konsumverhalten seien wissenschaftlich belegt. "Wir müssen wirklich abwarten, wie sich das auswirken wird in den nächsten Wochen."

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Im Breiten- und Vereinssport gibt es bereits eine Gewissheit: Während der Corona-Pandemie haben laut Landessportverband Schleswig-Holstein viele Menschen ihr Ehrenamt im Sport aufgegeben. Die Lockerungen der Corona-Auflagen für den Sport sieht Thomas Niggemann, Geschäftsführer für den Vereins- und Breitensport im Landesverband deshalb zweigeteilt: "Wir sind erleichtert darüber, dass die neuen Lockerungen ein großer Schritt für uns sind. Die letzte Zeit mit ständig neuen Regeln war für unsere Vereine sehr schwierig. Aber man wird nun nicht auf den Knopf drücken können und alles ist so wie früher."

Die Vereine müssten sich jetzt mit dem Problem auseinandersetzen. Aus vielen Orten hätte der Landessportverband die Rückmeldung bekommen, dass die Ehrenamtlichen nicht mehr zur Verfügung stehen - und das betrifft sowohl den Bereich der Übungsleiterinnen und -leiter, als auch der Vereinsführung. "Auch die Befürchtung unserer Vereine bleibt: Kommen meine Mitglieder, kommen meine Kursteilnehmer wieder zurück? Gerade wenn wir auf die Jüngeren schauen, dann ist es eine große Frage, ob man die Mannschaften wieder bestücken kann", sagt Niggemann. Das betreffe die A- und B-Jugend in den Fußball- oder Handball-Vereinen. Im schlimmsten Fall seien die, so Niggemann, beim Gaming oder Netflix hängen geblieben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.03.2022 | 06:00 Uhr

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