IfW erwartet Milliardenschaden durch Lieferengpässe in SH
Die Corona-Pandemie sorgt weiterhin für Schwierigkeiten bei der Lieferung bestimmter Produkte aus dem Ausland. Das IfW in Kiel geht allein in Schleswig-Holstein von einem Schaden in Milliardenhöhe aus.
Der Unternehmensverband Nord (UV Nord) und die Industrie- und Handelskammer (IHK) sind in Sorge: Besonders bei Lieferungen aus Asien komme es derzeit zu Problemen. Das liegt demnach vor allem an der strengen Corona-Politik in China. Dort wurde zum Beispiel in der vergangenen Woche der Betrieb an einem wichtigen Hafen wegen der Infektion eines Mitarbeiters massiv heruntergefahren. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel rechnet damit, dass die Lieferprobleme in Deutschland einen finanziellen Schaden von knapp einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes verursachen. Auf Schleswig-Holstein übertragen wäre das schätzungsweise fast eine Milliarde Euro.
Bauprojekte werden teurer
Aktuell fehlen Unternehmen in Schleswig-Holstein unter anderem Baustoffe wie Holz und Stahl oder auch Elektronikbauteile. Auf Baustellen kommt es laut IHK deshalb immer wieder zu Verzögerungen und Preissteigerungen. Verbraucher müssten teilweise aber auch länger auf Möbel, Fahrräder oder Spielzeug warten. Auch bei diesen Artikeln schließen Verband und Kammer nicht aus, dass Kunden demnächst tiefer in die Tasche greifen müssen.
Längere Lieferzeiten als sonst
Das Möbelhaus Bergemann in Rendsburg zum Beispiel verkauft im Moment zum Teil nur unvollständige Einbauküchen ohne bestimmte Geräte, denn den Herstellern fehlen kleine Elektronikbauteile für Spülmaschinen und Kühlschränke. Kunden müssen nun deutlich länger warten als die üblichen sechs bis acht Wochen: "Wir haben auch schon im Geschirrspüler-Bereich von namhaften Herstellern über sechs Monate Lieferzeit, die dann schon sehr problematisch sind", erzählt Mit-Geschäftsführer Jens Schröder.
Reparaturen ziehen sich hin
Ähnliche Probleme hat Ramus Schaffrath, der Besitzer des Fahrradladens Rad-Ecke in Neumünster. Donnerstagabend hat er einen Zettel ins Schaufenster geklebt, dass Reparaturen sich "eine gefühlte Ewigkeit hinziehen können". Federgabeln bekomme er aktuell gar nicht, so Schaffrath. Teile für die Gangschaltung würden nur sporadisch geliefert. Der UV Nord geht allerdings nicht davon aus, dass es im Einzelhandel wieder komplett leere Regale gibt wie während der ersten Corona-Welle.
