Dehoga zu 2G-Plus in der Gastronomie: "Lockdown durch Hintertür"
Künftig gilt auch für den Besuch in Restaurant, Kneipe oder Café in Schleswig-Holstein die 2G-Plus-Regelung: Die Gastronomie-Branche reagiert mit Unverständnis. Die neuen Quarantäne-Regeln freuen den Unternehmensverband.
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat nach dem Bund-Länder-Gipfel erklärt, dass auch in Schleswig-Holstein künftig die 2G-Plus-Regel für die Gastronomie gelten wird. Wer bereits geboostert ist, muss keinen Testnachweis vorlegen. Außerdem will die Landesregierung am Montag im Landtag die epidemische Notlage beschließen lassen. Dann soll es für die Gastronomie eine Sperrstunde von 23 bis 5 Uhr geben. "Bei 2G-Plus fällt die Spontaneität weg und die Sorge ist, dass kaum noch Gäste kommen", sagte Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes in Schleswig-Holstein (Dehoga).
"In Hamburg gibt es das Modell ja schon", sagte Safa Esfandiar, Mitinhaber des "Cotidiano" in Kiel. In der Hansestadt hätten bereits viele Gastronomen dichtgemacht, "einfach weil es sich nicht mehr rentiert. Das gleiche Schicksal könnte uns dann auch widerfahren." Schon jetzt nahe ein Umsatzrückgang von 55 Prozent, sagte Scholtis.
Suchen die Gastro-Mitarbeiter wieder das Weite?
Die Gastronomie sei nie Pandemie-Treiber gewesen, meinte Scholtis weiter. Er habe deshalb kein Verständnis für die Maßnahmen und nennt die Regeln einen "Lockdown durch die Hintertür". Die Existenzangst in der Branche sei sehr groß: "Und auch die Sorge, dass bald wieder Mitarbeiter weglaufen - so wie es in den vergangenen eineinhalb Jahren war."
Günther verweist auf angepasste Wirtschaftshilfen
Regierungschef Günther verwies angesichts der Kritik aus der Branche auf Wirtschaftshilfen, die nachgeschärft worden seien: So könnten Gastronomen den erhöhten Kontrollaufwand als höhere Fixkosten geltend machen. Zudem seien schon viele Menschen in Schleswig-Holstein geboostert, so Günther.
Einzelhandel fürchtet um Kunden
Von den strengeren Regeln für die Gastronomie sieht sich auch der Einzelhandel betroffen. Die Gastronomie gehört nach Ansicht des Handelsverbandes Nord zu einem attraktiven Innenstadtleben dazu. Die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen würden erneut dazu führen, dass weniger Menschen in den sowieso schon schwach frequentierten Zentren einkaufen gehen.
Unternehmensverband zufrieden mit Quarantäne-Lösung
Der Unternehmensverband Nord hingegen begrüßt die Entscheidungen der Ministerpräsidenten zu den neuen Quarantäneregeln. Künftig sollen Geboosterte als Kontaktpersonen von der Quarantäne ausgenommen. Alle anderen müssen für zehn Tage in Isolation, können sich aber nach sieben Tagen mit einem PCR-Test freitesten.
"In den Krankenhäusern hört man es, aber auch im verarbeitenden Gewerbe hat die Quarantäneregelung schon für große Lücken gesorgt und auch die Arbeitsabläufe gestört", sagte Sebastian Schulze, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Nord. "Deswegen ist es gut, dass man mehr Planungssicherheit hat, wann die Betroffenen zurückkehren." Eine verkürzte Quarantäne helfe den Unternehmen und dem öffentlichen Leben, in dem die Betriebe die Daseinsvorsorge aufrecht erhalten können.
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