Zeitreise: Wie das Paech-Brot Meddewade veränderte
Über Jahrzehnte war vielen Norddeutschen diese Marke ein Begriff: Paech-Brot. Eberhard Paech galt als Pionier, machte aus der Bäckerei ein Industrie-Unternehmen. Davon profitierte auch ein Dorf in Stormarn.
"Für die Meddewader war das ein Glückstreffer, dass überhaupt ein Betrieb kam", sagt Loni Beeck. Sie sitzt mit ihrer Ex-Kollegin Lissy Gliewe um einen Stapel Fotos auf dem Couchtisch. Bilder in schwarz-weiß, von damals, als sich auf einmal alles änderte im Dorf. "Viele konnten sich das auch gar nicht vorstellen. Und wie groß es wird, schon gar nicht!" Schon Anfang der 1950er-Jahre war Paech-Brot ein Begriff, auch wegen Werbesprüchen wie "Kuno sprach zu Kunigunde: Paech-Brot ist in aller Munde!" Eberhard Paech hatte den Anspruch, gesundes Brot zu backen - aber in großem Stil. Also machte sich der Back-Pionier aus Westberlin auf die Suche nach einem weiteren Standort, um Norddeutschland zu erobern. Fündig wurde er in Meddewade im Kreis Stormarn. Die ehemalige Meierei des Dorfes wurde zur modernen Großbäckerei umgebaut, Paech-Brot wuchs und bescherte der Region viele Arbeitsplätze.
Meddewade im Aufwind
Die Brotfabrik Meddewade produzierte im Schichtbetrieb - und Paech expandierte. In Itzehoe (Kreis Steinburg), Seth (Kreis Segeberg) und Kiel-Wik wurden weitere Bäckereien übernommen. Bis zu 100 Lkw belieferten täglich Kunden in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen mit abgepacktem Brot und Kuchen. Eberhard Paech war Pionier und Visionär des industriellen Backens. Auf ausgedehnten Reisen rund um die Welt sammelte er Ideen und knüpfte Kontakte. Paech-Brot gab es bald nicht nur in Dortmund, sondern auch in Toronto (Kanada), Johannesburg (Südafrika) und in Botswana, Japan und Australien.
Ende einer Ära
Aber die Konkurrenz schlief nicht und überholte den Pionier schließlich. 1986 wurde die Brotfabrik in Meddewade verkauft, 1998 die Marke Paech gelöscht. Bis 2006 lief der Backbetrieb im Dorf, dann gingen die Öfen aus, und die Fabrik wurde abgerissen. Heute stehen auf dem Gelände 58 Wohnhäuser. Nur die ehemaligen MitarbeiterInnen erinnern sich noch an Meddewades glückliche Zeiten mit dem Paech-Brot.
