Kleine Boote an den Steganlagen vor dem Wikingturm © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske

Wikingeck-Sanierung: NABU kritisiert Rückzieher des Bundes

Stand: 31.05.2022 13:02 Uhr

Jetzt ist es offiziell: Der Bund gibt ein Drittel weniger Geld als ursprünglich vereinbart für die Sanierung des Wikingeck in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg). Dadurch dürfte es noch länger dauern, bis saniert wird.

Es ist eine der größten Umwelt-Altlasten in ganz Schleswig-Holstein: das Wikingeck in Schleswig. Wo noch vor 70 Jahren eine Fabrik für Teerpappe stand, fließen noch immer giftige Substanzen in die Schlei. Ursprünglich wollte der Bund für zwei Drittel der millionenschweren Bodensanierung aufkommen.

Doch in Berlin wurde eine Zusage jetzt zurückgenommen. Das ergab eine Anfrage der schleswig-holsteinischen Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn (SPD). Statt mit 66 Prozent der Kosten will sich das Bundesverkehrsministerium nur noch an den wasserseitigen Kosten beteiligen, entsprechend dem Anteil der Bundeswasserstraße Schlei an der Fläche. Nach der bisherigen Rechnung wären dies 42,5 Prozent.

Bundesverkehrsministerium sieht sich an Land nicht zuständig

Bereits vor einer guten Woche hatte FDP-Bundesverkehrsminister Volker Wissing die neue Bewertung im Haushaltsausschuss mitgeteilt. Für die Anteile der Privateigentümer, die finanziell überfordert sind, ist aus Sicht des Bundesministeriums das Land Schleswig-Holstein zuständig.

Scharfe Kritik vom Naturschutzverband NABU

Der Naturschutzverband NABU hat den Rückzieher des Bundesverkehrsministeriums scharf kritisiert. Dörte Wedekind, die Vorsitzende der NABU-Gruppe Schleswig, spricht von einem Wortbruch: "Insbesondere sind wir frustriert, weil wir wissen, dass Bund und Land die Steuergelder im Moment für alle möglichen Sonderprogramme hinsichtlich Ukraine, Corona und auch Bundeswehr ausgeben. Es ist schon viel zu lange gewartet worden. Das Zeug ist krebserregend. Die Schlei wird allmählich vergiftet." Die zuständige BUND-Kreisgruppe Schleswig-Flensburg nannte den Wortbruch beschämend.

Wassersportler: Entsetzt, dass man nicht endlich mit der Sanierung anfängt

Auch beim Kanu-Verein am anderen Ufer der Schlei ist man entsetzt über die Entscheidung des Bundes. Die Bootshalle ist mehr als 500 Meter vom Wikingeck entfernt, dennoch richt man an manchen Tagen den Gestank der aufploppenden Ölblasen, sagt Wolfgang Schneider, wenn der Wind das Wasser ordentlich durchquirlt, "dann hat man es auch in der Nase". Schneider wohnt in der Nähe von Flensburg, kommt aber mehr als 30 Mal pro Jahr an die Schlei. Der Hobby-Sportler hofft, dass die Verantwortlichen sich besinnen, denn es geht auch um die Verlässlichkeit der Politik. "Ich bin entsetzt! Nicht entsetzt, dass es da so ist, dass es solange gedauert hat, sondern entsetzt darüber, dass man da nicht anfängt - nach etlichen Jahren", sagte Schneider.

Die geschätzten Sanierungskosten explodieren

Die Kosten für die Wikingeck-Sanierung werden inzwischen auf mehr als 30 Millionen Euro geschätzt. Thorsten Roos ist der Umweltfachleiter des Kreises Schleswig-Flensburg. Er plant, das gesamte Erdreich auf dem Grundstück auszutauschen. Dafür müssen auch zwei Bootshallen und ein Privathaus abgerissen werden. Auch mehrere Gärten und eine Spundwand müssen weichen.

Fachleiter hofft auf Geld vom Kreistag

Roos hofft, dass in der Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Obwohl die Finanzierung offen ist, wirbt er weiterhin dafür, dass der Kreistag im Juni einen Millionenbetrag für die weiteren Schritte vorschießt, um die Wikingeck-Sanierung insgesamt nicht zu gefährden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 30.05.2022 | 15:00 Uhr

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Umweltpolitik

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