Warum deutsche Schulen in Dänemark einen Ansturm erleben
Die Schulen der deutschen Minderheit in Dänemark zählen so viele Schülerinnen und Schüler wie nie zuvor. Einige müssen sogar provisorische Lösungen schaffen.
Janne Kleinschmidt aus Flensburg besucht das Internat des deutschen Gymnasiums in Apenrade. Die 17-Jährige ist nur am Wochenende bei ihrer Familie. Sie hat den Wechsel während der Pandemie von der Flensburger Schule in das dänische Schulsystem nicht bereut. Der Vorteil sei, dass hier alles digital gemacht werde. An ihrer alten Schule in Flensburg seien die Computer eher selten zum Einsatz gekommen. Die 14 Schulen der deutschen Minderheit in Dänemark können sich über einen nie dagewesenen Ansturm freuen. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ist um fast 200 auf jetzt 1.550 angestiegen. Und das hat nach Angaben der Schulrätin des Deutschen Schul- und Sprachvereins, Anke Tästensen, vor allem zwei Gründe: Unzufriedenheit mit dem digitalen Unterricht in Deutschland und die vergleichsweise niedrigen Immobilienpreise im südlichen Dänemark.
Container als Klassenzimmer
Aber der Boom ist für den Schulverein der deutschen Minderheit auch eine große Herausforderung, denn der Platz wird knapp. In mehreren Schulen wurden Pavillons aufgestellt. Pavillon klingt zwar schöner, aber am Ende sind es auch nur Container. Die Container sind nur eine Notlösung. Einer kostet etwa 85.000 Euro für Aufbau und Inventar. Dazu kommen jeden Monat 2.500 Euro Miete. Und: viele Schulen der deutschen Minderheit haben inzwischen einen Aufnahmestopp beschlossen.
Auch Lehrerzimmer und Cafeteria zu klein
Der Schulleiter des Deutschen Gymnasiums in Apenrade, Jens Mittag, freut sich über neuen Schülerinnen und Schüler, aber seine Schule hat jetzt 195 statt 180 Schüler. Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich die Zahl fast verdoppelt. "Es ist nicht nur der Klassenraum, auch unsere Cafeteria ist zu klein. Sollten wir demnächst mehr Lehrer werden, dann wird auch unser Lehrerzimmer zu klein", so Schulleiter Mittag. Im Vergleich zu anderen dänischen Gymnasien hinke seine Schule bei der Ausstattung zwar hinterher, im Vergleich zu einer deutschen Schule sei man aber schon besser ausgestattet.
Aufnahmestopp auch an der Grundschule
Ähnlich sieht es an den anderen deutschen Schulen aus. Die Dorfschule in Feldstedt bei Apenrade ist von 27 auf 38 Schülerinnen und Schüler angewachsen. An der Fördeschule in Gravenstein stehen jetzt sogar zwei Schulcontainer, um den Anstieg von 191 auf jetzt 205 Schülerinnen zu verkraften. "Es ist sehr schade, aber wir können aktuell keine weiteren Schüler aufnehmen", so Schulleiter Nils Westergaard.
Günstige Immobilienpreise locken Familien
Familie Broschk ist jetzt im Sommer von Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) nach Feldstedt bei Apenrade gezogen. Sohn Paul ist gerade am Freitag in der dritten Klasse eingeschult worden. "Man kennt die Eltern hier sehr gut. Die meisten schon vor der Einschulung. Das ist schon so eine Gemeinschaft", sagt Marcel Broschk. "Und die Immobilienpreise sind nicht vergleichbar mit Deutschland. Wir haben unser Haus verkauft. Und haben dann für einen Bruchteil für das, was wir in Bad Oldesloe bezahlt haben, hier ein Haus bekommen."