Überfüllte Tierheime im Land: Wohin mit den teuren Exoten?

Stand: 16.10.2022 06:00 Uhr

Im Lübecker Tierheim von Elena Iva Cujic leben 20 verschiedene Wildtiere - und es werden immer mehr. Seitdem in der Energiekrise die Kosten gestiegen sind, wollen viele Halter ihre Exoten wieder loswerden.

von Stella Kennedy

Mit einer Schlange fing alles an. Mittlerweile gibt es 20 verschiedene Exoten im Tierheim in Lübeck. Schildkröten, Echsen, Papageien und andere Wildtiere. Für die Chefin des Heimes, Elena Iva Cujic, wird die Lage immer angespannter: "Es ist so, dass die Leute oft denken 'Boah cool, ich will eine Schlange haben' - und dann merken, dass das aber auch Arbeit macht", sagt sie. Und nicht nur die Versorgung der anspruchsvollen Tiere werde für viele zum Problem, auch die Haltungskosten würden einige abschrecken. "Schlangen sind schön anzusehen, aber sie kosten auch Geld", sagt Cujic. Das würden einige leider unterschätzen.

Situation verschlimmert sich in der Energiekrise

Seitdem die Energiekosten gestiegen sind und auch noch weiter steigen könnten, haben viele Tierhalter Angst, ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können, so Cujic. Gerade Exoten wie Schlangen, Schildkröten oder Echsen brauchen nämlich eine warme Umgebung - was in unseren Breitengraden den Einsatz von Wärmelampen erfordert. Und diese zu benutzen, wird mit Anstieg der Energiekosten immer teurer.

Eine Echse in einem Terrarium © NDR Schleswig-Holstein Magazin Foto: NDR
Tierheime im Land sind besorgt wegen der hohen Haltungskosten von Exoten. Droht eine Abgabeflut?

Sogar der Deutsche Tierschutzbund und Pro Wildlife warnen mittlerweile davor, sich "Exoten" als Haustier anzuschaffen. Als Grund geben auch sie die steigenden Energiepreise an und befürchten, dass es zu einer regelrechten Flut abgegebener oder ausgesetzter Exoten in den Tierheimen kommen könnte.

Viele Tierheime können keine weiteren Tiere aufnehmen

Was bei den exotischen Wildtieren ein neuerer Trend ist, gilt für andere Haustiere schon länger. Über Tiere, die zu Beginn der Corona-Pandemie angeschafft und seitdem häufig wieder abgegeben werden, hat NDR Schleswig-Holstein zwar schon häufig berichtet. Besser macht das die Situation aber nicht. Aktuell ist die Lage insgesamt so angespannt, dass kaum noch ein Tierheim in Schleswig-Holstein weitere Tiere aufnehmen kann. Allein im Lübecker Tierheim von Cujic leben im Moment 200 Katzen und 60 Hunde. Vermitteln könnten sie hier zurzeit kaum ein Tier, sagt die Chefin.

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Schleswig-Holstein Magazin | 15.10.2022 | 19:30 Uhr

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