Auf einer blauen Motorhaube steht der Schriftzug Polizei. © NDR Foto: Julius Matuschik

Toter Entführer in Havetoft: Polizei prüft Einsatz

Stand: 18.08.2022 21:10 Uhr

Am Sonnabend hat sich in Havetoft (Kreis Schleswig-Flensburg) ein Mann erschossen, während Polizisten vor Ort waren. Nach Angaben der Polizei wussten die Beamten nicht, dass der Mann zuvor seine Ex-Partnerin entführt und schwer verletzt hatte.

Der mutmaßliche Täter soll am Sonnabend gegen 13 Uhr auf dem Thormannplatz in Rendsburg seine Ex-Freundin gewaltsam ins Auto gezerrt und angeschossen haben. Er flüchtete mit der schwer verletzten 33-Jährigen von Rendsburg aus in Richtung Norden. Zeugen beobachteten das und alarmierten die Polizei. Die zuständige Leitstelle in Kiel löste eine Fahndung aus. Auf Nachfrage teilte das Landespolizeiamt am Donnerstagabend mit, dass die Fahndung nach dem Mann lediglich "örtlich" erfolgt war - aber nicht landesweit.

Entführer bittet Hausbewohner um Hilfe

55 Kilometer von Rendsburg entfernt hielt der mutmaßliche Entführer am Sonnabendnachmittag an einer Landstraße in der Gemeinde Havetoft an. An einem offenbar zufällig ausgewählten Resthof soll er die Bewohner um Hilfe gebeten haben. Die wählten laut Polizei gegen 15.45 Uhr den Notruf. Zuständig für den Ort ist die Leitstelle Nord in Harrislee bei Flensburg. Schon wenige Minuten später, gegen 15.54 Uhr, waren die Beamten vor Ort. Über die Vorgeschichte wussten sie laut Polizeipressestelle nichts.

Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein überprüft die Landespolizei nun intern, warum die Fahndung nicht ausgeweitet worden ist. Hinter vorgehaltener Hand ist von einem Fehler in der Einsatzleitung die Rede. Das Landespolizeiamt äußert sich auch fünf Tage nach den Geschehnissen nicht zu der Frage, ob und wie die beiden Leitstellen in Kiel und Harrislee miteinander kommuniziert haben. "Die genauen Abläufe sind noch nicht vollständig geklärt und Gegenstand der Untersuchungen", heißt es schriftlich. Alle Interview-Anfragen zu dem Thema lehnte die Pressestelle ab.

Polizei: "Schusswunde war nicht erkennbar"

Was nach dem Eintreffen der Beamten in dem Haus in Havetoft genau geschehen ist, wird laut Landespolizei ebenfalls noch untersucht. Ihr aktueller Stand: "Den Beamten wurde vom mutmaßlichen Täter und der Geschädigten mitgeteilt, dass eine unfallbedingte Schusswunde vorliegt", schreibt Pressesprecher Marcel Schmidt. "Die Schusswunde war für die eingesetzten Beamten nicht erkennbar. Es war auch nur wenig Blut zu sehen." Nach Angaben der Polizei trug der 37-Jährige lediglich Schuhe und Shorts. "Die eingesetzten Beamten forderten den mutmaßlichen Täter auf, die Taschen seiner Shorts zu entleeren. Dem kam er nach."

Umstände des Suizids noch unklar

Nach mehr als einer halben Stunde nach dem Eintreffen der Beamten soll sich der 37-Jährige im Badezimmer des Hauses erschossen haben - laut Polizei im Zeitraum zwischen 16.30 Uhr und 16.45 Uhr. Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein ist bisher nicht geklärt, woher der Mann in diesem Moment die Waffe hatte.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 18.08.2022 | 20:00 Uhr

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