Tausende Arbeitsplätze im Land abhängig von der Werft TKMS
Die Kieler Werft TKMS beschäftigt rund 3.200 Menschen, weitere 10.000 sind in Schleswig-Holstein in der Zulieferindustrie beschäftigt. Doch die Werft steht möglicherweise vor tiefgreifenden Veränderungen.
Die Lage der Kieler Werft thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) sieht eigentlich gut aus. Das Unternehmen hat volle Auftragsbücher, das Gesamtvolumen der Arbeiten wird auf rund 14 Milliarden Euro geschätzt. Durch die Aufträge aus dem In- und Ausland ist die Werft bis 2034 voll ausgelastet. Erst vor kurzem ist deswegen der laufende Tarifvertrag für die Beschäftigten bis 2029 verlängert worden. Dennoch will der Mutterkonzern thyssenkrupp aus Essen die Eigentumsverhältnisse der Werft verändern. Der Personalsvorstand des Essener Konzerns, Oliver Burkhard, hatte dazu im Sommer vergangenen Jahres erklärt, dass es durch neue EU-Richtlinien immer schwieriger werde, Kredite für Zwischenfinanzierungen zu bekommen. Außerdem hatte die Vorstandsvorsitzende von thyssenkrupp, Martina Merz, auf der Hauptversammlung angekündigt, dieses Jahr eine Dividende von einer Milliarde zahlen zu wollen.
Nächster Schritt noch unklar
Für die Veränderungen der Eigentümerstruktur bei der Kieler Werft sind verschiedenene Modelle im Gespräch - sie reichen von einem möglichen Verkauf, über einen eventuellen Zusammenschluss mit anderen Unternehmen bis hin zu einer eigenständigen Lösung. Möglicherweise könnte auf der nächsten Aufsichtsratssitzung des Essener Konzerns im kommenden Monat etwas mehr Klarheit herrschen, wie es mit der Werft weitergehen soll.
Standort sorgt für weitere Arbeitsplätze im Land
Klar ist dagegen bereits heute, welche Bedeutung thyssenkrupp Marine Systems für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein hat. Denn die Werft sichert tausende Arbeitsplätze im Land. "Sie können davon ausgehen, dass mindestens zu den rund 3.200 Arbeitsplätzen bei thyssenkrupp Marine Systems noch mal rund 10.000 in der Zuliefer-Industrie dazukommen", so Dieter Hanel, vom Arbeitskreis Wehrtechnik des Unternehmenverbands Nord. Andreas Burmester, maritimer Koordinator des Landes, ergänzt: "Alleine in Kiel, also in direkter Umgebung der Werft, sind es mindestens 2.000 Arbeitsplätze, die dazukommen. Das reicht von Unternehmen die sauber machen, bis hin zu Lampenlieferanten für die Hallen."
Nicht nur Marineschiffbau bei TKMS
"Es sind etwa so um die 14 Unternehmen kann man sagen, mit denen die Werft immer wieder kooperiert und die auch vom Erfolg von TKMS profitieren", sagt Wehrtechnik-Experte Dieter Hanel. Bekannt ist die Kieler Werft vor allem für die dort gefertigten U-Boote und Fregatten. Doch das Unternehmen steht für weitaus mehr, als nur den Marineschiffbau. "Die Werft will sich ja auch bei der Beseitigung von Altlasten beteiligen, forscht an autonomen Unterwasserfahrzeugen für den zivilen Bereich und forscht ja auch noch an Innovationen bei der Fertigung", erklärt Dieter Hanel. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) macht zudem noch mal deutlich: "Dieser Standort hier, auch zusammen mit dem Werftnachbarn German Naval Yards, ist wichtig für den Marineschiffbau in Schleswig-Holstein und Deutschland insgesamt."
Veränderung könnte auch Chancen bieten
Aus Sicht von Wirtschaftsminister Buchholz kann eine Veränderung der Eigentümerstruktur von TKMS auch eine Chance für den Standort sein und zur Sicherung der Arbeitsplätze führen. So sieht es auch der maritime Koordinator der Landesregierung, Andreas Burmester: "Der Schiffbau ist wichtig für das Land und sollten sich am Ende die Werften zusammenschließen, dann können am Ende alle davon profitieren."
