Sylt: Beschäftigte vermissen Respekt

Stand: 15.11.2022 13:02 Uhr

Die IG BAU Nord hat Syltpendler am Dienstagfrüh auf ihrem Weg zur Arbeit dazu befragt, wie es ihnen mit der Pendler-Situation geht und ob sie sich als Beschäftigte genügend gewertschätzt fühlen. Ein erstes Ergebnis: Viele vermissen Anerkennung und wünschen sich höhere Löhne.

von Simone Mischke

Dicht gedrängt stehen sie schon am frühen Morgen an den Bahnsteigen auf dem Festland: Menschen, die zur Arbeit nach Sylt wollen. Einige haben den Wohnsitz fern der Insel aus freien Stücken gewählt. Aber nicht alle. Viele können sich bei den teuren Mieten und anderen Lebenshaltungskosten das Wohnen auf der Insel nicht leisten.

Anerkennung und Respekt vor höheren Löhnen

Eine Informationsbroschüre für Berufspendler liegt am Bahnhof Westerland © NDR Screenshot Foto: Frank Goldenstein
Wie geht es den Pendlern? Diese Fragen hat die Gewerkschaft den Pendlern gestellt.

Wie geht es den Pendlern mit ihrer Situation? Fühlen sie sich ausreichend gewertschätzt und fair bezahlt? Fehlen ihnen Arbeitsmittel? Unter anderen dazu hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU Nord) die Syltpendler am Dienstagfrüh auf ihrem Weg zur Arbeit befragt. Im Fokus der Befragung standen Reinigungspersonal und Handwerker. Nach Angaben der Gewerkschaft nahmen zwischen 600 und 700 Pendler den Fragebogen mit, etwa zehn Prozent füllten ihn demnach direkt aus. Noch ist nicht alles ausgewertet, aber: "Es zeichnet sich ein Trend ab. An erster Stelle haben die Pendler angegeben, dass sie Anerkennung und Respekt vermissen. An zweiter Stelle nannten sie höhere Löhne", sagt Susanne Welzk von der Gewerkschaft.

Gewerkschaft will auch Kontakt zu Nicht-Pendlern

Man wolle auch die erreichen, die nicht pendeln, so Susanne Welzk. "Da geht es vor allem um das Reinigungspersonal, dass teilweise aus Bulgarien und Rumänien kommt. Die pendeln nur zum Teil und sind oft in privaten Unterkünften oder auf Campingplätzen untergebracht", so Welzk. "Es geht ja nicht nur darum, dass der Tariflohn von 13 Euro pro Stunde gezahlt wird. Es geht auch um die Frage: Was muss man dafür machen? Wir wissen von Reinigungsspersonal, dass die Objekte größer werden und die Zeit zum Putzen weniger wird."

Auswertung bis kommendes Jahr

Auf eine kurzfristige Anfrage von NDR Schleswig-Holstein an den Verein Sylter Unternehmer und den Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Sylt hieß es dazu: Das Thema sei wichtig, doch um es beurteilen zu können, benötige man mehr zeitlichen Vorlauf.

"Bei der Umfrage war uns wichtig, überhaupt erst mal mit den Menschen in Kontakt zu kommen: den Pendlern, aber auch Nicht-Pendlern", sagt Susanne Wolzk. Im kommenden Jahr sollen die Fragebögen komplett ausgewertet sein. Dann will die Gewerkschaft auch Kontakt mit den Unternehmen auf der Insel aufnehmen, um Verbesserungen herbeizuführen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.11.2022 | 12:00 Uhr

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