Heider Südermarkt: Studie zu Ursachen der Jugendgewalt ist da
Der Heider Südermarkt ist seit Monaten ein Treffpunkt von Jugendgruppen. Die Polizei wurde immer wieder gerufen, unter anderem wegen Raubüberfällen und Schlägereien. Das Kreisjugendamt hatte eine Untersuchung zu den Ursachen in Auftrag gegeben.
Der Verein Kieler Antigewalt-und Sozialtraining (KAST) hatte die Studie im Auftrag des Kreisjugendamtes erstellt. Dafür interviewten die Mitarbeiter von Anfang Juni bis zum 8. Juli die Jugendlichen am Südermarkt, aber auch Passanten und Mitarbeiter der umliegenden Geschäfte.
Im Mittelpunkt standen aber vor allem die jungen Frauen und Männer. Sie wurden direkt vor Ort am Südermarkt und in den angrenzenden Straßen befragt, und zwar in sogenannten qualitativen Interviews. Das sind laut KAST Interviews, in denen die Teilnehmenden zu einem bestimmten Themengebiet offen befragt werden. So könnten vergangene oder aktuelle Handlungsmuster der Befragten und deren persönliche Perspektiven genauer angeschaut werden, sagt KAST-Geschäftsführer Udo Gerigk. Insgesamt 32 Jugendliche wurden von ihm und seinen Mitarbeitenden interviewt.
Mehrere Gruppen sind aktiv
Es handele sich bei den Jugendlichen vom Südermarkt nicht um eine große und einheitliche Gruppe, sondern um mehrere, bunt gemischte Gruppen, so Gerigk. "Die Altersspanne lag zwischen 12 und 21. Circa zehn Mädchen waren dabei und ungefähr ein Drittel Jugendliche mit aktueller Zuwanderungsgeschichte, sprich Menschen mit Fluchthintergrund, und ein Drittel hier aufgewachsene Menschen mit Migrationshintergrund und das andere Drittel Deutsch."
Beliebter Treffpunkt
Auf die Frage, warum sie sich am Südermarkt treffen, sagten die Jugendlichen, der Südermarkt sei ein zentraler und beliebter Platz in der Heider Innenstadt. Dort gebe es Geschäfte, einen Imbiss und einen Supermarkt, der bis 22 Uhr geöffnet habe. Außerdem seien da alle Freunde und Kumpels, so die Jugendlichen. Am Südermarkt könne man "total gut abhängen und chillen". Dass es dort W-Lan gebe, habe für sie nicht die entscheidende Rolle gespielt, so die Jugendlichen in der Befragung. Mittlerweile haben viele Geschäftsinhaber das freie W-Lan in den Abendstunden abgestellt. Die Stadt Heide hatte sie darum gebeten.
Gewalt schaukelt sich hoch
Auch die Ursachen für die Jugendgewalt am Südermarkt sollten in der Studie untersucht werden. Warum es dort immer wieder zu Schlägereien gekommen sei, könne man nicht mit einem Satz erklären, so KAST-Geschäftsführer Gerigk. Es seien aber immer Streitigkeiten der Jugendlichen untereinander gewesen, die nicht erst am Südermarkt entstanden seien, manchmal auch Beziehungsprobleme. "Wir haben festgestellt, dass viele von den Konflikten, zum Teil schon in der Schule oder aus anderen Bezügen entstanden sind. Und wenn man sich dann aber vor Ort trifft, dann kann man sich da auch nicht aus dem Weg gehen." Jeder Jugendliche habe dann meist auch weitere Freunde dabei, so Gerigk. So würde sich alles schnell hoch schaukeln.
Jugendliche wollen Gesprächspartner
Auf die Frage nach ihren Wünschen haben viele Jugendliche vom Südermarkt gesagt, sie würden gerne regelmäßig mit Leuten auf Augenhöhe reden. Dabei hätten die Jugendlichen auf Leute wie die KAST-Mitarbeiter verwiesen, oder andere Mitarbeiter, die sich für sie interessieren und mit ihnen ins Gespräch kommen würden,. Dabei sei es von Vorteil gewesen, dass bei KAST auch einige Sozialpädagogen arbeiten würden, die selbst einen Migrationshintergrund haben, und damit anders auf die Jugendlichen zugehen würden, betont Gerigk.
Geringer Bedarf an Sportangeboten
Die von der Stadt Heide sowie von Vereinen mittlerweile gemachten Sport-und Freizeitangebote finden offenbar nicht das Interesse der Jugendlichen. KAST-Geschäftsführer Gerigk sagt dazu, die jüngeren Kids vom Südermarkt seien teilweise offen für diese Angebote. Die meisten der älteren Jugendlichen würden diese Angebote ablehnen. Sie hätten keinen Bock auf regelmäßigen Sport, denn dann hätten sie ja auch einen Verein gehen können, argumentieren die Jugendlichen. Sie würden stattdessen lieber am Südermarkt mit anderen abhängen und chillen.
