Strompreise: Energieversorger rechnen auch in SH mit starkem Anstieg
Kommunale Energieversorger rechnen damit, dass Strom im kommenden Jahr deutlich teurer wird. Bei einigen Stadtwerken könnte er fast doppelt so viel kosten. Wie stark die Preise steigen, hängt davon ab, wann die Unternehmen Strom eingekauft haben.
Bundesweit rechnen kommunale Energieversorger mit einem starken Anstieg der Strompreise im kommenden Jahr. Auch in Schleswig-Holstein müssen sich die Menschen darauf einstellen, dass sie deutlich mehr für ihren Strom zahlen müssen.
Preisanstieg zwischen 50 und 100 Prozent
Die Stadtwerke Elmshorn, die etwa 35.000 Kunden mit Ökostrom versorgen, erhöhen ihre Preise zum Jahreswechsel um rund 60 Prozent, sagte Werkleiter Sören Schuhknecht. Statt 30 Cent pro Kilowattstunde Ökostrom werden dann 50 Cent fällig. Die Stadtwerke Norderstedt heben ihre Preise pro Kilowattstunde Strom ab Dezember von 30 auf 55 Cent an. Das ist ein Plus von mehr als 80 Prozent. Die Stadtwerke in Heide gehen sogar von 100 Prozent aus. Kundinnen und Kunden müssen dann also den doppelten Preis zahlen. Frank Günther, der Geschäftsführer der Versorgungswerke Bordesholm, rechnet mit einem Preis zwischen 45 bis 50 Cent. Das Unternehmen habe seinen Strom langfristig eingekauft, betont er.
Unterschiedliche Einkaufsstrategien
Auch andere Sprecher erklären die Differenzen zwischen den Versorgungswerken damit, dass sie den Strom am Markt zu unterschiedlichen Zeiten und damit zu unterschiedlichen Preisen eingekauft haben. Manche Unternehmen haben 2021 oder sogar 2020 langfristige Verträge abgeschlossen und den Strom damals zu einem günstigeren Preis eingekauft. Andere fahren eher eine kurzfristige Strategie und müssen nun vor allem den teuren Strom zukaufen.
Teuerung durch Gaspreis und abgeschaltete Atomkraftwerke
Dass der Strom generell teurer wird, liegt zum Teil daran, dass viel Strom über Gaskraftwerke produziert und von da aus zu einem sehr hohen Preis ins Netz eingespeist wird. Außerdem spielt laut einigen Stadtwerke-Sprechern die Lage in Frankreich eine Rolle. Normalerweise liefert das Nachbarland eine große Menge Strom nach Deutschland. Momentan laufen in Frankreich aber zahlreiche Atomkraftwerke nicht, weil die Flüsse, die die Kraftwerke normalerweise kühlen, zu wenig Wasser haben. Deshalb versorgt Deutschland Frankreich ausnahmsweise mit Strom. Die Nachfrage steigt also, was den Preis in die Höhe treibt.
"Das ist immer eine Strategiefrage und am Ende auch ein bisschen eine Glücksfrage", so Günther. Man könne mit langfristigem Einkauf richtig liegen, zu Beginn der Corona-Krise sei das aber zum Beispiel eher von Nachteil gewesen. "Man kann das nicht vorhersehen."