Streik: Einen Tag lang kein Sport in Schwentinental
Streiks in Sportvereinen kommen nicht allzu oft vor. Die beiden Klubs TSV Klausdorf und Raisdorfer TSV aus Schwentinental bei Kiel wollen die Politik dadurch aber zum Handeln auffordern.
Tropfende Wasserhähne, aus der Wand hängende Stromkabel, Schäden an Wänden und Hallenböden: Die Liste an Mängeln in den Sportstätten in Schwentinental (Kreis Plön) ist aus Sicht der beiden Vereine lang. Deshalb gab es am Donnerstag keine Sportangebote beim TSV Klausdorf und beim Raisdorfer TSV. Es wird gestreikt.
Vereine fordern mehr Ausgaben für Sportanlagen
In einem Flyer zur Ankündigung des Streiks heißt es: "Zu jederzeit muss gewährleistet werden, dass die Sportlerinnen und Sportler die Sportstätten problemlos nutzen können." Zum Beispiel in der Turnhalle der Albert-Schweizer-Schule sehen die Vereine allerdings dringenden Handlungsbedarf. Der erste Vorsitzende des TSV Klausdorf, Dietmar Luckau, erklärt warum: "Die Kernproblematik ist nach unserer Wahrnehmung, dass ein großer Teil unserer Kommunalpolitiker die Sportvereine eher als Forderer und nicht als Förderer des Zusammenhalts sieht.“ Es gebe zu wenig Geld für die Sportanlagen, die Stadtvertretung ziehe sich immer wieder auf andere Bereiche wie Kitas und freiwillige Feuerwehr zurück.
Bürgermeister Haß: Unterstützung trotz anderer Prioritäten
Vorwürfe, die Schwentinentals Bürgermeister Thomas Haß zwar grundsätzlich nachvollziehen kann, aber letztlich entschieden zurückweist. "Dass es im Moment nicht ausreichend erscheint", so Haß mit Blick auf nötige Investitionen in die Sportstätten, "kann ich durchaus verstehen. Aber wir haben in Verwaltung und Politik in den vergangenen Monaten andere Prioritäten setzen müssen." Damit meint der Bürgermeister unter anderem die Bewältigung der Corona-Pandemie und aktuell die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine.
Dennoch unterstütze die Stadt die Sportvereine wo immer möglich, sagt Haß: "Es ist zum Beispiel so, dass wir eine Pauschale für jeden Jugendlichen in den Vereinen raus geben von 7,50 Euro im Jahr. Das findet auch weiterhin statt, das darf man nicht vernachlässigen." Kleinere Mängel in den Sportstätten wie kaputte Türen würden auch kurzfristig ausgebessert. Größere Projekte seien Teil der mittelfristigen Finanzplanung für die kommenden Jahre.
Sanierungsstau in Millionenhöhe in Schleswig-Holstein
Die Erneuerung von Sportanlagen ist ein Thema, das auch andere Vereine und Kommunen in Schleswig-Holstein umtreibt. Laut zuständigem Innenministerium ist etwa ein Drittel der mehr als 3.000 Sportstätten sanierungs- oder modernisierungsbedürftig. In einer Befragung wurde ein Finanzierungsbedarf von rund 81 Millionen Euro festgestellt. Seit 2015 hat das Land nach Angaben eines Ministeriumssprechers die Kommunen mit etwa 50 Millionen Euro aus verschiedenen Förderprogrammen für ihre Sportanlagen unterstützt. "Das Volumen der Anträge war in den vergangenen Jahren höher als die zur Verfügung stehenden Mitte", so der Sprecher.
Positiv-Beispiel Gettorf
Auch der Landessportverband (LSV) sieht weiterhin Nachholbedarf, hebt aber auch positive Entwicklungen hervor. "Ich denke da an die Gemeinde Gettorf, wo ein großes Sportzentrum entstanden ist, mit mehreren Sportplätzen, Gastronomie, Spielplätzen und vielem mehr", sagt LSV-Geschäftsführer Thomas Niggemann, der erneut die Bedeutung der Vereine für Gesundheit und sozialen Zusammenhalt hervorhebt. Deshalb dürfe der Sport in den Planungen der Kommunen nicht nach hinten rutschen, so Niggemanns Appell.