Schwartauer bringen Spenden an polnisch-ukrainische Grenze
Viele Initiativen aus Schleswig-Holstein sammeln Spenden für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Eine Aktion in Bad Schwartau hat zwei Mitarbeiter des Bauhofs auf einen unverhofft langen Road-Trip geschickt.
Diesen "Arbeitstag" werden Matthias Wulf und Jörg Lehmann nicht so schnell vergessen. Die beiden Bauhof-Beschäftigten hatten sich grundsätzlich bereit erklärt, einen Hilfstransport mit einem städtischen Laster in die polnische Partnerstadt von Bad Schwartau zu fahren. Czaplinek heißt der Ort, der liegt rund 500 Kilometer von Schwartau entfernt. Am nächsten Morgen fanden die beiden sich im 1.200 Kilometer entfernten Wlodawa wieder, direkt an der polnisch-ukrainischen Grenze. Mit dicken Augenringen und dem Gefühl, das Richtige getan zu haben.
Bad Schwartauer Grenz-Connection
Verantwortlich für den spontanen XXL-Roadtrip ist Yvonne Grube. Die gebürtige Polin hatte die Schwartauer Hilfsaktion wenige Tage zuvor ins Leben gerufen. "Mein Bruder wohnt direkt im Grenzgebiet zwischen Polen, der Ukraine und Belarus und sorgt dafür, dass die Spenden direkt dort ankommen, wo sie gebraucht werden - an der ukrainischen Grenze." Der kurze Versuch der beiden Fahrer, doch nach Czaplinek zu fahren, er wird von Yvonne Grube sofort im Keim erstickt. "Das geht nicht, ihr müsst an die Grenze, dort warten alle auf euch."
Mit dem Baufahrzeug durch die Nacht
Die Männer tragen es mit Fassung. "Das wird meine Frau nicht besonders witzig finden", sagt Matthias Wulf - "aber was soll's." Ähnlich sieht es sein Kollege Jörg Lehmann. "Das ist jetzt nicht unbedingt das richtige Auto für einen langen Road-Trip", meint er. Das Radio kaputt, die Kunstledersitze nicht sonderlich bequem, Tempomat: Fehlanzeige. "Außerdem macht der höchstens 90 Klamotten", lacht er und steigt ein.
Rund 1.200 Kilometer fahren die beiden Kollegen mit dem 7,5-Tonner bis an die ukrainische Grenze. "Am Anfang war noch alles gut", sagt Matthias Wulf. "Aber nachher hat sich das ganz schön gezogen." Ab Warschau: immer wieder kurze Schneeschauer. "Da kam dann auch echt die Müdigkeit dazu, aber wir haben uns bestens unterhalten." 16 Stunden nach dem Start in Bad Schwartau treffen sie in Wlodowa ein und werden schon erwartet.
Rathaus wird zum Spendenlager
Am Rathaus von Wlodowa wedelt Janusz Ratkowski aufgeregt mit den Armen, als er den Transporter aus Bad Schwartau sieht. "Hier könnt ihr ausladen, bitte", sagt Yvonne Grubes Bruder, der nur wenige Kilometer entfernt wohnt. Ein paar Minuten später tauchen wie aus dem Nichts mehr als 20 Helferinnen und Helfer auf, die den 7,5-Tonner entladen. "Das ist echt der Hammer, was für eine Hilfsbereitschaft hier in Polen für die Menschen aus der Ukraine zu sehen ist", freut sich Matthias Wulf.
Nach 20 Minuten sind sämtliche Hilfsgüter ausgeladen. Windeln, Babynahrung, Kinderwagen, Koffer, Nahrungsmittel, Medikamente werden im großen Sitzungssaal sortiert und dann weiter geschickt. "Ich muss ganz ehrlich zugeben: Am Anfang war ich nicht ganz so begeistert von der Aktion. Aber wenn ich jetzt sehe, wofür wir das gemacht haben, dann war das auf jeden Fall die richtige Entscheidung hier her zu fahren", meint Matthias Wulf. Für ihn und seinen Kollegen Jörg Lehmann geht es nun direkt wieder zurück nach Bad Schwartau. 1.200 Kilometer Richtung Westen - mit Tempo 90.
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