Schüler packen an: Neues Leben für alte Schul-Computer
An der Gemeinschaftsschule in Todenbüttel (Kreis Rendsburg-Eckernförde) modernisieren Schülerinnen und Schüler eigenständig ihre alten Schul-PCs. In einem Video teilen sie ihr Wissen mit anderen Schulen.
Bunte Kabel hängen zwischen kleinen Klemmen und Mini-Schrauben in dem PC-Gehäuse. In den Lötstellen der Platine glitzert die Deckenbeleuchtung des Klassenzimmers. Malte legt den Schraubenzieher zur Seite, mit dem er die PC-Abdeckung gelöst hat, und sieht sich die einzelnen Bauteile genau an. "Jetzt muss man ja wissen, was man da rausnimmt", sagt er.
"Mit der Zeit fuchst man sich rein"
Am Nebentisch guckt auch Piet in das Innere eines alten Schul-PCs und erinnert sich: "Das erste Mal sah das alles nach einem großen Durcheinander aus, aber mit der Zeit fuchst man sich da so rein."
Viel gelernt in einem Halbjahr
Mittlerweile haben sich alle in der Schul-AG in das PC-Bau-Projekt reingefuchst. Seit vergangenem Sommer schrauben Schülerinnen und Schüler aus der neunten und zehnten Klasse an veralteten PCs aus ihrem Computerraum. Sie sind so etwas wie die IT-Firma der Dörfergemeinschaftsschule Todenbüttel. In der freiwilligen Doppelstunde am Nachmittag modernisieren sie immer zu zweit einen alten Schul-PC.
Dass hier auch mal ein Lehrer eine Rolle gespielt hat, kann man sich kaum vorstellen, so selbstverständlich zerlegen die Schülerinnen und Schüler die alten Rechner in deren Einzelteile. "Ich brauch' gar nichts mehr sagen", meint der Leiter der AG, Stefan Meßfeldt: "Die haben sich sogar schon mehrere Nachmittage extra hier in der Schule getroffen."
Geld und Ressourcen sparen
Piet und sein Mitschüler Ole haben nun das alte Mainboard, die Hauptplatine, von den Kabeln getrennt und die Schrauben aus der Halterung gedreht. Auf einem Tisch an der Wand hinter ihnen stapeln sich die alten Platinen und Grafikkarten von ihren vorherigen Bastelstunden. Dann legt Ole das Mainboard dazu. Piet packt die neuen Teile aus, die sie gleich verbauen wollen: Mainboard, CPU, Arbeitsspeicher und Festplatte. Dadurch soll der PC schneller werden und gleichzeitig weniger Strom verbrauchen.
Ein komplett neuer PC koste über 500 Euro, sagt Lehrer Stefan Messfeldt. Für die neuen Einzelteile würden sie hingegen nur gut die Hälfte des Geldes ausgeben. Das findet auch Ole sinnvoll: "Das ist erst mal 'ne spaßige Sache und man spart Ressourcen. Und das ist ja auch umweltschonender als wenn man die alten PCs einfach wegschmeißen würde." Denn: Gehäuse, Netzteil, CD-Laufwerk - das alles können sie weiterverwenden.
Förderung für nachhaltiges Schulprojekt
Für das nachhaltige Projekt hat die Schule sogar Fördergelder bekommen. 5.000 Euro hat die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH (EKSH) gestiftet. Schulleiterin Heike Brunkert freut sich, dass das Projekt so gut ankommt: "Es sind ja auch wirtschaftliche Gedanken, die sie sich machen müssen. Wie komm ich an Materialien? Sie haben auch diese Chip-Krise voll mitbekommen. Dass man nichts bekommt und dass auch Preise gestiegen sind. Das sind ja Sachen, die in Wirtschaft und Politik eine Rolle spielen."
Wissen für andere Schulen durch Erklärvideo
Da viele Schulen oftmals veraltete Computer haben, wollen die Teilnehmenden der PC-AG ihr Wissen mit anderen Schulen teilen. Darum haben sie einen Film über ihr Projekt gemacht. Darin erklären sie detailliert und in einzelnen Schritten, wie sie beim Recyceln der Computer vorgehen. "Ich denk mal, dass das sehr wichtig ist, dass die das auch können. Dadurch können die auch Geld sparen und bei uns wird alles entspannter in Sachen Klima", meint Piet zu ihrem Erklärvideo.
Malte und Charlotte sind nun fast fertig. Die neuen Teile haben sie alle vorbereitet und in das PC-Gehäuse gesteckt. Malte liest aus der Anleitung vor, Charlotte checkt konzentriert die Steckverbindungen. "Wenn das nachher nicht läuft, muss man sonst alles wieder aufschrauben und suchen, wo der Fehler liegt."
Der große Test am Ende
Ob alles läuft, wollen sie jetzt am Nachbartisch prüfen. Sie ziehen die letzte Schraube der Außenklappe fest, dann tragen Piet und Ole ihren modernisierten PC an seinen alten Platz im Computerraum und schließen den Monitor an. "Joa, läuft 1a", sagt Piet. Auf dem Bildschirm springt ein Konfigurationsprogramm an. "Da gucken wir, ob der PC alle Teile erkannt hat. Und der hat alles erkannt, der ist jetzt bereit zur Installation des Systems."
Am Ende des AG-Tages haben sie heute drei PCs aufgerüstet. Und wenn sie mit diesem Projekt fertig sind, haben sie auch schon eine neue Idee: alte Laptops für den Unterricht fit machen.
