Ost-Schrott bei Nord-Schrott: Statuen, Büsten und Panzer als Blickfang
Bei Nord-Schrott in Flensburg wird Altmetall gesammelt, verwertet und weiterverkauft. Zwischen Eisen, Stahl und Aluminium warten einige Überraschungen und erzählen von vergangenen Zeiten.
Es kracht und scheppert, wenn der Greifer des großen Baggers in den Haufen mit verbogenen Aluminiumblechen fährt. Ohrenbetäubender Lärm! Daneben klingeln und klimpern Kleinteile aus Messing vom Förderband. Berge von Metall aller Art auf einem riesigen Areal mit Hallen und Maschinen: Das ist Nord-Schrott in Flensburg. Ankaufen, sortieren, zerkleinern, zwischenlagern und weiterverkaufen - seit 1898.
Lenin und Stalin im Altmetall
Zwei Statuen überragen die Schrotthalden auf dem Gelände: Lenin und Stalin - überlebensgroß, bestimmt sieben bis acht Meter hoch. Doch die beiden prominent platzierten Giganten sind kein politisches Statement der Inhaber des Unternehmens, eher Blickfang und Wertanlage. Nach dem Untergang der Sowjetunion sind sie in Riga vom Sockel gestürzt worden. Sie lagen auf einer Fläche brach, bis sie beim Bau eines Einkaufszentrums störten und durch den Tipp eines Geschäftspartners kurzerhand nach Flensburg verkauft wurden. Für den Transport mussten ihnen Arme, Beine und Köpfe abgetrennt werden, sonst hätten die Helden der russischen Revolution nicht auf den Lkw gepasst.
Wieder zusammengeschweißt stehen die beiden nun zentral auf dem Betriebshof, unübersehbar und 13 Tonnen schwer. "Wir haben damals knapp 40.000 Euro für die beiden Jungs ausgegeben", verrät Thomas Andersen, der Prokurist von Nord-Schrott. Inzwischen sind sie mehr als doppelt so viel wert, denn das Material, eine Messinglegierung, ist kostbar.
Besondere Stücke aussortieren und aufbewahren
Viele kleinere Figuren und Büsten leisten den beiden großen Statuen Gesellschaft: Karl Marx, Dichter, Generäle und christliche Motive von Maria bis Jesus. Vor allem handliche Formate wecken bei Besuchern oft Begehrlichkeiten, doch die sind alle unverkäuflich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Sortierbändern wachen darüber, dass solche besonderen Stücke nicht versehentlich verschrottet werden. "Sowas wird denn mal reingebracht ins Büro, und dann wird entschieden, ob man das aufbewahrt oder nicht. Aber wir sind sehr sammelwütig teilweise", erzählt Andersen.
Kein Freilichtmuseum, aber Fotografieren ist erlaubt
Das Schicksal der Verschrottung bleibt auch einem kleinen Panzer, einer großen Walze, einem mächtigen Anker, einem Feuerwehrleiterfahrzeug und einem Starfighter erspart. Denn all das ist - wie die beiden großen russischen Revolutionäre - zwar alt, aber zum Wegschmeißen viel zu schade. Trotzdem ist der Schrottplatz natürlich kein Museum - hier wird gearbeitet. Ständig rollen Sattelschlepper mit Containern voller Metall über den Hof. Gabelstapler fahren eilig hin und her. Da sind spazierende Besucher eigentlich nicht vorgesehen. Aber Kunden, die ihren Schrott abliefern, nutzen fast alle die Gelegenheit, um ein paar Selfies vor den Figuren und Ausstellungsstücken zu schießen. Nord-Schrott bietet sogar Betriebsführungen an, bei denen das Fotografieren ausdrücklich erlaubt ist.
