Nordfeld: Taucher halten historische Schleuse fit
Die Schleuse Nordfeld an der Grenze der Kreise Dithmarschen und Nordfriesland ist fast 90 Jahre alt. Damit sie weiter in Betrieb bleiben kann, sind zurzeit Taucher im Einsatz. Sie kontrollieren und reparieren.
"Alles chico!" Die Stimme von Taucher Nils Marenke krächzt aus dem Funkgerät, das auf dem Deck des Taucherschiffes steht. Gleichzeitig steigen blubbernd einige Atemblasen an der Schleusenmauer an die Oberfläche. Kai Nimz, Tauchermeister vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA), steht an Deck und nickt zufrieden. Dann gibt er mit erhobenem Zeigefinger das Signal an den Kranführer, den letzten sogenannten Dammballen an den orangefarbenen Haltegurten nach oben zu ziehen. Ganz langsam hebt sich das tonnenschwere Ungetüm aus dem trüben Wasser der Eider und schwebt dann wie schwerelos über dem Wehrfeld der Schleuse Nordfeld bei Drage (Kreis Nordfriesland). Ein kleiner Windstoß lässt den sechs Meter langen Metallbalken leicht ins Schwingen geraten. Ein Mitarbeiter legt Hand an, bringt ihn mühelos wieder zur Ruhe und begleitet ihn, bis der Kran den Dammbalken auf einem bereitgestellten Ponton bei den anderen absetzt.
Sanierung heißt Trockenlegung
Die Wehranlage an der Schleuse Nordfeld wurde zwischen 1934 und 1936 gebaut. Sehr massiv, denn sie musste noch den Hochwassern der Nordsee trotzen. Damals gab es noch kein Eidersperrwerk. Bei Sturmfluten drückte das Nordseewasser die Eider rauf. Die Tore der Wehranlage mussten eine Menge aushalten und sind entsprechend massiv gebaut. Doch der Zahn der Zeit nagte auch an ihnen. Und nun müssen die Tore untersucht und, wenn nötig, saniert werden. "Und wenn wir da ran wollen, dann müssen die Wehröffnungen trockengelegt werden. Und dafür stapeln wir die Dammbalken übereinander, um die Wehröffnung leerpumpen zu können", erklärt Cilly Basylewicz, Projektleiterin der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. "Und jetzt sind wir fertig und bauen alles wieder zurück."
Sicherheit ist oberstes Gebot
Die Arbeiten unter Wasser sind nicht ohne Risiko. "Das Wasser ist hier extrem trübe", sagt Tauchermeister Kai Nimz. "Man sieht so gut wie gar nichts. Und dann muss man einen dieser Dammbalken an den Haken hängen, damit er raufgezogen werden kann. Und das alles mit dicken Handschuhen. Da kann immer mal was passieren." Für Nimz gilt deshalb höchste Konzentration, bis sein Taucher Nils Marenke wieder an Bord ist. "Wenn ich ein Kommando nach unten gebe, wird das auch immer noch Mal wiederholt, damit ich weiß, dass er alles richtig verstanden hat." Denn die Verbindung nach unten zum Grund der Eider ist nicht besonders gut. "Und es kann immer mal sein, dass der Luftschlauch eingeklemmt wird oder noch schlimmer, der Taucher selbst, weil sich was gelöst hat. Da hilft dann die Erfahrung, um Ruhe zu bewahren." Doch es geht alles gut. Der gelbe Taucherhelm von Nils Marenke erscheint an der Wasseroberfläche und er klettert an Bord.
Arbeit unter Wasser im Winter, Trubel auf dem Wasser im Sommer
"Klar war das Wasser kalt," sagt Taucher Marenke, als er sich den gelben Taucherhelm abnimmt. "Und es ist auch ziemlich anstrengend, da unter Wasser ohne Sicht und mit den ganzen Klamotten zu arbeiten, aber es macht Spaß." Dabei schält er sich mühsam aus seinem schweren Taucheranzug. Ohne seinen Einsatz und den seines Teams müsste die Schleuse Nordfeld irgendwann aus Sicherheitsgründen länger oder ganz geschlossen werden. Die regelmäßigen Inspektionen sorgen dafür, dass kleinere Reparaturen gemacht werden können, bevor größere Schäden entstehen.
Die Schleuse Nordfeld ist gerade für Freizeitskipper eine ganz wichtige Verbindung, um zu den Freizeithäfen entlang der Eider oder zurück in die Nordsee zu gelangen. Ohne eine funktionstüchtige Schleuse säßen sie fest, entweder auf der einen oder auf der anderen Seite. "Aber wie hat Nils das doch eben so passend gesagt", sagt Projektleiterin Cilly Basylewicz mit freudiger Stimme, "jetzt ist erstmal alles wieder Chico!"