Neue Corona-Maßnahmen in Flensburg und im Kreis Pinneberg
In der Stadt Flensburg und im Kreis Pinneberg gelten seit Montag verschärfte Corona-Regeln. Am Wochenende war dort nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) der Schwellenwert von 200 überschritten worden.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche stieg am Sonnabend nach Angaben des RKI in Flensburg auf 203,0, im Kreis Pinneberg auf 202,1.
Stadt Flensburg führt erweiterte Maskenpflicht an belebten Orten ein
Die Stadt Flensburg entschied nach Beratungen mit dem Gesundheitsministerium in Kiel, dass eine erweiterte Maskenpflicht zunächst ausreicht. Gemäß der neuen Allgemeinverfügung, die seit Montag gilt und bis zum 14. Februar gültig ist, ist ein Mund-Nasen-Schutz in Bereichen im Stadtgebiet verpflichtend, in denen mit einem erhöhten Personenaufkommen zu rechnen ist. Das sind:
- ZOB und Bahnhofsvorplatz
- mehrere Straßen in der Innenstadt
- mehrere Straßen im Stadtteilzentrum Mürwik
- mehrere Straßen im Stadtteilszentrum Engelsby
- Hafenbereich
- Strand Solitüde und Strand Ostseebad
Im Kreis Pinneberg gelten weitere Einschränkungen
Der Kreis Pinneberg orientiert sich nach eigenen Angaben an den allgemeinen Empfehlungen des Gesundheitsministeriums bei Überschreiten der 200er-Inzidenz. Gemäß der neuen Allgemeinverfügung, die seit Montag gilt und bis zum 31. Januar gültig ist, gelten folgende Maßnahmen:
- Erweiterung der Mund-Nasen-Schutz-Pflicht: für Erwachsene auf allen Spielplätzen im Kreis, im Gebiet um den Tornescher Bahnhof und auf den S-Bahnhofsvorplätzen in Halstenbek
- Begrenzung des Tagestourismus: Betretungsverbot der Naherholungsgebiete Himmelmoor, Holmer Sandberge, Hetlinger Schanze
- Einzelhandel: nur noch eine Person darf einkaufen (Ausnahme: Kinder unter 14 Jahren dürfen mit ins Geschäft, sofern es keine Betreuungsalternative gibt)
- Gastronomie: Abholung bestellter Speisen und Getränke nur noch nach vorheriger Terminvereinbarung
- Bestattungen und Trauerfeiern: max. 15 Personen
- Schulen: Betretungsverbot außerhalb des Schulbetriebs
- Pflegeheime: allgemeines Betretungsverbot (Ausnahmen: eine registrierte Besuchsperson pro Einwohner, Besuch von Schwerstkranken und Sterbenden, u.a.)
Um das Verbot des Tagestourismus in den betroffenen Gebieten durchzusetzen, werden laut Ordnungsamt Hinweisschilder aufgestellt und Metallabsperrungen installiert. Außerdem sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes unterwegs und kontrollieren Personen, die trotzdem in die Gebiete kommen. Unstimmigkeiten gibt es noch bei der Frage, was als Tagestourismus gilt. Der Kreis Pinneberg fasst darunter auch Anwohner, die spazieren gehen oder ihren Hund Gassi führen. Der Ordnungsamtsleiter will diese Punkte aber nochmal mit dem Kreis diskutieren.
Bei weiterem Anstieg: 15-Kilometer-Radius
Wenn die Zahlen dann weiter steigen, schränkt die Landesverordnung auch private Ausflüge im Umkreis von 15 Kilometern ein. "Es gibt für diese Maßnahme aber keinen Automatismus", hatte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am 11. Januar gesagt. Man werde im Einzelfall schauen, ob es ein isoliertes Ausbruchsgeschehen gebe oder das Virus breit in der Bevölkerung zirkuliere. Spätestens nach 10 Tagen müsste dieser nächste Schritt erfolgen. Berufliche Fahrten und Besuche enger Familienmitglieder bleiben aber erlaubt.
Diffuses Infektionsgeschehen im Kreis Pinneberg
Im Kreis Pinneberg lassen sich laut einer Sprecherin rund 30 Prozent der Infektionen auf mehrere Ausbruchsgeschehen in verschiedenen Pflegeeinrichtungen zurückführen. 70 Prozent der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen seien allerdings auf ein diffuses Infektionsgeschehen zurückzuführen, weshalb weitere Einschränkungen nötig seien: "Mir ist bewusst, dass diese Maßnahmen einen weiteren Eingriff in die Freiheitsrechte für die Menschen im Kreis Pinneberg bedeuten", so Landrätin Elfi Heesch. Sie hoffe, dass diese Maßnahmen nicht verlängert werden müssen, allerdings gelinge das nur, wenn sich alle konsequent daran hielten.
Anstieg in Flensburg offenbar auf Silvesterfeier zurückzuführen
In Flensburg geht etwa die Hälfte der Fälle auf eine Silvesterfeier zurück, die Leiharbeiter zweier Firmen gefeiert hatten. Darüber hinaus gebe es zahlreiche neue Fälle bei Menschen, die ihre Familien im Ausland besucht hätten, teilte Oberbürgermeisterin Simone Lange auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein mit. Außerdem bestätigte die Berliner Charité zumindest in einem Fall, dass die britische Virusmutation B 1.1.7. in Flensburg nachgewiesen wurde. Diese Variante gilt als besonders ansteckend.
Was passiert, wenn Zahlen wieder unter 200 liegen?
Laut RKI liegen die Inzidenzen im Kreis Pinneberg und in Flensburg inzwischen bei 199,0 (Kreis Pinneberg) und 190,8 (Flensburg). Trotzdem werden die Regeln beim Unterschreiten der 200er Inzidenz nicht sofort zurückgenommen, heißt es von der Stadt Flensburg. Insofern sei es auch unerheblich, dass Flensburg nach der eigenen Rechnung am Samstag nur bei einer Inzidenz von 194 gelegen habe - im Gegensatz zu den Angaben des RKI. Es soll einen Übermittlungsfehler gegeben haben, der noch nicht genau geklärt ist. Die Lage sei ernst, so ein Sprecher, besonders da die britische Mutation in der Stadt nachgewiesen worden sei. Deshalb komme es jetzt nicht darauf an, ob Flensburg den Wert überschreite oder kurz davor sei. Auch im Kreis Pinneberg gelten die neuen Maßnahmen weiter, wenn der Inzidenzwert weiter sinken sollte.
