Polizisten sind auf dem Heider Südermarkt unterwegs. © ^NDR

Jugendgewalt am Südermarkt - Heide sucht Lösungen

Stand: 07.06.2022 11:24 Uhr

Seit Wochen treffen sich am Südermarkt Jugendgruppen, immer wieder muss die Polizei gerufen werden - wegen Bedrohungen, Prügeleien oder Raubüberfällen.

von Carsten Rauterberg

Heides Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat (SPD) hat das Thema Jugendgewalt am Südermarkt zur Chefsache gemacht. Er hat für Dienstag zu einem Runden Tisch eingeladen. Heides Polizeichef Uli Kropp hatte bereits vor drei Wochen eine Zusammenarbeit aller verantwortlichen Behörden in Heide gefordert. Allein könne die Polizei das Problem Südermarkt nicht lösen, so Kropp. Es gab bislang immer wieder einzelne Gespräche zwischen der Stadt Heide und der Polizei, zwischen der Stadt und dem Jugendamt und auch in den politischen Gremien wurde über das Problem Südermarkt diskutiert. Dabei kamen bereits erste Vorschläge auf den Tisch: Streetworker, Überwachungskameras und eventuell zusätzliche Freizeitangebote für die Jugendlichen. Heute soll besprochen werden, was konkret gemacht werden soll.

Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat sagte: "Wir sind der Polizei sehr dankbar für ihre Arbeit und für ihre regelmäßige Präsenz am Südermarkt. Jetzt müssen wir gemeinsam Maßnahmen besprechen, damit sich alle Heiderinnen und Heider und unsere Gäste am Südermarkt wieder wohlfühlen können. Wir werden unsere Innenstadt nicht aufgeben. Wir werden dafür kämpfen, dass unsere Innenstadt wieder ein friedlicher Ort ist." Anfang April hatte die Polizei-Direktion den Südermarkt zum sogenannten "Gefährlichen Ort" erklärt, das heißt: Die Beamten dürfen dort ohne konkreten Verdacht  Personen kontrollieren und durchsuchen. Die Einstufung zum "Gefährlichen Ort" hatte die Polizei jetzt um drei Monate verlängert.    

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Polizisten sind auf dem Heider Südermarkt unterwegs. © ^NDR

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Jugendamt will Analyse

Auch beim Kreis Dithmarschen ist der Heider Südermarkt Thema. Der dafür zuständige Jugendhilfeausschuss beriet in der vergangenen Woche, wie man die Situation beruhigen kann. Zunächst soll die Lage am Südermarkt analysiert werden. Das Jugendamt hat den Verein "Kieler Antigewalt-und Sozialtraining" beauftragt. Die Mitarbeiter sollen sofort mit ihrer Arbeit in Heide beginnen und bis zum 8.Juli bleiben. Jugendamtsleiter Bernd Holtschneider sagte NDR Schleswig-Holstein: "Die Mitarbeiter sollen herausfinden: Was sind das für Jugendgruppen? Warum treffen die sich am Südermarkt? Und warum kommt es dort immer wieder zu Gewaltausbrüchen? Und die Fachleute sollen auch mit den Jugendlichen selbst sprechen, was sie vielleicht für Vorschläge haben." Holtschneider ergänzte, man wolle in der Sache keinen Aktionismus, sondern eine passgenaue Lösung. Daher habe man sich für den Weg entschieden - erst eine Analyse und dann die Maßnahmen. Die Fachleute sollen dann nach Abschluss ihrer vier Wochen in Heide ihre Studie im Jugendhilfeausschuss vorstellen.

Einzelhändler sind genervt

Es sind Gruppen von meist männlichen Jugendlichen, die sich ab dem Nachmittag auf dem Südermarkt treffen - und sich dort auch immer mal wieder prügeln. Das sorgt auch bei Heides Einzelhändlern für schlechte Stimmung. Ingo Schallhorn hat in der Großen Westerstraße in der Nähe des Südermarkts ein Elektro-und Deko-Geschäft. "Ich bin entsetzt und erschrocken, dass so etwas in unserer schönen Stadt Heide möglich ist. So was kennen wir eigentlich nicht und da machen wir uns natürlich schon Sorgen." Schallhorn ist auch Vorsitzender des Wirtschafts-und Gewerbevereins Heide (WGV). Regelmäßig spreche er mit seinen Kolleginnen und Kollegen über das Thema. "Viele Einzelhändler befürchten Folgen für das Image unserer Stadt. Denn Heide ist jetzt leider mit dem Südermarkt in den Medien und da befürchten viele, dass dadurch Kunden wegbleiben." Schallhorn selbst bekommt auch schon mit, wie sich das Verhalten einiger Bürgerinnen und Bürger ändert. "Das ist bei uns im Laden immer wieder Thema, die Leute haben schon Angst und es gibt einige Kunden, die mögen da nicht mehr über den Südermarkt gehen, die lassen sich dann mit dem Auto hier bei uns vor das Geschäft fahren."   

Keine Patent-Rezepte

Heides Einzelhändler sind dankbar für die starke Polizei-Präsenz in der Innenstadt. Die Beamten werden regelmäßig zum Südermarkt gerufen, über 40 Straftaten wurden dort in einem Zeitraum von vier Wochen angezeigt: Bedrohung, Raubüberfällen und immer wieder Prügeleien. Laut Ingo Schallhorn vom WGV macht die Polizei einen "Super-Job". Das sei ganz wichtig, auch als Signal an die Jugendlichen. Aber die Beamten könnten das Problem nicht allein in den Griff bekommen. "Wir Geschäftsleute haben da natürlich auch kein Patent-Rezept. Und wir wollen die Jugendlichen da ja auch nicht alle vom Südermarkt wegschicken. Aber vielleicht haben die jungen Leute auch viel Freizeit und wissen nichts damit anzufangen. Vielleicht brauchen die eine sinnvolle Beschäftigung, aber wir sind ja keine Fachleute, da sind wohl auch Pädagogen  gefordert."

Schallhorn ist beim Runden Tisch als Vertreter der Einzelhändler mit dabei, wenn Politiker, Stadtverwaltung, Vertreter der Schulen und des Lokalen Bündnisses für Familie und der Polizei nach Lösungen suchen. Seine Hoffnung: "Wir müssen es gemeinsam schaffen, dass sich alle Bürger wieder in unserer schönen Stadt sicher fühlen, auch auf dem Südermarkt und die Leute wieder gerne in unsere schöne Innenstadt kommen."

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 07.06.2022 | 08:30 Uhr

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