Drei wehende Flaggen vor dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel © NDR Foto: Fin Walden

IfW Kiel erwartet Rückgang der Wirtschaftsleistung

Stand: 08.09.2022 20:12 Uhr

Die gestiegenen Energiepreise werden sich längerfristig auf das deutsche Bruttoinlandsprodukt auswirken. Davon geht das Kieler Institut für Weltwirtschaft in seiner aktuellen Herbstprognose aus.

Die Expertinnen und Experten vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnen damit, dass im kommenden Jahr das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um voraussichtlich 0,7 Prozent zurückgehen wird. Ein Grund dafür sind laut IfW die gestiegenen Energiekosten nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Ursprünglich war vom Institut ein deutlicher Aufschwung prognostiziert worden.

Deutschland wird durch Energiekrise ärmer

Der Vizepräsident und Konjunkturchef des IfW, Stefan Kooths, erklärt die abgeschwächte Prognose: "Die Energiekrise macht einer sonst zu erwartenden kräftigen postpandemischen Erholung einen Strich durch die Rechnung. Die teuren Energieimporte bedeuten, dass Deutschland nun einen weitaus größeren Teil seines erwirtschafteten Einkommens ins Ausland überweisen muss als bislang. Deutschland wird dadurch insgesamt ärmer." Das schlägt sich auch in den neuen Prognosen nieder. Zwar gibt es für das laufende Jahr noch ein Plus von 1,4 Prozent beim BIP, aber auch das liegt schon 0,7 Prozent unter den Erwartungen.

Prof. Dr. Stefan Kooths © NDR
Prof. Dr. Stefan Kooths vom IfW prognostiziert, dass die gestiegenen Energiekosten der deutschen Wirtschaft weiter schaden werden.

Das Problem bleiben laut IfW die gestiegenen Rechnungen für Energie-Importe. Für dieses Jahr rechnet das Institut mit voraussichtlich 123 Milliarden Euro Mehrkosten, für 2023 mit weiteren 136 Milliarden Euro. Dieses Geld fließt direkt für Energiekosten ins Ausland und fehlt dann den Unternehmen in Deutschland spürbar.

Kaufkraft so niedrig wie nie seit Wiedervereinigung

Auch Privathaushalte sind laut Koohts von den Auswirkungen betroffen. Die gestiegenen Energiepreise kommen demnach erst verzögert bei den Verbrauchern an und blieben für eine geraume Zeit auf einem hohen Niveau. Das IfW erwartet für das kommende Jahr eine Inflationsrate von 8,7 Prozent - dadurch verliert das Geld weiter an Wert. Das Institut geht davon aus, dass die sogenannte Kaufkraft so stark einbrechen wird, wie noch nie seit der Wiedervereinigung.

Entlastung nur bedingt erfolgreich

Die Maßnahmen der Politik bringen laut Kooths auch nur wenig Entlastung: "Mit seinen Entlastungspaketen kann der Staat die Lasten daher nur umverteilen, aus der Welt schaffen kann er sie nicht". Der Vizepräsident fordert eher eine strategische Neuausrichtung und Klarheit über eine langfristige Energieversorgung. Eine Verbesserung des BIP erwartet das IfW erst wieder für das dritte Quartal des kommenden Jahres, für 2024 geht das Institut dann wieder von einem größeren Zuwachs auf 1,7 Prozent aus.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 08.09.2022 | 19:30 Uhr

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