Hotspot Dithmarschen: So ist die Corona-Lage mit Inzidenz über 600
Die Omikron-Variante und eine Party im Kreis Dithmarschen sorgen dafür, dass die Zahl der Neuinfektionen explodiert. Die Inzidenz ist nicht nur die höchste in Schleswig-Holstein, sondern auch bundesweit fast am höchsten.
Anfang Dezember war die Corona-Lage im Kreis Dithmarschen noch entspannt. Lange Zeit galt der Kreis mit einem Inzidenzwert unter 100 als Vorbild in Schleswig-Holstein. Doch innerhalb nur eines Monats hat sich die Situation komplett gedreht. Am Montagabend (3.1.) lag die Inzidenz bei 636. Im bundesweiten Vergleich steht der Kreis Dithmarschen laut Covid19-Dasboard des Robert Koch-Instituts (RKI) damit auf Platz zwei. Nur im thüringischen Ilm-Kreis ist der Wert laut RKI mit 645 noch höher.
Tanzveranstaltung gilt als möglicher Auslöser
Eine Tanzveranstaltung in Meldorf am vierten Adventswochenende soll laut Landrat Stephan Mohrdieck vermutlich Auslöser für den starken Anstieg der Corona-Zahlen seien. Viele der Neuinfizierten hätten dem Gesundheitsamt gemeldet, dass sie auf der Party gewesen seien. Wie viele Infektionen sich darauf zurückführen lassen, ist laut einer Sprecherin des Kreises schwierig nachzuvollziehen. Infizierte Partygäste hätten später weitere Kontakte angesteckt. Besucher der Veranstaltung haben nach Angaben der Sprecherin dem Gesundheitsamt gegenüber Bedenken mitgeteilt, dass nicht alle Corona-Schutzmaßnahmen in der Diskothek eingehalten wurden. Dem hat der Veranstalter auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein widersprochen. Das 2G-und Hygiene-Konzept sei konsequent umgesetzt worden.
Westküstenklinikum: Viele Mitarbeiter in Quarantäne
Insgesamt spricht Landrat Mohrdieck von einer sehr dynamischen Lage. "Die Entwicklung hat uns fast überrollt. Das haben wir so nicht erwartet", so der Politiker. Die Lage in den Krankenhäusern dagegen sieht er aktuell noch als überschaubar an.
Das Westküstenklinikum in Heide hat inzwischen wieder eine eigene Coronastation eingerichtet. "Die Zahl der Patienten, die stationär behandelt werden müssen, ist tatsächlich noch gut zu handhaben", so der WKK-Sprecher Sebastian Kimstädt. Größere Sorgen bereite die personelle Lage. Derzeit sind nach Angaben der Klinik 130 Mitarbeiter in Quarantäne. Das sorge für eine angespannte Personalsituation. Deswegen mussten bereits geplante OP's nach hinten geschoben werden. "Wir befürchten einen Versorgungsengpass bei den Patienten, wenn noch mehr der Klinikmitarbeiter in eine 14-tägige Quarantäne müssen", sagte Kimstädt. Er plädiert deshalb für eine Verkürzung der Quarantäne für Kontaktpersonen.
Ausnahmeregelung für Klinikmitarbeiter
Zusammen mit dem Gesundheitsamt hat das Westküstenklinikum nach Lösungsmöglichkeiten gesucht - und auch eine Regel gefunden: Mitarbeitende, die als Kontaktpersonen zurzeit in Quarantäne sind, können ab Tag fünf der Quarantäne wieder eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass sie keine Krankheitssymptome und einen negativen PCR-Test haben. Außerdem müssen sie unter Vollschutz arbeiten können. "Diese Mitarbeitenden müssen nach ihrer Schicht jedoch wieder direkt nach Hause und in die Quarantäne", sagte Renate Dümchen, die den Gesundheitsbereich im Kreis leitet. Laut Kreis lässt das Infektionsschutzgesetz eine solche Regelung zu.
Die Karte zeigt die Belegung der norddeutschen Intensivstationen. Je dunkler sie eingefärbt ist, desto höher ist der Anteil an Covid-19-Patienten. Die Karte zeigt auch, dass einige Intensivstationen auch ohne Corona-Fälle bereits ausgelastet sind.
Bundeswehr unterstützt Gesundheitsamt
Die hohen Corona-Zahlen im Kreis Dithmarschen sorgen auch bei den Behörden für Überlastung. Das Gesundheitsamt kommt nach eigenen Angaben kaum noch mit der Kontaktnachverfolgung hinterher. Die Mitarbeiter werden inzwischen von Soldaten der Bundeswehr bei ihren Aufgaben unterstützt. Rund 30 Arbeitsplätze stehen für die Kontaktnachverfolgung zur Verfügung. Alle seien derzeit besetzt, heißt es vom Gesundheitsamt selbst.
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