Hoffnung in Energiekrise: Mehr Biogas statt russischem Erdgas
Nach einer Studie des Biomasseforschungszentrums ist es möglich, in Deutschland doppelt so viel Biogas zu produzieren wie bisher. Schleswig-Holstein ist laut Studie eines der Länder mit dem größten Potenzial.
Die Bundesregierung bereitet sich seit Monaten auf mögliche Gas-Engpässe vor. Durch den Krieg gegen die Ukraine kommt es zusehends zu Lieferengpässen beim Gas aus Russland. Die Folge: die Gaspreise und Heizkosten steigen. Eine Möglichkeit, russisches Erdgas zumindest zum Teil zu ersetzen, stellt Biogas dar. Bisher nutzt Deutschland nur rund die Hälfte seines möglichen Potenzials aus, wie es in einem Positionspapier des Biomasseforschungszentrums in Leipzig steht.
Mit 863 der insgesamt 9.632 Biogasanlagen Deutschlands (Stand: Oktober 2021) könnte Schleswig-Holstein bei der Biogasproduktion eine Schlüsselrolle spielen. Das lokale Gas wäre nicht nur günstiger als Erdgas, sondern würde auch für Preisstabilität sorgen.
Warum Biogas aus der Region eine Seltenheit ist
Doch die hohen Investitionskosten schrecken viele Biogasbetreiber ab. Landwirtinnen und Landwirte müssten ihre Anlagen umrüsten - viele bestehende Anlagen produzieren aus Biomasse Strom statt Gas. Neben einer Umstellung der Aufbereitung müssten Inhaberinnen und Inhaber auch zu großen Teilen die Errichtung und den Betrieb einer Einspeiseanlange bezahlen. Das ist vielen Interessierten zu teuer.
Durch die Energiekrise ist eine Umrüstung bestehender Produktionsstätten jedoch attraktiver denn je: Derzeit steigt die Nachfrage nach Alternativen zu Gas aus Russland. Bereits 2019 erzeugten Biogasanlagen rund 13,4 Prozent der benötigten Wärme in Schleswig-Holstein. Das geht aus einer Pressemitteilung des Landesverbands Erneuerbare Energien hervor. Mehr erneuerbare Wärme stellte kein anderer Energieträger zur Verfügung.
Umrüstung verursacht Betreibern Kosten in Millionenhöhe

Auch Suno Radtke aus Viöl (Kreis Nordfriesland) möchte seine Biogasanlage umbauen und Gas ins Netz einspeisen. Mit der Abwärme versorgt er bereits etwa 90 Haushalte in Viöl. Die Kosten für die Umrüstung liegen laut Radtke im Millionenbereich. Allein der Anschluss an das Gasnetz kostet den Landwirt 250.000 Euro. "Und das ist noch günstig", sagt Radtke, denn sein Hof liegt nah am örtlichen Erdgasnetz. Gemeinsam mit seinen 80 Gesellschaftern hat er bereits einen Gasnetz-Zugang bewilligt bekommen. Schon in einem Jahr will Radtke das Netz von seinem Hof in Nordfriesland aus mit Biogas versorgen.
Fachverband fordert Kostensenkung für Landwirte
Um mehr Landwirtinnen und Landwirten einen Umbau ihrer Biogasanlagen zu ermöglichen, fordert der Fachverband Biogas, dass ein Anteil der Kosten für den Gasanschluss wie bei der Stromerzeugung auf die Allgemeinheit umgelegt wird. So könne man die Abhängigkeit von Gasimporten deutlich reduzieren, heißt es vom Verband. "Wenn die Biogasanlagen im Land auch Mais nutzen, könnten sie in großem Maße zur Gasgrundversorgung beitragen", sagt Radtke. Doch für den Betrieb in Viöl sei momentan nur die Produktion mit Gülle wirtschaftlich.
