Geflüchtete aus der Ukraine: Was Helfern aus SH fehlt
Als im Frühjahr der Krieg in der Ukraine ausbrach und die ersten Menschen Zuflucht in Deutschland suchten, war die Hilfsbereitschaft riesig. Über die Sommermonate hat das deutlich nachgelassen berichten verschiedene Hilfsorganisationen aus Schleswig-Holstein.
"100 Helfer waren wir im Frühjahr. Jetzt sind es wesentlich weniger geworden und wir ehrenamtlichen Helfer sind ziemlich am Ende", erzählt Birgit Schröder vom Verein Bunte Vielfalt in Bargteheide (Kreis Stormarn). Der Verein kümmert sich um die Unterbringung der Menschen, hilft bei der Erstausstattung und auch Anträgen. Erste Anlaufstelle ist der Laden in der Hamburger Straße. Allein im September suchten hier mehr als 140 Menschen Hilfe.
Bargteheide: Verein wünscht sich mehr Hilfe von der Stadt
Mit den ukrainischen Geflüchteten gibt es vor allem Probleme mit der Sprache. Übersetzer finden sich wenige. Dann muss schon mal der Google Übersetzer herhalten oder der Besitzer des Nachbarladens helfen. Im kleinen Laden des Vereins stehen die Geflüchteten zum Teil Schlange mit ihren Anfragen. "Die Fülle macht uns zu schaffen. Viele haben auch nicht gleich Vertrauen zu uns. Aber wir helfen, wo wir können", sagt die Vorsitzendes des Vereins Margit Hegenbart. Von der Stadt wünscht sie sich jemanden der die Flüchtlingskoordination übernimmt. Bei der oder dem alle Fäden zusammenlaufen.
Henstedt-Ulzburg: Spendenbereitschaft hat nachgelassen
Beim Aktionsbündnis Henstedt- Ulzburg hilft sieht die Lage dagegen entspannter aus. Die Stadt unterstützt, wo sie kann. Für Anträge gibt es inzwischen einen Sozialarbeiter. Auch Übersetzer stehen zur Verfügung. Was ein bisschen fehlt, ist die Spendenbereitschaft. "Die Annahmestelle wurde durch eine Spendenbox ersetzt, weil von Privatleuten kaum noch etwas kommt." erklärt Frank Bueschler von Henstedt- Ulzburg hilft. Eine Lagerhalle werde man nun wieder aufgeben. Alles wird in den Laden im CCU in der Stadt verlegt. Dort können sich Geflüchtete nicht nur zwei Mal in der Woche zu Kaffee und Kuchen treffen, sondern auch Dinge des täglichen Bedarfs und Kleidung abholen.
Vor allem die allgemeine wirtschaftliche Situation vieler, spiegelt sich in dem wider, was an Sachspenden abgegeben wird. Was nicht da ist wird aufgeschrieben und über WhatsApp Gruppen konkret danach gefragt. Dank größerer Geldspenden hat das Aktionsbündnis einen kleinen Geldpuffer.
Kiel: Erst fehlten Spenden, jetzt die Ehrenamtlichen
Nach einem erneuten Aufruf sind bei den Rot-Kreuz-Läden in Kiel inzwischen wieder jede Menge Klamotten und Spielzeug für Bedürftige abgegeben wurden. Doch damit hat die Leiterin der Läden Valeska Wehleit wieder das nächste Problem. "Die helfenden Hände werden nicht unbedingt mehr. Um auch weiterhin kostengünstig die Spenden weitergeben zu können, sind wir auf engagierte Kielerinnen und Kieler angewiesen." Über die Homepage können sich Interessierte informieren und entsprechende Ansprechpartner finden.
Lübeck: "Alles ist mühseliger"
"Alles ist in den letzten Monaten etwas mühseliger geworden." berichtet auch Stefan H. Schenk von der Flüchtlingshilfe Lübeck "Wir haben im Frühjahr spielend in Lübeck 2.000 Schlafsäcke eingesammelt. Wenn wir heute aufrufen kriegen wir vielleicht noch 20. Das heißt wir müssen viel mehr in die Presse, viel mehr wirbeln, um denselben Effekt zu erzielen."
Mehr Flüchtlinge erwartet
Nach Einschätzungen der Landesregierung werden in den nächsten Wochen und Monaten die Zahlen der Geflüchteten weiter steigen. Die Vereine und Aktionsbündnisse wollen deshalb ihre Lager gern wieder etwas auffüllen.